Zu Beginn eine kleine Quizfrage: Erdbeere, Himbeere, Brombeere, Ribisel und Weintraube – was ist, botanisch gesehen, eine Beere? Die Mehrheit der Leser würde sicher sofort auf die ersten vier tippen. Fehlanzeige. Denn weder Erdbeere, Himbeere noch Brombeere sind Beeren, Ribisel und Weintrauben hingegen schon. Für Botaniker ist die Erdbeere eine Sammelnussfrucht, Himbeeren und Brombeeren sind Sammelsteinfrüchte. Hingegen gelten Paradeiser, Paprika, Kürbisse, Gurken, aber auch Kiwis und Melonen als Beeren.
Beerenobst
Wenn wir umgangssprachlich von Beeren sprechen, meinen wir das Beerenobst. Und das hat es in sich. "Beeren sind ein wahres Superfood, denn sie schmecken nicht nur hervorragend, sondern besitzen viele wertvolle Inhaltsstoffe, die besonders gut für uns sind", sagt die Diätologin und Bloggerin Verena Lang. Neben ihrem hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen sind sie auch reich an Ballaststoffen. Diese wirken sich vor allem positiv auf die Verdauung sowie die Darmflora aus und machen schnell und vor allem anhaltend satt. "Außerdem enthalten Beeren eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen wie Flavonoide und Anthozyane. Diese Farbstoffe wirken entzündungshemmend, blutdruckregulierend und antioxidativ – sie schützen also den Körper vor Schädigung durch freie Radikale und reparieren beschädigte Körperzellen", sagt Lang.
Erdbeerland
Das beliebteste Beerenobst in Österreich ist übrigens nach der Weintraube – wie wir jetzt wissen eine echte Beere – die Erdbeere, gefolgt von der Himbeere, dann kommt die Heidelbeere. Welche Beeren sind eigentlich am gesündesten? "Alle Beeren haben gesundheitsfördernde Wirkungen, doch wenn es um den Vitamin-C-Gehalt geht, sticht besonders die schwarze Ribisel hervor", erklärt Ernährungswissenschaftlerin Lang.
Ob pur als Snack, als Marmelade, Fruchtmus, Smoothie oder Topping von Milchreis, Porridge und Co.: Beeren sind in der Küche vielseitig einsetzbar. "Beim Einkauf sollte man darauf achten, zu Beeren zu greifen, die gerade Saison haben und auch aus der Region kommen. Dann ist nämlich nicht nur der Geschmack besser, sondern auch der Vitamin- und Nährstoffgehalt bleibt aufgrund der geringen Transportwege erhalten und die Umwelt wird weniger belastet", sagt Lang.
Sie punkten mit ihrem enorm hohen Vitamin-C-Gehalt und fördern die Verdauung dank ihrer Ballaststoffe. Aufgrund ihres sehr hohen Wasseranteils haben Erdbeeren kaum Kalorien und sind daher ein echter Schlankmacher. Der hohe Gehalt an Folsäure und Eisen beugt Blutarmut vor und das viele Kalzium schützt die Knochen vor Osteoporose.
TCM:
Die Erdbeere hat eine kühlende Wirkung und hilft dabei, quasi den Müll, den der Körper nicht mehr abtransportieren kann, auszuleiten und aufzulösen. Zum Beispiel ist sie gut bei erhöhten Cholesterin- und erhöhten Blutfettwerten.
Die intensiv blau gefärbten Beeren enthalten reichlich Vitamin C und E und sind damit ein wahres Beauty-Food. Vitamin C kurbelt die Kollagenproduktion an, was die Haut von innen aufpolstert. Vitamin E gilt seit Langem als Schönheitsvitamin. Beide Vitamine zählen außerdem zu den Antioxidantien, helfen freie Radikale abzufangen und stärken das Immunsystem. Der hohe Ballaststoff- und geringe Zuckergehalt macht sie auch für alle geeignet, die auf ihren Zuckerkonsum achten müssen.
