"Viele sehen nicht, dass es eine Challenge ist, schwarz zu sein"

Die österreichischen Rapper T-Ser und Meydo (Mitte, v.l.) moderierten die letzte "Black Lives Matter"-Demonstration in Wien. T-Sers Vater kam aus Nigeria nach Salzburg, Meydos Familie aus der DR Kongo nach Graz.
Die beiden Rapper Meydo und T-Ser erzählen im KURIER-Gespräch von der "Black Lives Matter"-Bewegung und dem Leben als Schwarze in Österreich.

Die beiden Wiener Rapper Meydo und T-Ser haben afrikanische Wurzeln: Meydos Eltern sind aus der Demokratischen Republik Kongo nach Österreich gekommen, T-Sers Vater aus Nigeria. Meydo gebürtiger Grazer, T-Ser Salzburger. Vor knapp zwei Jahren trafen sie sich am hellichten Tag gemeinsam mit anderen schwarzen Kollegen ihres Musiklabels auf einer Bank im Wiener Josef-Strauß-Park - bis eine Polizeistreife anhielt und die Gruppe des Parks verwies.

Die Rapper veröffentlichten ein Video des Vorfalls in den Sozialen Medien, garniert mit dem eigens kreierten Hashtag #nichtmituns. Das Video wurde mehr als 200.000 Mal aufgerufen, eine Welle der Solidarität folgte. Auf der ersten großen "Black Lives Matter"-Demonstration in Wien trat T-Ser als Redner auf, letzte Woche moderierte er gemeinsam mit Meydo die dritte Demonstration unter diesem Motto. Mit dem KURIER haben beide über Alltagsrassismus und das Leben als Schwarze in Österreich gesprochen.

KURIER: Bei der ersten "Black Lives Matter"-Demo am 4. Juni waren 50.000 Leute anwesend, was alle überrascht hat. Bei der letzten, am 2. Juli, waren es nur zwei- bis dreitausend. Warum, glauben Sie, war das so?

T-Ser: Ich glaube, dass der Tod von George Floyd und dieses schreckliche Video einfach viele Menschen mobilisiert hat. Auch die teilweise bürgerkriegsähnlichen Zustände in den USA, da hatten wir sicher das mediale Momentum auf unserer Seite. Es war aber klar, dass es nicht auf diesem Level bleibt.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie beide inzwischen die Proteste vom Demo-Wagen aus moderieren?

T-Ser: Nachdem ich auf der ersten Demo eine Rede gehalten habe, haben mich die Leute vom Black Lives Movement Austria, die auch die letzte Demo organisiert haben, gefragt, ob ich nicht wieder auf der Bühne sprechen möchte. Ich glaube, es fehlt einfach extrem an schwarzen Stimmen in Österreich.

Woran könnte das liegen?

T-Ser: Es fehlt einfach an Plattformen. Es gibt zwar unsere eigenen Events oder Vereine wie zum Beispiel SFC (Schwarze Frauen Community, Anm.), aber da sind dann vielleicht ein paar hundert Leute, das ist nur ein Teil der Community. Wobei es schwer zu sagen ist, wie viele Schwarze es jetzt wirklich in Wien gibt, weil es ja keine eingetragene Rasse in Österreich gibt, wie beispielsweise in den USA.

Fänden Sie das denn gut? Das ist doch problematisch, wenn man kategorisch nach seiner Herkunft eingeteilt wird, oder?

T-Ser: Ja, vielleicht. Aber es ist eben hilfreich für Statistiken, um einen Überblick zu bekommen.

Meydo: Es wäre schon wichtig, zu wissen, dass wir viele sind. Den meisten ist nämlich gar nicht bewusst, wie viele Menschen afrikanischer Abstammung es in Österreich gibt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass unsere Elterngeneration sich zurückgezogen hat – die haben sich meistens gedacht: „Ich bin in einem sicheren Land, ich arbeite, ich ziehe meine Kinder groß und das war’s“ – die haben die Öffentlichkeit, das Rampenlicht, gescheut. Jetzt ist aber eine Generation da, die hier geboren ist, die hier aufgewachsen ist und die jetzt einfach laut sein will.

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