Massentests: "Sehr gut organisiert", wenige positive Ergebnisse
Lokalaugenschein beim Massentest in Wien
Der Testlauf in Annaberg-Lungötz im Salzburger Tennengau ist Dienstag und Mittwoch gut über die Bühne gegangen, heute startet die nächste Stufe der Corona-Massentests.
In den drei Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Wien ging der reguläre Testbetrieb los und besonders vor den drei Teststationen in der Bundeshauptstadt (Stadthalle, Messe und Marx-Halle) bildeten sich gleich zu Testbeginn um 8 Uhr lange Schlangen, die vereinzelt für Unmut sorgten. Am Nachmittag entspannte sich die Lage, vor allem in der Messe und der Marx-Halle.
Software funktioniert nicht
Viel schwerwiegender sind jedoch die anhaltenden Probleme mit der vom Bund zur Verfügung gestellten Software. In Tirol erhielten negativ getestete Personen vorerst nur verspätet oder keine Benachrichtigung über ihr Testergebnis. Auch in Wien kommt es immer wieder zu Ausfällen, das Bundesheer hat daher ein Backup in Papierform angelegt.
In der Stadthalle ist das elektronische Erfassungssystem schließlich ganz ausgefallen, wie das Bundesheer berichtete. Somit werden die Daten nun analog gesammelt, also in Formulare eingetragen. An der Abwicklung oder Dauer der Untersuchungen ändere sich nichts, wurde versichert. Die Teilnehmer würden ihre Ergebnisse trotzdem sofort erhalten. Die Daten werden später ins IT-System eingetragen.
Pleiten, Pech und Pannen
Damit setzt sich die Pannenserie des IT-Systems nahtlos fort. Zuvor waren durch ein Datenleck persönliche Daten von 800 Personen an Dritte weitergeleitet worden (siehe weiter unten).
Die Stadt Linz will darum auf ein eigenes System zurückgreifen, kündigte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Freitag an. Das Land Oberösterreich wolle nach dem Wochenende entscheiden, ob es seinen "Plan B" aktiviert. LH Thomas Stelzer (ÖVP) sprach angesichts der Pannen von "keiner überraschenden Entwicklung": "Wie so oft wird vom Bund viel angekündigt, nichts funktioniert."
Das Land Tirol kündigte zu Mittag an, nicht mehr zum IT-System des Bundes zurückzukehren und mit der landeseigenen Lösung weiterzumachen.
Wenig Positive
Die Bilanz aus Tirol nach dem ersten Tag: 76.197 Personen, rund ein Zehntel der Testberechtigten, haben sich testen lassen, 202 von ihnen erhielten ein positives Antigen-Testergebnis (0,27 Prozent).
In Wien wurden am Freitag insgesamt 22.402 Personen getestet: In der Stadthalle waren 22 Getestete positiv, in der Messehalle 54 , in der Marx-Halle 36 Personen (Stand 20 Uhr). Das ergibt eine Gesamtrate von 0,49 Prozent positiv Getesteter in der Bundeshauptstadt.
Die Abwicklung funktionierte weitgehend reibungslos, auch wenn sich einige nicht mit dem Anstehen anfreunden konnten. "Wozu buche ich da einen Termin", war etwa in der Schlange vor der Marx-Halle in Landstraße zu hören. Trotz der Schlangen ging es aber zügig voran. KURIER-Redakteurin Julia Schrenk hatte ihren Testtermin um 9 Uhr, um 9.40 Uhr war die ganze Prozedur abgeschlossen.
Auch für eine sichere Abwicklung und ausreichend Abstand zwischen den Wartenden war dank FFP2-Masken und Bodenmarkierungen gesorgt. Wurde es doch einmal zu eng, griff der Ordnerdienst ein: "Wenn Sie bitte so lieb sind: links und rechts der gelben Linie stehen."
Die Wienerin Sabrina Lehner war mit dem Ablauf zufrieden. „Es war total unkompliziert. Ich hatte vor einer halben Stunde meinen Termin und bin schon fertig“, berichtet sie.
