Gesund dank Bakterienschleudern: Tipps vom Darmexperten
Für den alten Spruch „An apple a day keeps the doctor away“ liefert eine Studie der TU Graz eine neue Grundlage. Die Wissenschafter haben festgestellt, dass sich 100 Millionen Bakterien in einem einzigen Apfel befinden. Was zunächst etwas unappetitlich klingen mag, ist äußerst gesund für unsere Darmflora.
Den Großteil der Mikroorganismen haben die Forscher im Kerngehäuse der Äpfel gefunden. Wer also nur Fruchtfleisch und Schale isst, nimmt lediglich ein Zehntel der Mikroben auf. Empfehlenswert ist daher, das Obst mit Putz und Stingl zu essen.
Die Vielfalt der Bakterien ist wichtig
Die gefundenen Bakterien sind essenziell, um den Darm gesund zu halten. Je größer die Artenvielfalt der Bazillen im Darm, desto besser, erklärt Franz Pfeffel, Leiter der Gastroenterologie im Darmzentrum der Barmherzigen Schwestern in Wien. „Es ist nicht so wichtig, wie hoch die Anzahl der Mikroorganismen ist, es kommt auf die Diversität, die Vielfalt, an. Ein möglichst breites Spektrum ist wünschenswert.“
Bisher wurden 1800 Bakteriengattungen im Darm nachgewiesen, wobei nicht alle bei jedem Menschen vorkommen. Durchschnittlich 500 Spezies beherbergt ein Darm, unter 200 Sorten sollten es nicht sein.
Empfehlung
Unser Immunsystem wird durch das Mikrobiom – die Bakterienzusammensetzung im Darm – nämlich stark beeinflusst. „Wenn der Bakterienmix durch einseitige Ernährung oder nach einer langen Antibiotikabehandlung zu eintönig ist, wird Krankheiten aus dem immunologischen Bereich Vorschub geleistet“, so Pfeffel. Vor allem Infektionen im Magen-Darmtrakt aber auch Entzündungen verschiedenster Organe und Körperstellen liegen zu wenig verschiedenen Bakterien zugrunde.
Seine Ernährungsempfehlung: „Naturnahe biologische Produkte essen, die keinen Beipackzettel für die Zusammensetzung brauchen. Frisch kochen, vielfältig ernähren und etwas rohes Obst und Gemüse.“
Etwas mehr Rohkost
Gabriele Berg, Mitwirkende an der TU-Studie, betont, dass nur rohe Äpfel Bakterienschleudern sind: „Das Kochen tötet die meisten Bakterien ab, deshalb ist rohes Obst und Gemüse eine besonders wichtige Quelle für Mikroorganismen.“
Der Gastroenterologe warnt jedoch vor jeglichem Ernährungsextremismus wie Rohkost: „Hier treten vermehrt Blähungen durch die hohe Aufnahme von Zellulose auf. Aber ein Apfel am Tag ist noch lange keine Rohkost.“
Nutzen von Probiotika nur wenig erforscht
Was Probiotika aus der Apotheke betrifft, ersetzen sie für Pfeffel keine gesunde Ernährung. „Es gibt ganz wenige Erkrankungen, bei denen herausisolierte Probiotika etwas bringen. Der Apfel in seiner Gesamtheit macht es aus. Unser Organismus ist durch die Evolution so eingestellt, dass er damit am besten zurechtkommt.“
INFO:
Probiotika: Lebensmittel, die nützliche Bakterien enthalten und damit einen gesunden Darm begünstigen sind u. a. Äpfel, Sauerkraut, Joghurt, Buttermilch, Kefir, Miso, Sauerteigbrot, Apfelessig, Saure Gurken, Kombucha und weitere fermentierte Produkte.
Präbiotika: Lebensmittel, die den gesunden Bakterien im Darm als Nährstoffe/Nahrung dienen und deren Wachstum im Dickdarm gezielt anregen, sind Äpfel, Birnen, Karotten, Bananen, Knoblauch, Zwiebel, Lauch, Mandeln, Artischocken, Bärlauch, Spargel,
Topinambur, Pastinaken,
Getreidevollkornprodukte.
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