Johannas Fest: Schluss mit lustig!

Die Fastenzeit beginnt und in immer weiteren, auch gar nicht religiösen Kreisen, heißt es „Schluss mit lustig!“ bei Wasser und Basensuppen.
Johanna Zugmann

Johanna Zugmann

Es gibt jede Menge Anlässe, Gäste einzuladen: Von den traditionellen, wie Geburtstagen, Jahrestagen, Frühlingsbeginn, oder Weihnachtszeit einmal ganz abgesehen, fällt uns fast das ganze Jahr hindurch immer wieder ein guter Grund ein, liebe Freunde zu bewirten. Das närrische Faschingstreiben hingegen lassen wir in der Regel aus. Vielleicht wäre die Basler Fasnacht oder der Karneval in Venedig einmal eine Reise wert. Bei Veranstaltungen wie „Mainz, wie es singt und lacht“ oder „Villacher Fasching“ hingegen lernen wir das Fürchten.

Die ausgelassenste Zeit des Jahres wäre heuer spurlos an uns vorbeigegangen, hätte uns nicht Manfred zum Karneval der Tiere und Lisa zum privaten Opernball eingeladen.

Manfred, einer der emsigsten Kunstförderer, -liebhaber und -sammler Wiens, bat eine 14-köpfige Freundesrunde zum Maskenball. Der weit gereiste Zeitgenosse hat eine ebenso interessante wie charmante und tanzfreudige Faschingsgesellschaft zusammengestellt. Absagen wegen fehlender Kostüme wirkte der umsichtige Gastgeber schon im Vorfeld entgegen: An der Garderobe wartete eine reiche Auswahl an Tiermasken, mit denen man auch essen konnte. Zur Ouvertüre des Abends lauschten dann Eule, Löwe, rosaroter Panther, Elefant, Einhorn und Fledermaus einigen kurzen Sätzen aus dem 25-minütigen Opus des Komponisten Camille Saint Saëns „Karneval der Tiere“ und delektierten sich an den einzelnen Gängen vom Edelcaterer. Danach bat der Gastgeber zum Tanz.

Der Tanz ist auch der Hauptgrund für eine Einladung, die unsere Freundin Lisa aussprach. Lisa ist eine ebenso charmante wie geschäftstüchtige Unternehmerin und sie hat ein ausgeprägtes Faible für die Wiener Version von Fitness-Übungen: Die Mitternachtsquadrille oder Fledermaus-Quadrille, Op. 363 von Johann Strauß Sohn.

Bitte zum Tanz!

In manchen Jahren besucht sie mit ihrem Lebenspartner Johann mindestens vier wichtige Bälle. Als sie heuer zu spät an den Kauf von Eintrittskarten für den Opernball dachte, da diese bereits ausverkauft waren, folgte sie „Plan B“. Lisa beschloss, den Opernball in den eigenen vier Wänden zu zelebrieren. Sie schmückte die Wohnung mit opulenten Blumengestecken auf, räumte Tisch und Teppich aus dem Esszimmer und funktionierte den Raum zum Tanzsaal um.

Eingeladen waren sechs befreundete Paare. Dem großen Ereignis am 20. 2. gingen zwei einstündige Proben voraus. Ein eigens engagierter Tanzlehrer studierte die Choreografie mit den Gästen ein.

Das half vielleicht bei den ersten zwei Touren des Kontratanzes, aber natürlich brach schon bei der dritten Tour, der La Poule, das Chaos aus.

Zwischen Essen, Plaudern und Tanzen waren Abstecher in der eigens eingerichteten TV-Lounge angesagt: Rundum den Flatscreen luden gemütliche Sofas und Fauteuils zum Verweilen, quasi in einer Art „Loge 1. Rang fußfrei“ ein.

Wir wechselten ganz spontan von der Küche, wo das Buffet wartete, zu Tanzparkett und Sofa und wieder retour, um uns von der aufwendigen ORF-Übertragung des weltbewegenden Ereignisses die Rosinen rauszupicken; etwa die ungemein intelligent-witzigen Wortspenden des Moderatoren-Duos Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe. Nächste Woche laden wir doch selbst noch einmal ein: Am Faschingsdienstag, zum Heringsschmaus. Danach ist schließlich Schmalhans Küchenmeister, die Fastenzeit beginnt und in immer weiteren, auch gar nicht religiösen Kreisen, heißt es „Schluss mit lustig!“ bei Wasser und Basensuppen.

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