Heidi – nun so stark wie noch nie…
Stark – trotz aller Schicksalsschläge – Waisenkind, auf die Alm verpflanzt zum Opa, der sie anfangs nicht will, dann wieder in die Großstadt, wo ihr die Berge abgehen… - ist die Figur der „Heidi“, wie sie Johanna Spyri vor fast 150 Jahren geschrieben hat, sowieso. Nun gibt es die Geschichte als Musical in Mödling zu erleben - mit dem zweiten Untertitel „stark wie nie“. Diesen findet Regisseur und Textbuchautor Norbert Holoubek noch besser als den ersten Zusatz dieser Version der Gruppe „teatro“: „Mal deine Wünsche in den Himmel“.
Diese „Heidi“ ist – vom Stück her angelegt sowie von der erst 14-jährigen Lili Beetz gespielt - richtiggehend ansteckend fröhlich und selbstbewusst, sogar in jenen Phasen in der Großstadt wo ihre Sehnsucht nach Weitblick von den Bergen, Verbindung zur Natur. dem Großvater und dem Ziegenpeter sie traurig, fast depressiv werden lassen.
Kinder und Jugendliche im Mittelpunkt
Spielen, singen, tanzen und dabei über die Bühne wirbeln bei „teatro“-Musicals seit den Anfängen im Jahre 1999 immer vor allem Kinder und Jugendliche – samt einigen Profis – in Summe heuer 30 Beteiligte. Im Bühnen-Hintergrund, manchmal auch zu sehen, spielen professionelle Musiker_innen unter Leitung von Walter Lochmann an Saiten-, Blas- und Tasteninstrumenten. So manche der Kinder und Jugendlichen machen ihre Leidenschaft im Laufe der Jahre zu ihrem Beruf. So waren im Publikum der öffentlichen Generalprobe einige vormalige teatro-Kids, die nun für andere Produktionen engagiert worden sind. Und ihre Kolleg_innen besonders enthusiastisch anfeuerten und feierten.
Natur, Umwelt, Fantasie, aber auch mehr
Dieser „intensive, nahe Bezug zur Natur und damit zur Umwelt, deren Schutz zum Glück wieder mehr im Mittelpunkt steht“ war einer der zentralen Ausgangspunkte für den „Vater“ von teatro, Norberto Bertassi, „Heidi“ für die aktuelle Produktion auszuwählen. Die Gruppe nimmt sich immer einen klassischen Stoff, meist, aber nicht nur, aus der Kinder- und Jugendliteratur als Basis für das aktuelle Musical. Soziale und gesellschaftspolitische Themen und Fragen werden zusätzlich, nie aufgesetzt, sondern dezent „am Rande“ angespielt.
Flucht und Fremdsein
So muss Heidi, deren Eltern gestorben sind, deswegen zu ihrem fast einsiedlerisch, abgeschieden lebenden Alm Öhi, ihrem Großvater (wie im Original), weil sie vor dem heraufziehenden Krieg aus der Stadt fliehen muss. Das ist ebenso neu wie die feindselige Ablehnung der Dorfbewohnerinnen der „Fremden“ gegenüber. Der Ziegenpeter muss ich auf der Alm verstecken, weil er Krieg hasst und nicht eingezogen werden will. Cool wäre noch gewesen, wenn Klara, als sie auf die Alm getragen wird und der eifersüchtige Peter den Rollstuhl zu Bruch gehen lässt, nicht plötzlich gehen könnte. „Aber da wollten wir uns ans Original halten“, so Norberto Bertassi zu diesem Kinder-KURIER-Hinweis, dass vielleicht Peter als Wiedergutmachung Klara tragen müsste bis ein neuer Rollstuhl käme.
