Ärger um Schanigärten auf den Wiener Märkten
Isabel Mantl-Kaas hat gemischte Gefühle, wenn sie an die nächsten Wochen denkt. Die Gastronomin führt seit zehn Jahren einen kleinen Feinkostladen samt Lokal am Karmelitermarkt in der Leopoldstadt. Und wie alle Wirte ist sie froh, heute endlich wieder öffnen zu dürfen.
Aber da ist noch die Sache mit dem Schanigarten. Den darf Mantl-Kaas zwar wieder aufstellen. Am Samstag aber erst nach 14 Uhr, wie ihr das Marktamt vor wenigen Tagen mitteilte. Und das ist ein Problem. Denn: Der Samstag allein mache für Wirte auf Märkten 50 Prozent des Wochenumsatzes aus, sagt Markus Ornig, Wirtschaftssprecher der Neos.
Mantl-Kaas rechnet nun damit, in der aktuellen Saison bis zu 40 Prozent Umsatz zu verlieren. Die Gastronomin ist mit diesem Problem nicht alleine: Laut Ornig sind 21 Lokalbetreiber auf vier Märkten betroffen.
Lebensmittelhandel hat Vorrang
Hintergrund sind die Sicherheitsvorkehrungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise. Weil Freitag und Samstag auch die Bauernmärkte stattfinden, wird es eng auf den Märkten. Damit ausreichend Distanz gewahrt werden kann, wird dem Marktamt zufolge an diesen beiden Tagen stundenweise auf die Schanigarten-Flächen besagter Gastronomen zurückgegriffen. Der Grund: Vorrang hat auf den Märkten der Lebensmittelhandel – und nicht die Gastronomie. So steht es im Gesetz.
Für die betroffenen Wirte und auch die Marktstandler ist das ein fast unlösbares Dilemma. "Da prallen zwei Unternehmerwelten aufeinander", sagt Martin Steffel, Sprecher der Standler am Karmelitermarkt. Wie die Neos fordert er individuelle Lösungen für die Betroffenen.
Lösungsvorschläge
Das Dilemma ist Mantl-Kaas und ihren Kollegen bewusst. Was sie an der Causa erzürnt, ist, dass es seitens des Marktamtes kein Interesse an Gesprächen gegeben habe, um Auswege zu finden.
Ideen dafür haben die Gastronomen genug: Sie reichen von der Verlegung der Schanigärten, über eine Reduktion der Tischzahl bis hin zur Ausweitung der Marktflächen und der tageweisen Verlegung mancher Stände auf andere Märkte. „Die einzigen, die Abstriche machen müssen sind wir“, ärgert sich Mantl-Kaas.
Beim Wiener Marktamt betont man, dass in der Krise viele Maßnahmen getroffen wurden, um die Standler zu unterstützen. Nebenfahrbahnen und Parkplätze wurden etwa zu Stellflächen für Stände umfunktioniert, um Platz zu schaffen. Klar müsse aber sein, dass der Verkauf von Lebensmitteln vor gehe.
Die meisten Schanigärten bewilligt
"Wir haben 160 Schanigärten bewilligt, 139 davon in beantragter Form", sagt Marktamt-Sprecher Alexander Hengl. Individuelle Gespräche im Vorfeld seien "zu einer Zeit, wo sich Gesetze jederzeit ändern" schwierig gewesen. Insgesamt gehe es nur um wenige Betriebsstunden, die ausfallen: 70.000 wurden genehmigt, lediglich 650 nicht. "Das ist nicht einmal ein Prozent."
Die Statistik nützt Mantl-Kaas wenig, sie wird nun zwei – geringfügige – Stellen streichen müssen. Ihr Angebot wäre gewesen, einige Tische umzustellen. "Da können Gastronomen natürlich einen neuen Antrag für die Flächen stellen", sagt Hengl.
Und die Gebühren?
Neben den Öffnungszeiten der Schanigärten beackern die Gastronomen ein weiteres Problemfeld: Während den Wirten in der Stadt die Schanigartengebühr ganzjährig erlassen wird, ist die Lage auf den Märkten unklar. Zwar ließ das Marktamt durchblicken, die Gebühr für die Nicht-Nutzung an Freitagen und Samstagen erlassen zu wollen. Das haben die Betroffenen aber nicht schriftlich. Die Neos fordern Klarheit und mehr Unterstützung der Markt-Gastronomen.
Bis dahin bleiben die gemischten Gefühle.
Kommentare