Leb dich aus! - das ist ein Grundrecht
Am 1. Mai feierte ein rund 2 ½-minütige Video der Teens-Gruppe der BiondekBühne Baden Weltpremiere. Es ist Teil eines europäischen Netzwerks von Theatergruppen, bei denen Kinder und Jugendliche selbst Theater spielen - seit Wochen eben unter den #stayathome-Bedingungen vereinzelt in den eigenen Wohnungen – aber über Online-Video-Meetings dann doch – auf andere Art – gemeinsam.
Diese vom britischen Three-Theater ausgehende Initiative unter dem Titel „The Coronavirus Time Capsule“ sammelt Eindrücke jugendlicher Theater-Spieler_innen genau zu dieser Ära – durchaus für spätere Erinnerungen und Rückblicke. Mehr darüber demnächst in einem anderen Artikel.
Derzeit vereinzelt - und doch gemeinsam
Die BiondekBühne ist vor mehr als 1 ½ Jahrzehnten aus dem Gymnasium Biondekgasse in Baden (bei Wien) wo es jährlich eine große (Musical-)Produktion gab, „herausgewachsen“. Sie ist seither (2003) Begegnungs-, Proben- und Aufführungszentrum für Kinder und Jugendliche im Bereich darstellender Kunst.
Am Tag der erwähnten Premiere – auf YouTube (Link weiter unten) – veröffentlichte die Biondek-Bühne aber auch ein Forderungspaket im Sinne der Kinderrechte und verwies dabei auf einige der in der UNO-Kinderrechts-Konvention verankerte Rechte:
- Das Recht auf Gleichbehandlung: Kein Kind darf benachteiligt werden - sei es wegen seines Geschlechts, seiner Herkunft, seiner Staatsbürgerschaft, seiner Sprache, Religion oder Hautfarbe, einer Behinderung oder wegen seiner politischen Ansichten.
- Das Wohl des Kindes hat Vorrang: Wann immer Entscheidungen getroffen werden, die sich auf Kinder auswirken können, muss das Wohl des Kindes vorrangig berücksichtigt werden.
- Das Recht auf Leben und Entwicklung: Jedes Land verpflichtet sich, in größtmöglichem Umfang die Entwicklung der Kinder zu sichern.
- Achtung vor der Meinung des Kindes: Alle Kinder sollen als Personen ernst genommen, respektiert und in Entscheidungen einbezogen werden.
Wohl der Kinder hat Nachrang
„Das ist für uns bei der BiondekBühne nichts Neues, sondern entspricht den Grundprinzipien, nach denen wir stets handeln. Umso entsetzter“, so der Gründer und Leiter dieser Plattform, Gregor Ruttner, „beobachtete ich die Debatten der letzten Wochen, welche der zahlreichen Covid-19-Eindämmungsmaßnahmen zuerst gelockert werden sollten: Geschäftsöffnungen, Gastronomie, Profifußball u.v.m wurden unzählige Pressekonferenzen gewidmet. Erst danach wurde auf das Wohl (und Leben) derer eingegangen, die all das, was derzeit geschieht, am längsten mit sich herumtragen werden.“
Daraus werden Fragen abgeleitet:
- Werden Kinder gleich wie Erwachsene behandelt, wenn sie nicht ihre gewohnten Sozialräume (Schulen und Kindergärten, Spielplätze, Vereine) betreten dürfen, während Büros und Baumärkte wieder geöffnet haben?
- Hat das Wohl der Kinder Vorrang, wenn sie für Wochen isoliert werden, und sie sich in vielen Fällen auf engstem Raum und ohne Schreibtisch mit Geschwistern um den einzigen Computer streiten müssen, um weiter lernen zu können?
- Wird die Entwicklung der Kinder in Österreich gesichert, wenn wir nur über Hygiene und Masken in Schulen sprechen, aber nicht darüber, wie sehr sie diese Zeit für ihr ganzes Leben prägt und im schlimmsten Fall traumatisieren kann?
- Wurden Kinder und Jugendliche in den letzten Wochen ausreichend ernst genommen, respektiert und in Entscheidungen einbezogen?
„Das Bild, das hier zu sehen ist, entstammt einem unserer Schauspielkurse, die nun eben online stattfinden. Wir halten uns physisch distanziert, aber nicht sozial!
Freude, aber...
Wir alle freuen uns auf die Rückkehr in die Normalität, aber das wird nicht von einem Tag auf den anderen gehen. Wir werden im Umgang mit Kindern und Jugendlichen bewusst thematisieren müssen, wie sie diese Zeit erlebt haben. Es wird gewiss jene geben, die mit der Situation gut umgehen konnten. Aber selbst die haben tagtäglich mitbekommen, wie die Welt um sie herum nicht wusste, wie die nächste Woche sein würde. Die Nachrichten werden noch viele Jahre lang voll davon sein, wie wir als Gesellschaft aus dieser Krise herauskommen. Aber das darf und soll nicht die Zukunft der jungen Menschen beeinflussen. Es ist ihre Welt, wir haben sie nur geliehen!
Wir sollten uns nun darauf besinnen, was Bildung wirklich bedeutet. Es geht nicht nur um Wissensvermittlung, sondern vor allem darum, Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen Entwicklung bestmöglich zu begleiten.“
Kommentare