Unruhige Zeiten für Szene-Gastronom Martin Ho
Kenne deinen Gegner – auch vor Gericht. Zwei Jahre hat es gedauert. Jetzt weiß Szene-Gastronom Martin Ho zumindest, wer sein Gegenüber vor Gericht ist. Ho (der am Donnerstag nicht persönlich anwesend ist) hatte das Zoom Institute for Research and Analysis nach dem Mediengesetz geklagt.
Zuvor waren unter anderem Artikel über angebliche Drogenverkäufe in der Pratersauna erschienen. Doch am Donnerstag kommt der Richter zu dem Ergebnis: Das Zoom Institute, angeblich ein in der Schweiz eingetragener Verein, gibt es gar nicht. Die Klage muss er aus formellen Gründen daher abweisen.
Hinter der Recherche-Plattform stehen zumindest drei Personen. Zwei, es handelt sich um Journalisten, gaben sich zu erkennen. Ein drittes Gründungsmitglied blieb bisher ungenannt. Auftraggeber würden keine hinter der Plattform stecken, betonten sie.
Sie seien nur „besorgte Bürger“, die der Meinung sind, dass „Machthaber (konkret gemeint ist ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz) stärker kontrolliert werden.“
Entscheidet sich Ho erneut für eine Klage, geht alles von vorne los – dann mit den Journalisten als Gegenüber. Und die wollen den Wahrheitsbeweis antreten. „Und dazu wollen wir Sebastian Kurz als Zeugen laden.“
Seine Lokale
Der Szene-Gastronom steht u. a. hinter der Pratersauna, dem experimentellen Sushi-Lokal Dots oder dem Club 404 – Don't Ask Why am Naschmarkt
Seine Wegbegleiter
Das Hotel „La Petite Ivy“ in der Wachau eröffnete Ho in kleiner Runde mit seinen Freunden und Wegbegleitern. Mit dabei: Bundeskanzler Sebastian Kurz, Finanzminister Gernot Blümel, Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky, Banker Philipp Spängler und Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner
Sein Werdegang
Der gebürtige Vietnamese brach mit 19 Jahren die Uni ab und machte sich selbstständig. Heute sind in der Dots Group mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigt
Sein Image
Der Szene-Gastronom soll innovativ sein und Dinge auslagern, bei denen andere über mehr Expertise verfügen. Er gilt außerdem als machtorientiert
Seine Stolpersteine
Im vergangenen Jahr geriet er mit (erfolgreichen) Drogenrazzien im Dots und sexistisch motivierten Zugangsbeschränkungen für Gäste in seinen Clubs in die Negativ-Schlagzeilen
Nicht nur vor Gericht läuft für Ho derzeit nicht alles rund. Gegen ein neues Club-Projekt laufen Anrainer Sturm und seit Monaten kommt der Unternehmer regelmäßig in die negativen Schlagzeilen. Aber warum polarisiert der Szene-Gastronom derart?
Jeder bleibt anonym
Egal, wen man anruft, jeder hat zwar eine Meinung zu Ho, öffentlich äußern will sie allerdings keiner. Gegner fürchten Nachteile aufgrund seiner engen Beziehung zum Bundeskanzler. Selbst Fans wollen unerkannt bleiben, um nicht in die „türkise Ecke gedrängt zu werden“.
Ein weiterer Grund für die Anonymität: Man wolle nur ja nicht bei den Gerüchten anstreifen, dass sich das Imperium durch Geldwäsche finanziere. Beweise habe keiner, aber „man wisse ja nie“.
Ho selbst kostet das bei KURIER-Anfrage nur „ein entspanntes Lächeln“. Es sei an keinen Vorwürfen etwas dran, aber er gebe ohnehin nicht sehr viel auf Gerüchte.
Dass Ho mit Kurz befreundet ist, ist hingegen kein Gerücht. „Warum oder seit wann, weiß aber irgendwie keiner“, heißt es im ÖVP-Umfeld. Auch wie mächtig diese Beziehung ist, ist nicht klar. Ho selbst sagte im Frühjahr in einem Wien Heute-Interview, dass er mit dem Kanzler nicht über Politik spreche, sondern nur darüber, „wie es den Frauen gehe, über Kunst und Sport“.
Demgegenüber steht die Behauptung, dass Kurz unmittelbar vor der Regierungsauflösung mit der FPÖ im Jahr 2019 den Gastronomen zu Beratungen ins Bundeskanzleramt hinzugezogen haben soll.