Witzige, sprechende Ziegen
Neu, und sehr begeisternd ist auch, dass die Ziegen ein gar lustiges Völkchen sind und sprechen können. Obendrein wurden Waldgeister für diese Musical-Version erfunden. Mit Tieren sprechen, Stimmen der Natur vernehmen stärkt die emotionale Bindung zur Umwelt und knüpft bei dem an, was Kinder ja oft wirklich können, wenn ihre Fantasie zu ihrer Wirklichkeit wird. Und so tauchen in dieser „Heidi“ immer wieder auch die verstorbenen Eltern auf, um ihr Mut zu machen, ihre Wünsche in den Himmel zu malen ;)
Die acht Ziegen-Darstellerinnen haben ihre Hetz. Das strahlen sie nicht nur auf der Bühne, sondern auch vorm Stück oder in der Pause aus. Irgendwie hat jede auch einen zumindest in Nuancen eigenen Charakter. Von der glücklichen bis zur verwirrten. „Ich bin die am meisten fröhlichste“, versucht Angelina Harranth (12) die Figur der Ziege Happy sozusagen superlativistisch zu beschreiben. „Ich soll immer verwirrt sein“, beschreibt Luna Gehart (13) ihre Ziege Flocki. „Aber sie haben uns so viele Sätze gestrichen, weil das ganze Musical schon so viel zu lang war. Trotzdem bin ich immer noch ein wenig verwirrt, also nicht ich, aber die Ziege, die ich spiele.“ Spaß machen aber vor allem die Choreos. „Die Choreografin hat uns gesagt, je dümmer wir spielen, desto cooler wirken wir“, ergänzt die glückliche Ziegen-Darstellerin.
Humorvoller „Tollpatsch“
Für dieses Musical wurde auch ein Bruder für den Ziegenpeter erfunden: Michel. Dieser witzige, vordergründig tollpatschige, sich immer wieder verplappernde Bub wird vom 12-jährigen Tobias Hornik-Steppan gespielt. Sein halbes Leben spielt, singt und tanzt er bereits bei teatro-Musicals. „Die Rolle heuer ist die bis jetzt größte, die ich gespielt habe. Sie war schon eine Herausforderung. Ich hab mir den Film „Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa“ angeschaut und mir den Arnie, der irgendwie autistisch ist, zum Vorbild genommen“, berichtet er dem Kinder-KURIER. Begonnen hatte seine eigene Infektion mit dem Virus Musical beim „Zauberer von Oz“. Den hab ich gesehen und war so begeistert, dass ich auch selber einmal bei einem teatro-Musical mitmachen wollte.“ Gedacht, gesagt, getan – und rein in Workshops der Gruppe und im übernächsten Jahr war er auch schon auf der großen Bühne.
Spaß
Gleich alt, aber eine die bei „Heidi“ zum ersten Mal im Sommer-Musical spielt, ist Ronja Rebecca Reichl. Sie spielt unter anderem eines der Kinder, die im Haus der reichen Sesemanns (Familie von Klara, die von Heidi aufgeheitert werden soll) anklopfen, um zu betteln. Womit auch der Gegensatz reich/arm am Rande eingebaut wird. „Workshops hab ich aber schon viel früher gemacht und bei der Weihnachtsgeschichte hab ich auch schon mitgespielt“, erzählt sie dem KiKu. „Das Lernen für meine Rollen – es sind mehrere – „hat nur Spaß gemacht, war nie anstrengend“.
Herausforderung
Obwohl die Hauptrolle natürlich doch eine große Herausforderung war, wie Lili Beetz zugibt, „ist es sehr, sehr cool. Im ersten Moment als ich es gehört habe, war ich überwältigt, außer mir vor Freude. Erst ein bisschen später ist mir gekommen: Das wird aber schon ganz schön viel. Aber im Team, in der Familie von teatro hast du immer von allen Seiten unterstützende Begleitung. Außerdem fühl ich mich wohl in dieser Rolle. Diese Fröhlichkeit der Heidi, die auch niemals aufgibt und immer weitermacht, was immer ihr auch passiert!“
Auch Lili Beetz ist schon jahrelang dabei, „auf jeden Fall wäre es super“, findet sie, wenn Musical später auch ihr Beruf werden könnte. Einer, der auch schon lange dabei ist, spielt heuer erstmals als Bursch eine Mädchen-, eigentlich eine Frauenrolle: Moritz Mausser, der im abgelaufenen Schuljahr maturierte, gibt eine hervorragende Karikatur des bösen, griesgrämigen, herrrrrrschsüchtigen Fräulen Rottenmeiers, der feldwebelhaften Haushälterin bei den Sesemanns. Sein halbes Leben spielt er schon Theater und Musical.
Schon auf dem Weg zur Profi
Einen Schritt weiter auf diesem Weg ist bereits Anna Zagler. Begonnen mit der „Konferenz der Tiere“ wo sie einen Pfau spielte bis zur vorjährigen „Alice im Wunderland“ wo sie als Raupe und dann eben Schmetterling begeisterte, „hab ich zehn Jahre bei teatro gespielt. Am Anfang war ich acht Jahre, spätestens als ich zehn war, hab ich gewusst, das will ich auch als Beruf machen.“ Jetzt ist sie in einer dreijährigen Ausbildung „und da werden wir immer auch zu Auditions eingeladen. Für „Carmen“ in Winzendorf wurde ich genommen. Ich spiele in der Gruppe der Zirkusleute und hab dafür gelernt, mit Feuerschalen und Feuerfächern zu spielen. Beim ersten Mal schon sehr, sehr vorsichtig, aber ab dem zweiten Mal war ich dann schon ziemlich sicher beim Umgang mit dem Feuer.“
Infos: Was? Wer? Wann? Wo?
