Verdächtige befragt: Erschütternde Aussagen im Mordfall Leonie
Leonie ist tot – mit erst 13 Jahren wurde sie vollgepumpt mit Drogen, vergewaltigt und an einen Baum in Wien-Donaustadt gelehnt. Der Ermittlungsakt enthält unzählige Grausamkeiten, die nichts in der Öffentlichkeit zu suchen haben. Aber eines ist bei der jetzt schon erdrückenden Beweislast bemerkenswert: Die Beschuldigten mimen in ihren Aussagen die Unschuldslämmer. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen werden den tatverdächtigen Afghanen aber nicht viel nützen. Denn Kripo und Staatsanwaltschaft arbeiten die letzten Stunden im Leben der 13-jährigen Leonie akribisch auf. Und dabei sind sie bereits auf allerhand belastendes Material gestoßen.
Bilder aus der U-Bahn
Bilder aus der Überwachungskamera der U-Bahnstation Kagran zeigen eine Momentaufnahme der verhängnisvollen Nacht von 25. auf den 26. Juni. Leonie umringt von drei jungen Männern, identifiziert als die Afghanen Ali-Sena H. alias „Ramish“ (16), Ibraulhaq A. alias „Haji“ (18) und Zubaidullah R. alias „Zubai“ (23). Die ersten beiden sitzen in U-Haft, nach dem dritten wird international gefahndet.
Ein Bekannter traf Leonie zudem mit einem Burschen nach 1 Uhr Früh am Donaukanal. „Ich habe noch kurz mit ihr gesprochen und dabei gemerkt, dass es ihr nicht gut geht. Sie hat geweint. Ich habe sie noch gefragt, ob ich ihr helfen soll und ich ihr ein Taxi besorgen soll. Sie hat abgelehnt und ist davon gelaufen.“ Gegen 2.15 Uhr fuhr Leonie mit ihren afghanischen Begleitern in Hajis Wohnung, wo die Tragödie ihren Lauf nahm. Leonie wurde den Aussagen der Verdächtigen zur Folge mit sieben oder mehr Ecstasy-Tabletten gefügig gemacht.
Die glaubwürdigsten Aussagen in dem Fall lieferte bis dato der wichtigste Zeuge. Es ist jener Syrer, den Zubaidullah R. alias „Zubai“ nur Stunden nach der Tat in Panik aufsuchte. Bevor der 23-Jährige untertauchte, soll er gegenüber seinem Freund eine unvorstellbare Beichte abgelegt haben. Demnach haben alle drei Männer in der Wohnung das wehrlose Mädchen vergewaltigt. Weil die Drogen aber nicht ausreichten, sei der Dealer Sahel S. (23) plötzlich mit Nachschub in der Wohnung aufgetaucht. Den Aussagen nach hat auch er die 13-Jährige missbraucht.
Ganz anders hört sich die Version aus dem Mund von Ibraulhaq „Haji“ A. an. Der erklärte nämlich, er habe während der Übergriffe Leonies Hand festgehalten. Er wisse im Nachhinein, dass er aktiv Hilfe holen und das verhindern hätte müssen. „Das ist mein Verschulden.“ „Mein Mandant A. bereut reumütig die unterlassene Hilfeleistung“, sagt sein Anwalt Thomas Nirk zum KURIER. Er sei aber derjenige gewesen, der die Rettung geholt hat. Ein entsprechender Anruf ging tatsächlich um 6.59 Uhr ein.
„Einfach weggelaufen“
Da war das Mädchen laut Ermittlungen aber schon längst nicht mehr am Leben. Ibraulhaq „Haji“ A. erklärte außerdem bei seiner Befragung: „Sie ist selber schuld, dass sie gestorben ist. Sie hat Drogen genommen und ist einfach von zu Hause weggelaufen.“
Wer von den Beschuldigten sich zu welcher Zeit in der Wohnung aufhielt, sollen die Daten des WLAN-Routers und Rufdatenrückerfassungen klären. Abzuwarten bleibt auch die Klärung der endgültigen Todesursache durch die Gerichtsmedizin. Anwalt Florian Höllwarth vertritt Leonies Familie. Er überlegt eine Amtshaftungsklage gegen die Republik, weil die Abschiebung der mehrfach straffällig gewordenen Verdächtigen vor der Tat scheiterte.
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