Neuregelung: Griechenland-Urlaub wird zur Reise ins Ungewisse
"Das ist aufwendig – besonders für Menschen, die noch nicht so ganz in der Smartphone-Welt angekommen sind." Das sagt ÖAMTC-Touristikerin Maria Renner zu den neuen, kurzfristig eingeführten Einreisebestimmungen für Griechenland.
Ab 1. Juli muss man sich mindestens 48 Stunden vor der Einreise auf der – nur englischsprachigen – Homepage travel.gov.gr verpflichtend registrieren. Daraufhin bekommt man einen QR-Code auf sein Mobiltelefon gesendet (man kann ihn aber auch per eMail sich schicken lassen und ausdrucken). "Erst bei der Ankunft erfährt man anhand des Codes, ob man einen PCR-Test machen muss oder nicht." Bis zum Ergebnis muss man sich in seiner Unterkunft isolieren: "Das kann bis zu 36 Stunden dauern."
Komplexes Verfahren
Wer getestet wird, entscheidet ein Computerprogramm, ein Algorithmus, anhand der Daten der Touristen: Etwa die Flugnummer, die Heimatadresse, Informationen zu kürzlich gemachten Auslandsreisen oder die Adresse am Zielort, heißt es bei der griechischen Botschaft in Wien. Es handle sich nicht um zufällige Stichprobentests, sondern um ein komplexes Auswahlverfahren, wobei die Infektionszahlen im Heimatland und andere Auslandsreisen die größte Rolle spielen.
"Wenn man aus Österreich kommt, wo die Infektionszahlen derzeit sehr niedrig sind und man in den 14 Tagen vor der Einreise nur in Österreich war, ist es sehr unwahrscheinlich, dass man sich einem Test unterziehen wird müssen", bekräftigt die Botschaft, wo man um Beschwichtigung bemüht ist. Im Falle des Falles "reist man weiter an den angegebenen Aufenthaltsort und wird über das Ergebnis informiert". Dass Touristen tatsächlich 36 Stunden im Quartier bleiben müssen, werde, wenn überhaupt, nur in Einzelfällen vorkommen. In der Regel sollte das Ergebnis innerhalb eines Tages verfügbar sein. Auch Bedenken bezüglich der Datensicherheit seien unbegründet: Die Daten würden "anonymisiert", Namen nicht gespeichert.
Und wenn man die 48 Stunden-Frist für die Registrierung übersieht? "Niemand aus Österreich muss Sorge haben, dass er nicht nach Griechenland einreisen kann", heißt es aus der Botschaft auf KURIER-Anfrage. Neben der Möglichkeit, das Formular vor Reiseantritt online einzureichen, werde es für einzelne Schnellentschlossene oder Geschäftsreisende auch Möglichkeiten geben, dieses beim Check-in oder direkt im Flugzeug auszufüllen. Die 48-stündige Frist sei nicht in Stein gemeißelt. Fiebermessungen vor Ort unabhängig vom QR-Code werde es keine geben.
"Grundsätzlich ist diese Vorgangsweise ja etwas Positives", sagt Josef Peterleithner, Präsident des Österreichischen ReiseVerbandes (Interessensvertretung der Reisebranche). "Überraschend war die Kurzfristigkeit der Bekanntgabe, dass dieses Formular benötigt wird. Aber es ist nicht schwierig auszufüllen und die Reisebüros helfen dabei. Der Vorteil ist, die Gesundheitsbehörde weiß, wo sich der Reisende befindet. Das dient der Sicherheit."
Warum eigentlich, Josef Peterleithner
Schwierige Stornierung
Wer schon gebucht hat und jetzt trotz aller gegenteiligen Beteuerungen Sorge vor einer 36-stündigen Quarantäne hat, dem rät ÖAMTC-Reisejuristin Verena Pronebner, bei einer Pauschalreise ein kostenloses Storno zu versuchen – besonders, wenn die Abreise innerhalb der kommenden Tage stattfindet. "Eine Quarantäne ist eine erhebliche Beeinträchtigung einer Reise." Allerdings betont sie genauso wie Andreas Herrmann vom VKI: "Man weiß ja nicht im Vorhinein, ob man wirklich in Quarantäne muss. Deshalb könnte ein Storno nicht einfach werden."
Branchensprecher Peterleithner dazu: "Änderungen von Einreisebestimmungen sind kein Grund für kostenlose Stornierung oder Umbuchung. Da Österreich weltweit zu den besten Ländern in der Coronavirusbekämpfung zählt, wird die Wahrscheinlichkeit sehr gering sein, dass Österreicher getestet werden. Und die 36 Stunden Wartezeit sind ein Maximalwert." Er glaube nicht, dass es zu Problemen kommen werde: "Die Nachfrage nach Griechenland ist groß."
Erste Reise-Erfahrungen
Kroatien bietet eine freiwillige Online-Registrierung an: Dadurch wird eine raschere Grenzabfertigung ermöglicht. Erste Erfahrungen zeigen: "Was Reiseländer wie Deutschland, Griechenland, Italien, Kroatien oder Spanien betrifft, haben wir bis jetzt keine Probleme bei der Ein- oder Ausreise gemeldet bekommen, etwa langwierige Kontrollen", sagt Renner.
Bleibt die Frage: Was tun, wenn man am Urlaubsort Covid-19-Symptome wie Fieber bekommt? "Der einzige verantwortungsvolle Weg ist, sich lokal mit der Gesundheitsbehörde und der österreichischen Vertretung ins Einvernehmen zu setzen", sagt Reisemediziner Herwig Kollaritsch: "Auch wenn der Gedanke nicht angenehm ist, irgendwo 14 Tage in häuslicher Quarantäne sein zu müssen: „Die Gefahr der Verschleppung der Infektion wäre bei einer Heimreise viel zu groß."
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