TCM:
Die Heidelbeere ist von der Thermik her neutral. Sie ist Blut aufbauend und wirkt etwa bei Verstopfungen, Kopfschmerzen, schwacher Menstruation oder unruhigem Schlaf. Die Heidelbeere leitet auch Entzündungen aus, z. B. bei Harnwegsinfekten, Entzündungen im Mund- und HNO-Bereich oder bei Venenentzündungen.
Wie auch ihre schwarzen Vertreter sind rote Ribiseln reich an allerlei Spurenelementen wie Kalium, blutbildendem Eisen, Phosphor sowie entkrampfendem Magnesium. Außerdem helfen die in den Ribiseln vorhandenen Pektine dabei, Verdauungsstörungen zu regulieren. Frisch gepflückt sollten die roten Beeren sofort gegessen oder weiterverarbeitet werden, da sie sehr schnell verderben.
TCM:
Sie ist thermisch kühl und wird in allererster Linie bei chronischem Durchfall eingesetzt, weil sie stark bewahrend und zusammenziehend wirkt. Wird auch gern bei Paradontose (Entzündungen im Zahnfleisch) eingesetzt Die Ribisel ist Yin-aufbauend, wirkt bei Halsentzündungen und trockenem Husten und unterstützt bei ständigem Durstgefühl.
Die schwarze Ribisel besticht vor allem durch ihren hohen Vitamin-C-Gehalt, der dreimal so hoch ist wie bei einer vergleichbaren Menge Zitronen. Außerdem ist sie reich an Vitamin E, Eisen, Kalium und Kalzium. Wie auch ihre roten Vertreter liefert die schwarze Ribisel lösliche, verdauungsfördernde Ballaststoffe. Zusätzlich stärkt sie durch ihre Inhaltsstoffe das Immunsystem, wirkt sich positiv auf unsere Stimmung aus und tut dem Kreislauf gut.
TCM:
Sie gilt als kühl und wirkt unterstützend bei Infekten, seien es Atemwegsinfekte, Keuchhusten, Halsschmerzen, Mandelentzündungen oder Erkältungen. Blut aufbauend und Yin-tonisierend.
Auch sie punkten durch enorm viel Vitamin C. Sie sind außerdem echte Nährstoffbomben und reich an Eisen, Magnesium, Mangan, Kalium, Kalzium und Vitamin E. Wie viele Beerenarten wirken auch sie sich förderlich auf das Herz-Kreislauf-System aus. Außerdem wird das in Brombeeren enthaltene Provitamin A im Körper zu Vitamin A umgewandelt und ist dort vor allem am Sehvorgang beteiligt.
TCM:
Von der Temperatur her neutral, wirkt Yin-tonisierend. Yin steht für die Ruhe, für die Nacht, für das Ausgeglichene, für das Kalte, Saftige. Sie unterstützt bei eher trockener Konstitution, z. B. rissige Lippen oder Verstopfung, und wirkt auch gegen Unruhe und Nervosität. Auch bei Unfruchtbarkeit sagt man den reifen Früchten eine Unterstützung nach. Außerdem helfen sie bei Durchfall, diversen Entzündungen wie Gastritis, Magen-Schleimhautentzündung oder Harninkontinenz.
Sie enthalten neben B-Vitaminen besonders viel Eisen. Dadurch wirken sie blutreinigend und blutbildend. Zusammen mit ihrem hohen Vitamin-C-Gehalt kann der Körper zudem das Eisen besonders gut verwerten. Außerdem gelten Himbeeren dank ihres hohen Ballaststoffgehalts als verdauungsfördernd.
TCM:
Von der Thermik her neutral. Gehört zu den Früchten, die wie die Heidelbeere das Blut aufbauen. Wirkt auch gut bei Verstopfungen, Appetitlosigkeit und Menstruationsbeschwerden, auch wenn die Menstruation ausbleibt. Sie hat einen leicht sauren Anteil und wirkt dadurch auch zusammenziehend, bewahrend.
Sie sind weit mehr als eine Beilage zu Wildgerichten oder dem Wiener Schnitzel. Sie sind eine wahre Heilpflanze. In diesen kleinen Beeren steckt unter anderem viel Vitamin C, Natrium, Phosphor und Kalium. Die Blätter und der Saft der Preiselbeere gelten bei Erkrankungen der Harnwege als besonders wirksam. Preiselbeertee eignet sich hervorragend zur Behandlung einer Blasenentzündung und verschafft baldige Besserung. Der regelmäßige Konsum von Preiselbeersaft beugt Harnwegsinfektionen vor und wirkt antibakteriell.