Heidi – Mal deine Wünsche in den Himmel
Intendanz und Musik: Norberto Bertassi
Regie und Textbuch: Norbert Holoubek
Musikalische Leitung und Arrangements: Walter Lochmann
Choreographie: Angelika Ratej
Besetzung
Heidi: Lili Beetz
Alm Öhi: Peter Faerber
Ziegenpeter, Hausangestellter, Fliehender: Lorenz Pojer
Fräulein Rottenmeier, Fliehender: Moritz Mausser
Klara, Fliehende, Cover Heidi Mariella Hofbauer, Heidis Mama: Emilia Heigl
Heidis Papa: Nicolas Vinzenz
Brigitte, Tante Patricia, Fliehende: Emily Fisher
Tante Dete: Lena Mausser
Michel, Fliehender: Tobias Hornik-Steppan
Ziege Bärli, Onkel Patric, Fliehender: Sebastian Berchtold
Ziege Distelfink: Maddalena Bertassi
Ziege Salat: Kimiyah Eskandari
Ziege Schwänli, Fliehende: Anna Fleischhacker
Ziege Flocki: Luna Gehart
Ziege Happy: Angelina Harranth
Ziege Schnucki: Catarina Rachoner
Ziege Blümli: Elisa Schiffer
Dr. Sesemann: Norberto Bertassi
Henriette, Tinette, Berggeist, Fliehende: Marie-Solange Schantl
Bärbel, Hausangestellte, Berggeist, Fliehende, Cover Clara: Janina Raidt
Theresa, Hausangestellte, Berggeist, Fliehende: Sarah Lakatha
Wilfriede, Hausangestellte, Berggeist, Fliehende: Elena-Katrin Pojer
Waltraud, Hausangestellte, Berggeist, Fliehende: Nika Stagl
Rudi, Berggeist: Bernardo Bertassi
Rosi, Henni, Fliehende: Anna Fabrizy
Mausi, Babsi, Fliehende: Amilia Horvath
Resi, Marie, Fliehende: Ronja Rebecca Reichl
Schorschi, Hansi, Fliehender: Ian Wetzel
Großmutter: Renate Harter
Musikalisches Ensemble
Klavier: Walter Lochmann
Keyboard und Korrepetition: Matthias Klausberger
Gitarre: Wilfried Modlik
Bass: Stephan Först
Schlagzeug: Max Haas
Querflöte: Katrin Weninger
Reed (Querflöte, Klarinette, Saxophon): Christine Lochmann
Trompete: Gerald Pfister
Posaune: Andreas Grünauer
Violoncello: Elisabeth Zeisner
Bass Substitut: Hannes Steif
Trompete Substitut: Marcus Racz
Violoncello Substitut: Alexander Rauscher
Korrepetition: Birgit Zach
Kostümbild: Brigitte Huber-Mader
Bühnenbild: Richard Redl, Norberto Bertassi
Maskenbild: Renate Harter
Sound- und Lichtdesign: Richard Redl
Projektionen und Trailer: Ronny Hein
Requisite: Johannes Thomas Weidinger
Technische Leitung: Andrea Wezdenka, Christoph Manss
Assistenz Regie: Lena Mausser
Assistenz Maskenbild: Ursula Riedl-Prenner, Sabine Molitor, Dance Captain, Emily Fisher, Sebastian Berchtold
Tontechnik: Manuel Dworak
Lichttechnik: Leon Leitner
Funkstreckenbetreuung: Christoph Reichl
Hospitanz Regie und Koordination Requisite: Ella Wolff
Hospitanz Maske: Eva-Maria Prenner, Anna Neubauer
Hospitanz Bühnentechnik: Johannes Plattner, Maurice Kral
Hospitanz Verfolgerscheinwerfer und Making-Of: Leon Rachoner
Hospitanz Kostümbild: Gabriele Hirschhofer
Produktionsleitung und Koordination Programmheft: Irene Derby
Wann & wo?
Bis 4. August 2019
Stadttheater Mödling: 2340, Babenbergerstraße 5
http://www.teatro.at
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