Kralicek geht essen: Die Pizzeria

Die Pizza ist eine Art Universalessen, auf das sich alle irgendwie einigen können.
Wolfgang Kralicek

Wolfgang Kralicek

Neun von zehn Kindern werden, wenn man sie nach ihrem Lieblingsessen fragt, „Pizza“ sagen. (Das zehnte ist leider gerade in Quarantäne, sonst würde es nämlich auch „Pizza“ sagen.) Nun kann dem Geschmacksurteil von Kindern grundsätzlich nicht blind vertraut werden; die Kleinen finden ja zum Beispiel auch Schuhe super, die bei jedem Schritt bunt blinken. In diesem Fall aber haben sie recht: Pizza ist gut. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die Pizza gar nicht mögen. Das hat sie mit dem Wiener Schnitzel gemeinsam – abgesehen davon, dass man die Fangemeinde beim Schnitzel um Vegetarier und Veganerinnen reduzieren muss. Die Pizza ist eine Art Universalessen, auf das sich alle irgendwie einigen können. Ob Kinderparty oder Regierungsklausur: Irgendwann steht überall der Pizzabote vor der Tür. Pizza konnte man sich schon nach Hause oder ins Büro liefern lassen, als das bei allen anderen Speisen noch undenkbar war, und sie ist noch immer das beliebteste Take-away-Gericht.

Das liegt einerseits daran, dass sich Pizza relativ unkompliziert – man braucht nur einen ordinären Karton – transportieren lässt. Andererseits gehört sie zu den Speisen, die man sich eher nicht selbst zubereitet. Ja, man kann auch im heimischen Backrohr Pizza machen; aber dafür, dass es dann meistens eher nicht wie richtige Pizza schmeckt und schon gar nicht so aussieht, ist das eine ziemlich aufwendige Prozedur.

Aus Gründen, auf die hier nicht näher eingegangen werden muss, werden sich viele von uns in den nächsten Wochen noch öfter Pizza holen oder bringen lassen als sonst schon. Das ist übrigens gar nicht so einfach, wie man meinen sollte – denn die Pizzerien machen einem das Bestellen unnötig schwer. Die Speisekarten sind außergewöhnlich umfangreich, und als ob es diesen Lokalen peinlich wäre, dass sie „nur“ eine Pizzeria sind, listen sie auf den ersten Seiten lauter Nicht-Pizza-Gerichte auf: Antipasti, Pasta, Salate, Fisch und dergleichen – als ob nicht eh alle Pizza bestellen würden. Pizzen wiederum werden in so vielen Varianten angeboten, dass man eine Zeit braucht, bis man endlich die bestellt, die man immer nimmt. Die Wahl lässt tief blicken: Sag mir deine Lieblingspizza, und ich sag dir, wer du bist.

Margherita: der Favorit der Puristen und der Feiglinge. Eine Margherita ist die purste Form von Pizza. Mit ihr kann man nichts falsch machen – es ist ja auch praktisch nichts drauf. Die ideale Pizza für Kinder, die ihre Nudeln am liebsten „ohne alles“ haben.

Quattro Stagioni: der Vivaldi unter den Pizzen – eh gut, aber auch eine allzu sichere Nummer. Wer sie bestellt, leidet unter Entscheidungsschwäche. Die Quattro Stagioni ist das Gegenteil der Margherita, eine Pizza „mit alles“.

Diavolo: die Pizza für Draufgänger und Halbstarke. Für den Diavolo-Aficionado ist Essen eine Art Mutprobe. Noch vor dem ersten Bissen leert er großzügig Chili-Öl über seine Pizza. Und bestellt dann Pizzabrot nach, um den Schmerz zu lindern.

Calzone: die Pizza, die sich als riesiges Glückskeks (ohne Sinnspruch) verkleidet. Erste Wahl für Radikal-Individualisten, die es nicht aushalten, dasselbe auf dem Teller zu haben wie die anderen am Tisch. Die Frage ist nur, ob das noch Pizza ist, oder schon eine Charakterschwäche.

Auf Nachfrage verriet uns Kralicek seine Lieblingsbestelladressen in Sachen Pizza:
I Ragazzi Burggasse 6–8, 1070 Wien
Tel. 01/522 63 25, iragazzi.at
La Pausa Neubaugasse 70, 1070 Wien
Tel. 01/522 28 97, lapausa.at

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