Kinder und Jugendliche begeistern in "Tom Sawyer und Huckleberry Finn"
Drei Stunden (eine halbe Stunde Pause) volle Power, voller Schwung und doch auch leise, sehr berührende, bewegende Momente. Eine rundum gelungene, möglicherweise sogar die beste der bisherigen mehr als zwei Dutzend Produktionen von „teatro“, der Kinder- und Jugend-Musicalgruppe in Zusammenarbeit mit Profis aller Bühnensparten. Das ist „Tom Sawyer & Huckleberry Finn“ in Mödling. Zwecks Corona-Abstandsbedingungen (das Theater hat ein eigenes vorbildliches Konzept samt eigener Beauftragter) diesmal nicht im Stadttheater, sondern in der Europahalle, der Sporthalle der SportMittelschule. Zettel mit dem Babyelefanten blockieren Sitze zwischen den Angehörigen aus einem Haushalt. Trotzdem passen mehr als 300 Menschen in die Publikumsreihen – und die wurden angesteckt – von der Begeisterung, die von der Bühne die gesamte Halle fluten.
Perfekte Ensemble-Leistung aller auf, neben und hinter der Bühne
Das jährliche Sommer-Musical von teatro zeichnet sich jedes Jahr durch großartige junge und jüngste Darstellerinnen aus, die (fast) professionell spielen, singen, tanzen. Doch so rund, so perfekt wie in diesem Jahr waren selten alle und zwar wirklich alle auf der Bühne unterwegs. Daher sei hier auch keine und keiner der – siehe Infos – Mitwirkenden auf und neben (Musik) oder hinter (Leading Team) der Bühne hervorgehoben. Übrigens: Ein Sonderlob für die Technik, die die Sporthalle in einen Theaterraum verwandelte.
Einzelne kommen in Interviews, die gut drei Wochen vor der Premiere stattgefunden haben zu Wort – und zwar hier unten:
Viele Highlights für viele
Mit diesem meisterhaften Können korrespondiert auch die Inszenierung. Auch wenn die beiden heranwachsenden Burschen die titelgebenden Figuren sind, den ersten sowie den letzten Auftritt haben, so haben fast alle ihre eigenen Highlights, zentrale Momente – einzeln oder in kleinen Gruppen. In manchen davon rinnen oder fließen Darstellerinnen sogar Tränen aus den Augen. Berührende Momente, die sich auf das Publikum ebenso übertragen wie die schwungvollen, mitreißenden Songs und Tanz-Choreos oder auch die immer wieder auch witzigen Szenen oder auch nur kurzen Augenblicke.
Wann & wo?
14. bis 30. August
2340, Mödling: Europa-Halle: Lerchengasse 18A
Events.at -> Tom Sawyer und Huckleberry Finn
Nie zu überladen oder gar zu lang
Trotz einer Vielzahl von Themen, die diese Fassung des Twain’schen Stoffes und deren Inszenierung in das Musical verpackt – Freundschaft, Abnabelung Jugendlicher vom Elternhaus, Suche nach und Gehen des eigenen Weges, Gerechtigkeit, Vorurteile und deren Überwindung oder eben auch nicht, Weiterkommen gibt’s nur miteinander – wirkt die Produktion nie überladen. Zu lange schon gar nicht. Am Ende bleibt fast eher: Hätte auch noch ein bissl länger dauern können.
Keine Happy Ends
Sehr schön auch, dass so manche Szenen, in denen andere Regisseur_innen vielleicht eher auf ein kleines oder am Ende gar ein großes Happy End gesetzt hätten, genau nicht so ausgehen, diesem Drang wiederstanden wurde. Zu nennen ist da beispielsweise, wenn Huck seine alkoholkranke Mutter bittet, dem Spruch des Richters, einen Entzug zu machen, nachzukommen. Wenigstens ihm zuliebe, aber er trotzdem nicht will, dass sie dann zu ihm (zurück) komme.
Wollen einfach Menschen sein …
Am stärksten wirkt diese Entscheidung zugunsten einer realistischen Sichtweise jenseits einer rosa-Wolken-Idylle, wenn Sklave Jim, der das Dorf vor dem Banditen-Trio rettet, gemeinsam mit Freundin Mary April und der jungen Missy ihre Binkerl packen und davon gehen. Das „geh bleibt doch, ihr seid doch jetzt Helden“, kontert das Trio mit „wir wollen keine Heldinnen und Helden sein, sondern einfach nur Menschen“ sowie „heute sind wir eure Helden und morgen dann doch wieder nur Dreck für euch“.
