Wien: Kein Platz für Schanigärten, Gebühren sind trotzdem fällig
VonTheresa-Marie Stütz und Julia Schrenk
Aufruhr herrscht einmal mehr auf den Wiener Märkten. Der Grund ist diesmal die Corona-Krise: Wegen der Pandemie wurde den Wirten die Schanigartengebühr erlassen, den Marktstandlern mit Gastgärten aber nicht.
Anita Paic ist Gastronomin am Karmelitermarkt im 2. Bezirk. Dort führt sie das Pizzaquartier. Auch ihr Lokal musste aufgrund von Corona finanzielle Einbußen verkraften. Obwohl ihre Pizzeria mit anderen Gastro-Lokalen Wiens vergleichbar ist, muss sie die Schanigarten-Gebühren zahlen.
Sie ist nicht die einzige Betroffene. Daher hat sich Georg Holzer, Marktsprecher des Volkertmarktes, in einem Offenen Brief an Bürgermeister Michael Ludwig sowie die Stadträte Ulli Sima und Peter Hanke (alle SPÖ) gewandt.
Die Stadt Wien hätte Mitte Mai die Erlassung der Schanigärten-Gebühr bis Jahresende versprochen – ausnahmslos. Stattdessen würde die Schanigärten-Gebühr aber von den Marktstandlern „ausnahmslos kassiert“ werden, kritisiert Paic.
Betrieb eingeschränkt
Doch auch der Betrieb der Schanigärten selbst wurde eingeschränkt. Samstags dürften die Gastro-Betriebe der Wiener Märkte von 8 bis 14 Uhr keine Tische aufstellen. Der Hintergrund: Nur so haben auch die Stände der Bauern Platz. Denn zwischen den Marktständen müssen zurzeit vier Meter Abstand eingehalten werden, um die Infektionsgefahr zu verringern.
Paic erzählt, dass am Samstag ein Marktstandler auf ihrem Schanigarten-Platz stehen würde. Dafür bezahlen müssten aber beide. Das Marktamt würde also „doppelt kassieren“.
Alexander Hengl, Sprecher des Marktamtes, begründet die Vorgehensweise mit der Gewerbeordnung. Laut dieser würde es sich bei den Märkten um Handelsplätze handeln.
Und dort würde der Handel an erster Stelle stehen. Stände von Bauern hätten daher auch Vorrang, was die Platzverteilung betrifft. Anschließend der Handel selbst und zu guter Letzt die Schanigärten. Daher stehe auch ein anderer Stand auf Paics Schanigarten-Platz.
Allein gelassen
Die Marktstandler wollen sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben: „Wir mussten zwei Monate ohne jedes Einkommen aber mit laufenden Kosten verkraften. Dafür ist wirtschaftliche Beeinträchtigung ein schwacher Ausdruck“, schreibt Holzer im Protestbrief.
Im Vergleich zu den herkömmlichen Gastro-Betrieben seien die Marktstandler finanziell aber besser situiert, kontert Hengl. Denn die Markstandler hätten in den Monaten März und April keine Betriebskosten zu leisten gehabt. Den anderen Wirten hingegen würden „nur“ die Schanigärten-Gebühr erlassen werden. Die Miete zum Beispiel müssten sie trotzdem zahlen.
Eine Sprecherin der zuständigen Stadträtin Ulli Sima erklärt außerdem, dass sich die Stadt besonders um die Märkte bemüht hätte. Nur mithilfe der vielen gesetzten Maßnahmen seien die Einhaltung der Sicherheitsabstände und die Öffnung der Märkte garantiert gewesen.
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