7-Jährige an den Kanzler: "Erlauben Sie uns wieder unseren Sport"

Brief und junge Eishockeyspielerin
Junge Eishockeyspielerin aus Wels (OÖ) ist traurig und wütend, weil sie noch immer nicht am Eis trainieren darf. Sie schrieb Brief an den Regierungs-Chef.

„Lieber Herr Bundeskanzler! Ich bin sehr traurig, dass noch immer mein Lieblingssport Eishockey und Schwimmen nicht möglich ist, aber Schifahren schon. Auch in einer Gondel kann man sich anstecken.“

Zwischen „kann“ und „man“ im letzten Satz hat die 7-jährige Absenderin des handschriftlichen Briefes ein Drahtseil mit Gondel und vor der Anrede ein trauriges Kindergesicht mit dicken Tränen gezeichnet.

Der Kinder-KURIER durfte mit Lily Sophie Steiner aus dem oberösterreichischen Wels, die diesen Brief knapp nach Verkündigung dessen, was nach dem Ende des harten Lockdown erlaubt ist und was eben nicht, losgeschickt hatte, telefonieren. „Ich war traurig und wütend“, erzählt die 7-Jährige dem KiKu am Telefon. Und selbst da, ein paar Tage, nachdem sie den Brief geschrieben hatte, war der Mix aus diesen beiden Gefühlen in ihrer Stimme zu hören/spüren.

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Schon lange kein Eis-Training

„Seit zwei Jahren spiele ich Eishockey, mit drei oder vier Jahren habe ich Eislaufen gelernt. Wir haben jetzt schon seit sechs Wochen kein Training mehr.“ Vielleicht weniger die Trauer als mehr die Wut veranlassten sie, den Brief zu schreiben. „Das war meine Idee“, nimmt sie die Antwort auf die entsprechende Frage gleich vorweg.

Später wird Mutter Karin das auch noch untermauern. Natürlich sei sie „stolz auf so eine selbstbewusste, handelnde Tochter“ wobei es „für uns Eltern nicht immer nur leicht ist mit so einer eigenständigen Persönlichkeit“, fügt sie noch schmunzelnd hinzu.

Zurück zu Lily Sophie: Eishockey mag sie, „weil es ein cooler Sport ist, er macht mir sehr viel Spaß, aber nicht nur mir, sondern auch den anderen Kindern“. Sie spielt – im Gegensatz zu ihrem zwei Jahre älteren Bruder nicht im Tor, sondern als Stürmerin, „ich weiß nicht, wie viele Tore ich schon geschossen habe“.

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Platz für ausgewachsene Elefanten

Normalerweise habe sie drei Mal in der Woche Training und alle zwei Wochen ein Match mit der U8, den Bambinis. „Mein Ziel ist, in der Bundesliga oder sogar in der Champions League zu spielen.“

Abgesehen davon, dass bei den Bambini Body-Checks ohnehin nicht erlaubt sind, seine sie ja mit ihrer sportlichen Schutzkleidung samt Helm ohnehin sehr vermummt. Wenn schon keine Matches könnte es doch Training geben – verteilt auf der ganzen Eisfläche wäre zwischen den acht bis zwölf Bambini-Kindern im Eishockey- Verein Junge Welser Römer Platz zwischen ihnen für ausgewachsene und nicht nur Baby-Elefanten.

Die Volksschülerin – zweite Klasse – mag in der Schule am liebsten Mathe „und am zweitliebsten mag ich Werken. Und weißt du, was ich werden will, ich will eine Roboterbauerin werden“. Animiert dazu wurde sie, erzählt Lily Sophie noch, weil ihre Mama eine Freundin habe, deren Tochter große Roboter baue, viel mehr am Computer entwirft und programmiert.

Zurück zum Brief an Sebastian Kurz: „Gerade ist es eine sehr schwere Zeit für mich und Eishockey würde mir guttun.  Erlauben Sie uns Kindern endlich wieder unseren Sport!!!!“, heißt es – fast - abschließend.

Wir haben mit dem Artikel allerdings gewartet, ob wenigstens das P.S. in Erfüllung gehen würde: „Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich sehr freuen.“

Eine Woche nachdem die junge leidenschaftliche Eishockey-Spielerin den Brief abgeschickt hat - die Antwort, allerdings nur jene von Familie Steiner in Wels auf die Nachfrage des Kinder-KURIER: „Nein, leider nix vom Bundeskanzler im Postkasten.“

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Steirischer Eishockeyverband: „Lasst die Kinder wieder trainieren“

Der steirische Eishockeyverband wendet sich an die heimischen Nachwuchs-Vereine und appelliert an die (Sport-)Politik: „Aus unserer Sicht ist es immens wichtig, dass unsere Kinder weiter einem Trainingsbetrieb am Eis nachgehen können – selbstverständlich sofern die jeweiligen Vereine die infrastrukturellen, organisatorischen und personellen Möglichkeiten haben – und nicht bis zumindest Mitte Jänner ihrem geliebten Sport am Eis fernbleiben müssen. Aus unserer Sicht wären unwiederbringliche Einschränkungen in der sportlichen Entwicklung unserer Kinder dringend zu befürchten.“

Ausgangspunkt für den Weg in die Öffentlichkeit ist auch eine Unklarheit: „Nach Rücksprache mit diversen rechtskundigen Personen und auf Nachfrage beim BMKÖS (Bundesministerium u.a. für Sport), haben wir berechtigten Grund zur Annahme, dass der Trainingsbetrieb in den Altersklassen U11 bis U14 (bundesweite Meisterschaften) unter Einhaltung der Präventionskonzepte und Hygienevorsichtsmaßnahmen, weiter gestattet wäre.“

Andererseits teilte der Bundesfachverband mit, dass auch diese Altersgruppen nach der jüngsten Covid19-Schutzmaßnahmenverordnung nicht mehr am Eis trainieren dürften.

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