Die Gerüchte um die starke Verbindung wurden während der Corona-Pandemie weiter angeheizt, als Ho 24 Stunden vor Veröffentlichung des Gastro-Lockdowns die Schließung seines Lokals Dots ankündigte. Sofort wurde spekuliert, ob Ho frühzeitig Informationen vom Kurz bekommen habe.
Ich kann mir nicht über alle politisch motivierten Skandalisierungen des Boulevards Gedanken machen.
Für Hos Bewunderer seien die Anschuldigungen haltlos. Er sei ein „Opfer der Neidgesellschaft“. Sein wirtschaftlicher Erfolg sei nicht von der Hand zu weisen und diesen „auf die Beziehung zu Kanzler Kurz zu reduzieren einfach lächerlich“, heißt es.
„Scheiß drauf“-Attitüde
Hos größter Pluspunkt sei vielmehr, dass er genau über seine Stärken und Schwächen Bescheid wisse. Darum soll er in jedem Lokal Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater als zweiten Geschäftsführer eingesetzt haben, was sich im Firmenbuchauszug auch bestätigt.
Diese Sparring-Partner sollen „ihn im Zweifelsfall von schlechten Entscheidungen abhalten“, heißt es in der Branche.
Ein weiterer Garant für seinen Erfolg: Er sei ein „Nix-Scheißer“, weil er die „eingerostete Bürokratie in Österreich ab und zu umgeht und es in Kauf nimmt, dass er dafür Strafen kassiert“.
Dank dieser Attitüde prallt wohl auch die regelmäßige schlechte Presse an ihm ab – und die gab es im vergangenen Jahr zuhauf.
Im Lokal Dots im 19. Bezirk wurde im Mai 2020 etwa eine Privat-Party gefeiert – mitten in Zeiten des Lockdown. Sie wurde von einer Drogenrazzia frühzeitig beendet. Die Polizisten suchten angeblich einen Dealer, der die Club-Besucher mit Drogen belieferte. Ho soll damals schon „im Bett gewesen sein und von nichts gewusst“ haben.
Martin Hos Erfolg auf die Beziehung zu Kanzler Kurz zu reduzieren, ist einfach lächerlich.
Auch international schaffte er es in die Negativ-Schlagzeilen. Die deutsche Bild-Zeitung berichtete über zwei Schwestern, die wegen ihres Gewichts nicht in den Hiphop-Club „Vie I Pee“ gekommen waren. „Ihr seid zu dick, das passt nicht zum Image des Clubs“, hätten die beiden angeblich vor der Tür des Clubs zu hören bekommen. Online wurde danach zum Boykott gegen Hos Club aufgerufen.
„Ich bin Gastronom und deswegen ist mir jeder Gast willkommen“, sagt Ho dazu. Angst vor einem Image-Schaden habe er außerdem nicht: „Unsere Häuser sind ausgebucht.“ Tatsächlich setzt er immer wieder kulinarische Trends.
Die jüngsten Schlagzeilen drehen sich um eine Klage des Bundesdenkmalamts. Die neue Fassade des Novomatic-Forums soll mit dem Denkmalschutz unvereinbar sein. Besitzer des Forums ist allerdings die LNR Projekt FS7 Immobilien GmbH. Ho wird nur wegen seines hohen Bekanntheitsgrads genannt – selbst betreibt er nämlich nur als Pächter im Gebäude das Lokal „404 - Don't ask why“.
Anrainer-Beschwerden
Ernster ist die Aufregung um seinen geplanten Club in der Mariahilfer Straße 36. Insgesamt 42 Anrainer – darunter Künstler, Ärzte, Journalisten und Gewerkschafter –, haben sich zusammengetan und Beschwerden eingereicht.
Im Detail beklagen sie den fehlenden Schallschutz und die Öffnungszeiten des zusätzlich geplanten Süßwarengeschäfts. Die Anrainer befürchten auch, dass in dem Süßwarenshop „dann Drogen verkauft werden“. All diese Vorwürfe werden derzeit geprüft, heißt es vom zuständigen Amt.
Öffnen möchte Ho trotzdem im September. Auch hier steht er über den Dingen: „Ich kann mir nicht über alle politisch motivierten Skandalisierungen des Boulevards Gedanken machen“.
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