Kralicek geht essen: Die Jausenstation

Überlebt hat die Jause hauptsächlich in unseren Wanderrucksäcken, wo die mit Kantwurst, Brot und hartem Ei (oder veganen Substituten) gefüllte Jausenschachtel zur Standardausstattung gehört.

Manche Wörter kommen aus der Mode, obwohl sie noch voll funktionsfähig wären und obendrein auch noch sehr hübsch sind. Dass etwa „Dampfmaschine“, „Klopfstange“ oder „Luftschiff“ nur noch selten verwendet werden, leuchtet ein. Auch für „Videokassette“, „Walkman“ oder „Anrufbeantworter“ gibt es keine Verwendung mehr. Aber was spricht gegen das Wort „Jause“? Die kalte Zwischenmahlzeit, die damit bezeichnet wird, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, aber kaum jemand unter sechzig sagt noch Jause dazu. Schülerinnen und Schüler bekommen keine Jause mehr in die Schultasche gepackt, sondern ein „Pausenbrot“. Und alle anderen nehmen einen „Snack“ zu sich, obwohl eine Jause sie doch genauso satt machte.

Überlebt hat die Jause hauptsächlich in unseren Wanderrucksäcken, wo die mit Kantwurst, Brot und hartem Ei (oder veganen Substituten) gefüllte Jausenschachtel zur Standardausstattung gehört. Entlang von Wanderwegen ist gelegentlich auch noch der ebenfalls vom Aussterben bedrohte Lokaltyp der Jausenstation anzutreffen. Dass es sich dabei um ein in die Jahre gekommenes Konzept handelt, sieht man schon am Namen; sowohl die „Jause“ als auch die „Station“ haben schon bessere Zeiten gesehen. Ihre Hochzeit waren die Sechzigerjahre, als die Kleinfamilie am Wochenende in ihr neu erworbenes Auto stieg und einen Ausflug unternahm. Die Rast in der Jausenstation war dabei ein Fixpunkt; manchmal führte der Weg auch zu einer sogenannten „Backhendlstation“ – einem besonders in der Steiermark früher sehr populären Gastro-Konzept, dem Wolf Haas in seinem Roman „Der Knochenmann“ ein schauriges Denkmal setzte.

Aber was genau ist eine Jausenstation eigentlich? Der Duden verortet das Wort zutreffenderweise als „österreichisch“ und beschreibt es trocken als „kleine Gaststätte“. Eine etwas genauere Definition ist gar nicht so einfach. Die Jausenstation ist ein ländliches Phänomen, im dicht verbauten Gebiet wird man sie schon deshalb nicht antreffen, weil es dort keinen Bedarf gibt: In der Stadt kann man den kleinen Hunger an jeder Ecke stillen. Kulinarisch ist die Jausenstation irgendwo zwischen Buschenschank, Schutzhütte und Gasthaus anzusiedeln; meist wird die Speisekarte der Jausenstation von kalten Gerichten dominiert. Das hat auch damit zu tun, dass viele Jausenstationen nicht von Gastro-Profis betrieben werden, sondern von Bauern, die idealerweise selbst gemachten Speck und Most servieren.

Beim kulinarischen Angebot der Jausenstation gibt es regional wechselnde Schwerpunkte. Grundsätzlich regieren belegte Brote und – genau – die „Brettljause“; auch Kaspressknödel- oder Gulaschsuppe fehlen auf der Karte selten. Nicht zuletzt ist die Jausenstation auch eines der letzten Reservate der „sauren Wurst“; dass dieses ebenso einfache wie schmackhafte Gericht in Gasthäusern immer seltener angeboten wird, ist gerade in Zeiten von Rekordhitzewellen unverständlich. An heißen Tagen gibt es keine erfrischendere Zwischenmahlzeit als eine kühle Essigwurst.Es lebe die Jause, ein Hoch auf die Jausenstation! Und als nächstes retten wir das Gabelfrühstück.

Tipp: Jausenstation Berger, Seestraße 59, 5303 Egg am Fuschlsee, jausenstation-berger.at Tel. 06235 7495. Montag bis Sonntag  von 11 bis 21 Uhr.  Mittwoch und Donnerstag Ruhetag

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