TCM:
Von der Temperatur her kühl , wirkt sie in allererster Linie stark adstringierend, sprich bewahrend. Wirkt etwa bei Bettnässen, bei Inkontinenz, Durchfällen oder wenn man Bluter ist. Wirkt stärker als andere Beeren entzündungsausleitend, etwa bei Blasen- und Nierenbeckenentzündungen. Sie wirkt vor allem im unteren Bereich des Körpers, sprich Blase/Niere.
Wie bei allen Beeren gilt auch für Holunderbeeren: Sie enthalten reichlich Folsäure, Eisen, Kalium und Vitamin C. Holunderbeeren haben sich insbesondere als wirksames Hausmittel gegen Schnupfen und Erkältung bewährt, denn ihr Saft wirkt schweißtreibend, schleimlösend und fiebersenkend. Roh sollte man jedoch besser die Finger von ihnen lassen, da sie zu Übelkeit und Erbrechen führen können. Daher werden die Beeren meist als Saft-, Blüten und Blätter meist als Tee eingenommen.
TCM:
Von der Temperatur her kühl, ähnlich wie die schwarze Johannisbeere. Sie ist Yin-tonisierend, wird verwendet bei Halsentzündungen, bei trockenem Husten, bei Lungenentzündung, aber auch bei Schlaflosigkeit. Sie wirkt schleimlösend, etwa bei schleimigem Husten oder rasselnder Atmung und ist Blut aufbauend.
Um die Beeren optimal zu lagern und Schimmelbildung zu vermeiden, sollte man sie ungewaschen auf ein Küchenpapier nebeneinander auf einen Teller legen und in den Kühlschrank stellen. So halten die Früchte bis zu einer Woche frisch – ungekühlt meist nur einen Tag. Erst kurz vor dem Verzehr und dem Weiterverarbeiten sollten die Beeren gewaschen werden. Tiefgekühlt halten sich Beeren dann mehrere Monate. "Dazu die Früchte zunächst waschen, trocknen, einfrieren und bei Bedarf einfach auftauen", sagt Lang.
Kühl und gut fürs Blut
Auch aus TCM-Sicht (traditionelle chinesische Medizin) sind Beeren nicht zu verachten. „Je nachdem, in welcher Jahreszeit ein Obst wächst, hat es eine dementsprechend unterstützende Wirkung“, erklärt TCM-Ernährungsberaterin Tanja Lamplmair. "Wenn wir jetzt auf die Beeren eingehen: Sie sind eher ein Sommerobst. Das heißt, sie schützen uns vor der Hitze, vor dem Austrocknen und sie kühlen."
Beeren bauen auch das Qi, die Lebensenergie, auf. "Sie stärken uns ein Stück weit, unterstützen uns bei Appetitlosigkeit, Verdauungs- oder Bindegewebsschwäche." Beeren haben aus TCM-Sicht vor allem für das Blut eine große Bedeutung: Sie wirken blutaufbauend und bluterfrischend. "Unser Blut ist ja aus Sicht der chinesischen Medizin eine Flüssigkeit in uns, die sehr kostbar ist, die wir brauchen. Ich beschreib das immer gern so: Wenn man unseren Körper als Motor sieht, brauchen wir das Öl dazu, das gut schmiert. Wir brauchen aber auch die Kühlflüssigkeit, damit der Motor nicht überrennt und heiß wird. Und das unterstützt das Blut, es arbeitet als Kühlflüssigkeit", sagt Lamplmair.
Kraft von innen
"Wenn unser Motor übergeht, weil wir Stress, Belastungen, Infekte haben, dann sind das Sachen, die Hitze in uns rein bringen. Dann ist es ganz wichtig, dass unser Blut gut aufgebaut wird, damit es uns innerlich unterstützen kann. Und dabei können Beeren helfen."
Lust auf frische Beeren bekommen? Dann nichts wie raus in die Natur und naschen. Denn so schmecken sie am besten.
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