Johannes Fiala hat ebenfalls nichts zu bemängeln: "Das war circa mein 40. Abstrich. Ich finde das einfach sinnvoll, alles hat problemlos funktioniert.“
Der Wiener Militärkommandant Brigadier Kurt Wagner berichtete am frühen Vormittag, dass der Andrang in der Stadthalle am größten sei, dort sei man gut ausgelastet. Bei den anderen beiden Standorten gebe es noch Kapazitäten.
Grundsätzlich ist das Heer, das bei der Abwicklung der Massentests mit insgesamt 5.400 Soldaten, 2.000 davon in Wien, hilft, zufrieden. Nur das vom Bund zur Verfügung gestellte Anmeldesystem mache immer noch Probleme.
Bei der Stadthalle reichte die Schlange am Vormittag durch den Märzpark bis zur Wurzbachgasse zurück - da stöhnten beim Anblick einige Personen. Allerdings ginge das Prozedere dann schnell - nach einer halben bis dreiviertel Stunde sei man durch, berichten die Getesteten. Das Personal sei nett, die Organisation gut, der Test sei unangenehm, aber erträglich.
In der Halle selbst herrschte reges Treiben. Ordner wiesen die Testpersonen ihren Plätzen zu, kommunizierten untereinander per Handzeichen. Bodenmarkierungen sorgen für Ordnung und Abstand.
"Es ist alles sehr gut organisiert, ich habe eine halbe Stunde gebraucht", berichtet etwa der 35-jährige Christoph Sammer. Der Angestellte ließ sich testen, um zu Weihnachten die Familie treffen zu können.
(Ein Antigen-Test bildet nur eine Momentaufnahme ab - wer sich jetzt testen lässt, kann sich bis Weihnachten natürlich infizieren, Anm. d. Red.)
"Ich bin Lehrerin, deshalb wollte ich mich testen lassen. Ich wurde bisher noch nie getestet und wollte sicher gehen", sagt Stefanie Wurzer. Auch bei ihr habe das Prozedere eine halbe Stunde gedauert.
"Ich bin hergekommen, einfach weil es keine Hexerei ist", sagt der 82-jährige Kurt Ensfellner. Der ehemalige Bezirksrat aus Penzing freut sich, dass alles so gut funktioniert habe: "In meinem Alter will man einfach wissen, ob man gesund ist", sagt er.
Eine Botschaft hat er aber an alle Testteilnehmer: "Der Massentest ist sinnvoll, aber man kann sich schon am nächsten Tag wieder infizieren". Er wünscht sich, dass alle - trotz eines negativen Ergebnisses - "vorsichtig bleiben".
Großer Andrang auch in Innsbruck
Auch vor dem Standort Congress Innsbruck, einer von sechs Teststationen in der Tiroler Landeshauptstadt hatten sich die Menschen in der Früh aufgereiht. "In der Früh gab es vor dem Start zunächst eine riesige Schlange, die wir erst einmal kanalisieren mussten. Aber das hat sich schnell aufgelöst. Jetzt geht es dahin", berichtet ein Feuerwehrmann.
KURIER-Redakteur Christian Willim hatte den Congress nach nur sieben Minuten wieder verlassen.
Auch der 73-jährige Heinz Busse war "erstaunt, wie schnell das geht". Warum er sich testen ließ? "Ich wollte einfach mit tun und auch wissen was ist." Auch für die IT-Probleme hat Busse Verständnis, "sie tun was sie können", meint er.
"Weiß nicht, ob es was bringt"
"Es gibt schlimmere Probleme", sagt auch Jakob Rottensteiner. "Man hat mir gesagt, dass ich negativ bin, wenn ich nach zwei Stunden nichts höre. Das passt für mich." Er hat aus Solidarität mitgemacht, erzählt der 25-jährige Student: "Ich weiß nicht, ob es was bringt. Aber ich vertraue darauf, dass es Sinn macht."
In Vorarlberg haben sich bis Freitagvormittag rund 81.200 Personen zum freiwilligen Antigentest angemeldet, das sind rund 24 Prozent der Testberechtigten. Seit 7.00 Uhr sind die 80 Teststationen in 43 Gemeinden geöffnet. Das Ergebnis am Abend: Rund 51951Tests fielen negativ aus, 191 erbrachten ein positives Ergebnis (Stand 20 Uhr). Die Betroffenen waren aufgerufen, nach 17.00 Uhr zur Nachprüfung per PCR-Test zu kommen.
