Kralicek geht essen: Wünsch dir was
Irgendwie kann ich dem Drang nicht widerstehen, das neue Jahr mit einem Burgenländerwitz zu beginnen. Um es mir mit meinen burgenländischen Freundinnen und Freunden nicht vollkommen zu verscherzen, werde ich ihn allerdings herkunftsneutral erzählen. Der Witz geht so: Ein Mann begegnet einer guten Fee, die ohne lange Vorrede anbietet, ihm drei Wünsche zu erfüllen. Er denkt lange nach und sagt dann: „Ich wünsche mir ein Bierglas, das nie leer ist!“ Sofort zaubert die Fee ein volles Bierglas herbei, der Mann trinkt es in einem Zug aus – um dann staunend zu beobachten, wie das Glas sich umgehend wieder mit Bier füllt. Er ist begeistert und trinkt noch mehrmals aus dem Zauberglas, immer mit demselben Resultat. Die Fee freut sich, dass ihre Gabe so gut ankommt, und erinnert den Mann nach einiger Zeit daran, dass er noch zwei Wünsche frei hat. Wieder denkt der Mann lange nach, noch länger als beim ersten Mal. Dann fliegt ein seliges Lächeln über sein Gesicht, und er sagt: „I wünsch’ ma no zwa so Glasln!“
Ich mag diesen Witz besonders deswegen so gern, weil das kurzsichtige Handeln, über das man da lacht, etwas zutiefst Menschliches hat. Wenn es um Grundbedürfnisse wie Essen oder – in diesem Fall – Trinken geht, setzt unser Verstand eben gerne einmal aus. Nicht nur angesichts von magischen Perpetuum-mobile-Biergläsern kann vorausschauendes Denken verdammt schwerfallen. Zum Beispiel weiß jeder, dass es seiner Figur und seinen Cholesterinwerten nicht guttut, wenn er dreimal die Woche Schnitzel isst und jedes Mal zwei Krügel dazu trinkt. Aber wenn die Kellnerin dann die Bestellung aufnimmt, wird man trotzdem immer wieder schwach. Die Lust aufs schnelle Glück ist oft einfach stärker als der Gedanke an die Langzeitfolgen – ein Phänomen, das viele auch aus ihrem Sexualleben kennen und letzten Endes dafür verantwortlich ist, dass die Klimakrise so schwer zu bekämpfen ist. Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen will: Sollte die gute Fee einmal zu mir kommen, würde ich mir ein Genuss-ohne-Reue-Menü wünschen. Wie man sich das vorstellen muss?
Als Hauptspeise gibt’s stark fleischlastiges Essen, bei dessen Zubereitung keine Tiere zu Schaden gekommen sind. Es ist so gesund wie Salat ohne Dressing, sein ökologischer Fußabdruck ist so klein wie der eines neugeborenen Zwerghamsters. Dazu werden ununterbrochen alkoholische Getränke aller Art gereicht. Diese haben zwar berauschende Wirkung, sie beeinträchtigen aber weder die Fahrtauglichkeit, noch lassen sie am nächsten Tag den Schädel brummen. Anschließend kommt ein kriminell gutes Dessert auf den Tisch, das nicht dick macht, sondern dem Körper im Gegenteil sogar noch Fett entzieht. Abgeschlossen wird das Menü selbstverständlich mit Kaffee und Zigarette. Wobei das köstliche Verdauungszigaretterl nicht süchtig macht, weshalb man später auch nicht schon wieder so ein deppertes Raucherentwöhnungsseminar besuchen muss. Und die anderen zwei Wünsche? Ein Impfstoff gegen Impfskepsis wäre nicht schlecht. Und natürlich will ich auch so ein Bierglas, das immer voll ist.
In diesem Sinne: Prosit Neujahr!
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