Koloniale Spuren in Deutschland: "Mit offenen Augen durch die Stadt gehen"

Koloniale Spuren in Deutschland: "Mit offenen Augen durch die Stadt gehen"
Deutschland hat viele Straßen mit kolonialem Bezug – eine interaktive Landkarte macht sie sichtbarer. Die Initiatoren setzen sich für eine neue Erinnerungskultur ein.

Sobald die Punkte über dem „o“ weg sind, findet sich immer jemand, der die Namensschilder in der U-Bahn-Station in Berlin-Mitte wieder ändert und daraus die "Möhrenstraße" macht. Für Simone Dede Ayivi ist dennoch jede Fahrt "äußerst unangenehm" – allein, wenn der Name beim Halt durch die Lautsprecher tönt, den die Künstlerin und Theaterregisseurin nur als M-Straße bezeichnet.

Er geht auf das Jahr 1707 zurück, als im Palais an der angrenzenden Markgrafenstraße Menschen afrikanischer Herkunft Dienste verrichten mussten, sie wurden als Minderjährige auf Sklavenmärkten gekauft. Es ist nicht die einzige Straße in Berlin bzw. in Deutschland, die an die Zeit des Sklavenhandels und deutschen Kolonialismus erinnert.

"Wen ehren wir im öffentlichen Raum?"

Kürzlich haben die Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD), bei der Simone Dede Ayivi aktiv ist, und das Künstlerkollektiv Peng! eine Webseite erstellt (tearthisdown.com), wo jeder Straßennamen oder Plätze eintragen kann, die nach abwertenden Begriffen für schwarze Menschen heißen oder an Kolonialisten erinnern. Das soll anregen "mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen", betont Ayivi, und sich fragen: Wen ehren wir im öffentlichen Raum? Ist das vereinbar mit der Gesellschaft, in der wir leben wollen?"

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