Prügelvideo wieder auf Facebook, Verdächtige hat Angst

Das Video ist wieder aufgetaucht
Angebliches Charity-Konzert für Opfer wegen "Drohungen" wieder abgesagt.

Die Justiz setzte alle Hebel in Bewegung, um das Prügelvideo, das mehr als fünf Millionen Mal angeklickt worden war, aus dem Netz zu löschen. Kurzfristig gelang das auch. Doch: Das Video ist wieder da. Und das just auf der Facebook-Seite jenes jungen Mannes, der für Prügelopfer Patricia am 1. Dezember ein Charity-Konzert im Odeon-Theater in Wien veranstalten wollte. Laut eigenen Angaben mit "Stargästen und TV-Aufzeichnung".

So weit kam es nicht. Gestern Abend wurde das Konzert wieder abgesagt. Angeblich wegen Anschlagsdrohungen. Nach einem langen Gespräch mit der Polizei hätte man sich deshalb zur Absage entschlossen. Die Polizei selbst weiß davon allerdings nichts – weder vom Konzert, noch von Drohungen.

Morddrohungen

Prügelvideo wieder auf Facebook, Verdächtige hat Angst
Daniela Schiesl-Müller, Anwältin
Welchen Fehler sie gemacht haben, dürfte den mutmaßlichen Schlägern aus dem Wiener Prügel-Video erst jetzt bewusst werden. Die Hauptverdächtige Leonie etwa bittet über ihre Anwältin Daniela Schiesl-Müller um Verzeihung. Und sie will auch ihre Sicht schildern.

"Ja, sie hat zugeschlagen", erklärt die Anwältin der 15-Jährigen. "Aber da ist im Vorfeld schon viel passiert." Leonie und Patricia (das Opfer aus dem Video, Anm.) hätten sich in einem Krisenzentrum kennengelernt. Schon dort hätte es Auseinandersetzungen gegeben. "Die gingen von Patricia aus. Es sind aber immer Betreuer dazwischengegangen."

Seit Veröffentlichung des Videos bekomme die 15-Jährige Morddrohungen. "Sie weiß nicht, was sie tun soll, wenn sie wieder rauskommt." Dass ihre Mandantin ein Aggressionsproblem habe, sei ihr bewusst – sie wolle auch etwas dagegen unternehmen. "Es legt sich einfach ein Schalter um, und sie explodiert", schildert Schiesl-Müller. Dem gehe eine problematische Vorgeschichte voran: "Seit sie drei Jahre alt war, hat sie in Heimen gelebt. Sie hat selbst Gewalt in der Familie erfahren, Stabilität gab es nie."

Auch der 16-jährige Abu – er soll ebenfalls zugeschlagen haben – bereut öffentlich auf seinem Facebook-Profil: Er habe einen großen Fehler gemacht. Er sei so erzogen worden, dass er Frauen gut behandeln und respektieren sollte.

Staatsanwaltschaft Wien zuständig

Die Ermittlungen rund um das Video werden nun von der Staatsanwaltschaft Wien geführt. Das Verfahren wurde "zuständigkeitshalber abgetreten", sagte Michaela Obenaus von der Staatsanwaltschaft St. Pölten. Einen genaueren Grund für den Zuständigkeitswechsel nannte die Behördensprecherin auf Nachfrage nicht.

Bei der Staatsanwaltschaft Wien wurde der Schritt gegenüber der APA bestätigt. Neue Ermittlungsergebnisse lagen laut Pressesprecherin Nina Bussek vorerst nicht vor.

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