Heute Held_innen, morgen …
Womit sich übrigens auch wieder ein Bogen zu Corona schließt: Was wurden sie nicht am Anfang des Lockdown beklatscht – die Pflegekräfte im Gesundheitswesen, die Kassiererinnen (sind ja überwiegend Frauen) an den Supermarktkassen. Und heute? Selbst die Forderung nach bezahlten Atempausen der Beschäftigten, die ja den ganzen Arbeitstag Masken tragen müssen, wurden vor wenigen Tagen von den Untrnehmer-Vertretungen abgeschmettert…
Und: So viele sich auch gegen die US-Polizeigewalt und für Black Lives Matter aussprechen, dann hörst du von teatro-Mitwirkenden, was sie so als Zugewanderte in und außerhalb ihrer Schulen in Österreich erlebt haben …
Im Fluss
Mark Twains Abenteuergeschichte mit Tiefgang (sein Künstlerpseudonym, eigentlich hieß er Samuel Langhorne Clemens, bedeutet in der Sprache der Fluss-Schiffer „zwei Faden Wassertiefe“) spielt am – und im (auf dem Floß) -Mississippi. Ein Fluss auch als Symbol dafür, dass alles in Bewegung ist – hoffentlich zum Guten. Nicht nur in Sachen Corona, sondern mindestens genauso in Richtung Achtung aller Menschen als gleichwertig, gleichberechtigt! Trotz des freundlichen aber harten Weggangs des genannten Trios, strahlt der Schluss-Song des diesjährigen teatro-Musicals diesen Optimismus aus – aber auch, dass jede und jeder daran arbeiten muss, diesen neuen Weg zu beschreiten.
Auf der Bühne
Tom Sawyer: Lorenz Pojer
Huckleberry Finn: Moritz Mausser
Becky Thatcher: Nina Hafner
Joelene Thatcher: Anna Fleischhacker
Jeff Thatcher: Norberto Bertassi
Mary April: Setareh Eskandari
Jim: Jan Ungar
Tante Polly: Corinna Schaupp
Indiana Joe: Nicolas Vinzenz
Wodka: Alexander Hoffelner
Choco: Sebastian Berchtold
Lindsey Finn: Sophie Riedl
Amy Douglas: Lili Beetz
Tante Mary Lou Douglas: Lena Mausser
Ben Lawrence: Tobias Hornik-Steppan
Shirley Lawrence: Kimiyah Eskandari
Mrs. Charlotte Lawrence: Emily Fisher
Mrs. Shannon: Sabrina Zettl
Hazel Shannon: Ronja Rebecca Reichl
Mrs. Brownstone: Sarah Lakatha
Laureen Brownstone: Caroline Smith
Billy Brownstone: Jan Wetzel
Missy: Milena Mörkl
Sally: Catarina Rachoner
Sidney: Anna Fabrizy
Nachtwächter Jacky Jackson: David Bosnjaković
Neben der Bühne
Musikalisches Ensemble
Klavier: Walter Lochmann
Keyboard: Christian Skokan
Gitarre: Wilfried Modlik
Bass: Stephan Först
Schlagzeug: Max Haas
Querflöte: Katrin Weninger
Violoncello: Elisabeth Zeisner
Reed (Querflöte, Klarinette, Saxophon): Christine Lochmann
Trompete: Andreas Pranzl
Posaune: Andreas Grünauer
Team hinter der Bühne
Intendanz und Musik: Norberto Bertassi
Musikalische Leitung und Arrangements: Walter Lochmann
Regie und Textbuch: Norbert Holoubek
Choreografie: Katharina Strohmayer
Kostümbild: Brigitte Huber
Maskenbild: Renate Harter
Licht- und Tondesign: Richard Redl
Projektionen: Ronny Hein, Moritz Mausser
Bühnenbild: Norberto Bertassi, Richard Redl
Regieassistenz und Social Media: Lena Mausser
Assistenz Choreografie: Beatrix Gfaller
Assistenz Maske: Ursula Riedl-Prenner
Fotografie
Studioaufnahmen und Bühnenfotos: Helmut Rasinger
Art Direction: Mick Gapp
Bühnenfotos und Portraitfotos: Roman Zagler
Bühnenfotos: Eva Leitner
Trailer: Ronny Hein
Dance Captain: Emily Fisher, Sebastian Berchtold
Technische Leitung: Christoph Manss, Johannes Plattner
Tontechnik: Manuel Dworak
Lichttechnik: Leon Leitner
Funkstreckenbetreuung: Christoph Reichl
Requisite, Hospitanz Regie und künstlerische Kinderbetreuung: Claudia Nedbal-Plosinjak
Hospitanz Maske: Eva-Maria Prenner, Christina Bauer
Hospitanz Kostüme: Kinga Makowska
Hospitanz Programmheft, Lektorat: Ella Wolff
COVID-19 Beauftragte und Probenvideos: Marina Đorđević
25 Mitarbeiter_innen in zwei Teams beim Einlass, um das eigene Covid19-Präventionskonzept umzusetzen
Presse und PR: Elli Colditz
Neues, professionelles Video
ca. 7 1/2 Minuten - made by Marina Đorđević/teatro
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