Debatte um Mohrengasse: Stadt Wien will sich mit Historikern beraten

„Die Stadt wird den Kontakt mit der Historikerkommission suchen“, sagt Stadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ).
Stadträtin Veronika Kaup-Hasler begrüßt angekündigten Experten-Bericht und plant ein Treffen mit den Wissenschaftern.

Die Stadt reagiert positiv auf den jüngsten Vorstoß von Historikern, potenziell rassistisch belastete Wiener Straßennamen zu prüfen.

„Wien ist eine offene Stadt und begrüßt grundsätzlich jede aktive Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit und dem Umgang mit öffentlichen, symbolischen Ausdrucksformen“, teilt die zuständige Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) auf KURIER-Anfrage mit.

Zur Erinnerung: Jene Historiker-Kommission, die bereits im Jahr 2013 rund 4.400 personenbezogene Straßennamen untersuchte und dabei 28 „besonders problematische“ Fälle (die meisten davon mit NS-Bezug) aufspürte, hat nun eine neue Untersuchung gestartet.

Dieses Mal geht es um Straßennamen, die einen „rassistischen oder kolonialen Diskurs“ fördern, wie der Zeithistoriker Florian Wenninger von der Universität Wien sagt.

Anstoß dafür ist die aktuelle Debatte um die Große und die Kleine Mohrengasse in der Leopoldstadt. Aktivisten fordern in einer Online-Petition, dass die beiden Straßen umbenannt werden sollen.

Obwohl die Herkunft des Begriffs „Mohr“ nicht zu hundert Prozent klar sei, „kann die rassistische Natur seiner Verwendung nicht angezweifelt werden“, argumentieren sie.

Treffen geplant

Die Mohrengasse soll jedenfalls Gegenstand der neuen Untersuchung sein. Genauso wie der Columbusplatz in Favoriten. Im Herbst soll der Bericht fertig sein.

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Stadträtin Kaup-Hasler betont, dass sich die Debatte um Straßennamen auf „wissenschaftliche Expertise und Aufarbeitung“ stützen müsse. „Die Stadt wird daher den Kontakt mit der Historikerkommission suchen, um weitere Vorgehensweisen zu beraten“.

Angedacht sei ein Treffen mit den Wissenschaftern, einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht.

Abriss gefordert

Unterdessen kocht die Debatte um das Lueger-Denkmal beim Stubentor im 1. Bezirk hoch. Das Denkmal besteht aus einem Sockel mit Relief und einer Bronzestatue des früheren Wiener Bürgermeisters Karl Lueger – der dem politischen Antisemitismus zu einem Höhepunkt verhalf.

Debatte um Mohrengasse: Stadt Wien will sich mit Historikern beraten

Das Lueger-Denkmal beim Stubentor.

Aus Protest dagegen ist das Denkmal in den vergangenen Wochen mehrmals beschmiert worden. Die Universitätsvertretung der Hochschülerschaft (ÖH) an der Uni Wien hat sich nun mehrheitlich für den Abriss des Denkmals ausgesprochen.

Außerdem ruft die ÖH dazu auf, eine entsprechende Online-Petition der Jüdischen österreichischen Hochschüler (JÖH) zu unterstützen. Bis Freitagnachmittag sind rund 900 Unterschriften zusammengekommen.

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