Diese drei Zutaten erhöhen die Chance auf ein langes Leben
Die Formulierung in einer Mitteilung der westaustralischen Edith Cowan Universität nahe Perth ist griffig:: „Äpfel, Tee und Mäßigung – die drei Zutaten für ein langes Leben“. Wieso gerade Äpfel und Tee? Es hat mit ganz speziellen Substanzen zu tun, die in diesen Lebensmitteln enthalten sind.
Hintergrund sind die sogenannten Flavonoide – sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die für die rote, blaue, hellgelbe und violette Farbe von vielen Obst- und Gemüsesorten verantwortlich sind. Und mit denen sich Pflanzen vor Strahlung und Krankheitserregern schützen. „Es gibt mittlerweile eine Menge Hinweise, dass sie einen Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkankungen bieten“, sagt Ernährungswissenschafterin Nicola Bondonno von der Edith Cowan Universität in Australien. Diesen Effekt konnte sie jetzt gemeinsam mit dänischen Wissenschaftern in einer Studie nachweisen.
„Auch wenn manche Beeren – besonders Heidelbeeren – oder dunkle Schokolade sogar noch einen höheren Flavonoid-Gehalt haben, haben Äpfel und Tee – sowohl grüner als auch schwarzer – wegen der im Durchschnitt höheren Konsummenge die größte Bedeutung für die Flavonoid-Aufnahme“, sagt Bondonno im KURIER-Telefonat. Quellen für Flavonoide sind aber unter anderem auch Brokkoli, Kohl, Nüsse, Rotwein, Soja und Zwiebel.
Mit ihrem Team analysierte sie Datensätze von mehr als 53.000 Dänen aus einem Zeitraum von 23 Jahren. „Weil in diesen Daten auch die Aufnahme von flavonoidhältigen Lebensmitteln gut dokumentiert ist und der Untersuchungszeitraum so lange war, ist die Aussagekraft sehr hoch.“
Schutz für die Zellen
Und da zeigte sich: Eine Ernährung, reich an Flavonoiden ging Hand in Hand mit einem geringeren Risiko, im Untersuchungszeitraum an Herz- oder Krebserkrankungen zu sterben. Wobei sich der größte Effekt bei Rauchern und Personen zeigte, die täglich mehr als zwei Gläser alkoholische Getränke zu sich nahmen – ihr Sterberisiko sank im Studienzeitraum um 20 Prozent: Offenbar können die Flavonoide zumindest einen Teil der schädlichen Effekte des Rauchens und Alkoholkonsums auf die Zellen ausgleichen – „aber bei weitem nicht alle“. Das Sterberisiko der Raucher und Mehrtrinker war trotz flavonoidreicher Ernährung immer noch deutlich höher als das von Nichtrauchern und Wenigtrinkern.
Für den Schutzeffekt der Flavonoide gibt es mehrere Erklärungen: „Sie senken den Blutdruck und schützen die Herzzellen, indem sie Entzündungen und oxidativem Stress entgegenwirken. Die Funktionsfähigkeit der Blutgefäße wird verbessert.“
"Flavonoide haben zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen", heißt es auch auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at. Dort wird auch eine positive Beeinflussung des Immunsystems genannt.
Was aber hat es mit der dritten "Zutat", der Mäßigung, auf sich? Bondonno: „Einerseits wollten wir damit ausdrücken, dass man nicht verrückt hohe Mengen an Flavonoiden konsumieren muss – denn ab einer gewissen Menge steigt ihr Nutzen nicht mehr.“ Wer täglich 500 Milligramm an Flavonoiden aufnahm, hatte das geringste Risiko, an einer Herz- oder Krebserkrankung zu sterben: „Diese Menge erreicht man zum Beispiel bereits durch eine Schale Tee, einen Apfel, eine Orange, 100 Gramm Heidelbeeren und 100 Gramm Brokkoli.“
Und andererseits war mit Mäßigung gemeint: Die Flavonoide dürfen nicht als Rechtfertigung für mehr als zwei Gläser Rotwein herhalten.
Die Studie ist im Fachmagazin Nature Communications erschienen.
Bis zu 10.000 Pflanzeninhaltsstoffe
Flavonoide sind aber nur eine Gruppe von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen mit einer positiven Wirkung auf den Organismus. Experten schätzen ihre Gesamtzahl in der menschlichen Nahrung auf 5000 bis 10.000. Eine andere relativ bekannte Gruppe sind etwa die Carotinoide. "Sie schützen möglicherweise vor verschiedenen Krebsarten und vermitteln vaskuläre Effekte wie eine Erweiterung der Blutgefäße und eine Absenkung des Blutdrucks", heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Darüberhinaus gibt es unter anderem enzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen.
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