Die Vorarlberger Ergebnisse können hier live auf dem Dashboard des Landes verfolgt werden.
Mit großem Aufwand haben die Gemeinden mit Hilfe von Feuerwehr, Rotem Kreuz und weiteren Freiwilligenorganisationen die Stationen binnen kürzester Zeit als "Einbahnstraßen" aufgebaut. So etwa in der Turnhalle des Bundesgymnasiums Lustenau. Durch Markierungen am Boden und der Einweisung durch Ordner sollen Staus vermieden werden. Der Zeitaufwand für die Testperson ist minimal, die Testung nimmt nur wenige Minuten in Anspruch.
"Es ist ein Kommen und Gehen", heißt es auf die Frage nach dem Zulauf am Freitagmorgen. Nach der Aufnahme per QR-Code wird der Testperson eine Kabine zugewiesen. "Wir machen jetzt einen Nasenabstrich. Ist das Ihr erstes Mal? Haben Sie eine Verengung in der Nase?", fragt der komplett in Schutzkleidung gepackte Testabnehmer routiniert, das Stäbchen schon im Anschlag. "Sie waren sehr tapfer", behauptet er nach überstandener Prozedur. Dann kann man auch schon wieder gehen, binnen einer Stunde leuchtet am Handy die SMS mit dem Resultat auf.
"Jammern hilft nicht"
Die Tests werden von qualifiziertem Personal abgenommen. "Ich hätte eigentlich jetzt endlich mal ein freies Wochenende", sagt ein Anästhesiepfleger, der bereits die Woche über im OP und auf der Intensivstation im Einsatz war. Er habe sich trotzdem freiwillig für den Einsatz an den drei Testtagen gemeldet. "Zu Anfang waren alle noch sehr motiviert, jetzt dauert das alles halt schon sehr lange. Man macht seine Arbeit, Jammern hilft eh nicht", beschreibt er die Stimmung des Pflegepersonals, "Wir müssen da jetzt alle durch".
Im Vorfeld hatte es in Wien wie berichtet Probleme mit einem Datenleck gegeben. Nach einem Cyberangriff auf das Anmeldeportal oesterreich-testet.at gingen auch Daten verloren. Jene von 800 Personen wurden fälschlicherweise an Dritte weitergeleitet. Das bestätigte ein Sprecher der zuständigen A1-Tochter World Direct Donnerstagabend gegenüber dem Standard.
Nicht alle wollen wiederkommen
Man habe nach den ersten Meldungen aber rasch reagiert und den Fehler nach einer kurzen Auszeit bereinigt. Zudem sei die Datenschutzbehörde über den Vorfall informiert worden, ebenso die betroffenen Personen mit der Bitte, sich für den Massentest neuerlich anzumelden.
Nicht alle wollen das tun: Karin H. hatte für heute morgen um 8.15 Uhr einen Testtermin in der Marx-Halle. Doch als sie in der Früh auf ihr Telefon schaute, hatte sie eine SMS-Nachricht erhalten, dass ihre Anmeldung nicht abgeschlossen werden konnte und sie sich erneut anmelden sollte. "Mitten in der Nacht schicken die das aus. Die können mich gern haben, ich gehe sicher nicht mehr", sagt sie verärgert zum KURIER.
In Vorarlberg und Tirol dauern die Massentests bis inklusive Sonntag, Wien testet bis zum 13. Dezember. Für die Wienerinnen und Wiener stehen dabei drei Standorte - Stadthalle, Messe und Marx-Halle - zur Verfügung. Der Betrieb findet täglich von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr statt.
In Vorarlberg werden in 80 Teststationen von 7.00 bis 17.00 Uhr Corona-Tests durchgeführt, in Tirol waren 297 Testlokale vorgesehen - ebenfalls überwiegend im selben Zeitraum. Am Freitag werden vorerst 130 davon geöffnet, hieß es seitens des Landes. Die anderen Bundesländer führen die Massentests dann am kommenden Wochenende durch, wobei das Burgenland am Donnerstag, den 10. Dezember, als erstes startet.
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