Marina H.: "Sie haben gelacht, als sie mich geschlagen haben"

Marina H.: "Sie haben gelacht, als sie mich geschlagen haben"
Einen Tag nach der Schlägerei, die in einem Video zu sehen ist, wurde eine 14-Jährige verprügelt.

Das Prügelvideo, das derzeit durchs Netz geistert, hat schon Millionen Klicks. Doch es dürfte nicht das einzige Mal gewesen sein, dass die 15-jährige Hauptverdächtige und ihre Freunde zugeschlagen haben. Nur einen Tag später wurde nämlich die 14-jährige Marina H. bei einem Spielplatz in der Großfeldsiedlung geschlagen und getreten. Unter den Schlägern sollen auch hier die 15-Jährige Niederösterreicherin, der 16-jährige Tschetschene aus Wien und ein 16-jähriges Mädchen aus dem Bezirk Gänserndorf gewesen sein.

KURIER: Bist du mit L. (mutmaßliche Haupttäterin, Anm.) befreundet?

Marina H.: Das war ich. Aber sie hat mich auch vorher schon geschlagen. Bei ihr ist das normal. Wegen ihr habe ich auch schon Probleme mit der Polizei gehabt. Da hatten wir einen Streit in einem Lokal. Und sie hat dann alles auf mich geschoben. Ich habe dann den Kontakt zu ihr abgebrochen. Bis sie mir eben mein Gewand zurückgeben sollte.

Was ist da passiert?

Sie hat ein paar Kleidungsstücke von mir, eine Leggings, einen Pulli und eine Jeansjacke. Ich wollte sie wiederhaben. Wir haben uns getroffen. Aber sie war nicht allein, da waren sechs andere dabei. Zwei haben mich festgehalten. Die anderen haben zugeschlagen. Die haben mich getreten, auch ins Gesicht. Sie haben mit der Faust zugeschlagen. Auch zwei andere aus dem bekannten Video waren dabei. Sie haben gelacht, als sie mich geschlagen haben.

Aber warum? Was war der Auslöser?

Sie hat gesagt, ich hätte über ihren toten Vater geschimpft. Aber das stimmt gar nicht.

Hat niemand gesehen, was da passiert ist?

Die haben gewartet, bis niemand mehr in der Gegend war. Ich durfte mich nicht bewegen, sonst hätte ich noch mehr Schläge kassiert. Das Handy haben sie mir weggenommen, damit ich meine Mutter nicht anrufen kann.

Wie schwer bist du verletzt worden?

Ich habe danach Blut gespuckt. Aber es ist nichts gebrochen worden. Ich hatte einige Prellungen, auch im Gesicht.

Haben sie da auch ein Video gemacht?

Ja. Einige Freunde haben es auch schon gesehen. Ich noch nicht.

Warum machen sie Videos?

Die haben schon ur viele Videos. Die finden das lustig.

Und das Mädchen hat dich schon vorher bedroht?

Ja. Sie hat gesagt: ,Du wirst sowieso am Boden liegen, Mädchen.‘ Und sie hat mir auch auf das Handy gesprochen. Marina spielt eine Aufnahme am Handy ab. Zu hören ist u. a. der Satz: "Wenn du rausgehst, klatsch ich dich auf den Boden."

Als du sie getroffen hast – wusstest du da schon, dass es am Tag davor einen Vorfall gegeben hat?

Ja. Ich kenn die Patricia (erstes Opfer, Anm.) ja auch.

Du hast Anzeige erstattet.

Ja. Mit meiner Mutter.

Die 15-jährige Hauptverdächtige war gerade bei ihrer Einvernahme auf der Polizeiinspektion Wagramer Straße in Wien-Donaustadt, als sie verhaftet wurde. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten hatte die Festnahme angeordnet und die U-Haft beantragt.

Die drei weiteren mutmaßlichen Schläger aus dem Video, das millionenfach angeklickt wurde, befinden sich nach wie vor auf freiem Fuß. Und: Drei weitere Beteiligte wurden ausgeforscht. „Es handelt sich um zwei weitere Burschen aus Tschetschenien und ein Mädchen“, sagt Polizeisprecher Thomas Keiblinger. Auch sie sollen an der Prügelorgie vor dem Donauzentrum beteiligt gewesen sein. Im Fall von Marina H. (siehe links) soll ebenfalls ein Video aufgetaucht sein. „Dieses Video haben wir auf dem Handy der 15-Jährigen gefunden“, bestätigt Keiblinger.

Facebook lenkt ein

Erfolg hatte mittlerweile das Ersuchen der Justiz, das Prügel-Video aus dem Netz zu löschen. „Da geht es um den Opferschutz. Und auch um Gewaltverherrlichung“, sagt Karl Wurzer, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Am Dienstagnachmittag habe Facebook schließlich mitgeteilt, dass das Video auf dem sozialen Netzwerk nicht mehr verfügbar sei. „Mittlerweile hat sich das bestätigt.“

Eine Facebook-Sprecherin sah noch wenige Stunden zuvor keinen Grund, das Video zu löschen: „Hier geht es nicht um Gewaltverherrlichung. Hier wird Gewalt verurteilt“, meinte sie. Und somit wäre das auch kein Verstoß gegen die selbst erschaffenen Richtlinien. Nur die Betroffenen selbst – bzw. im Fall von Minderjährigen deren Eltern – könnten einen Antrag auf Löschung stellen.

Die 15-jährige Niederösterreicherin, die in besagtem Video geschlagen, beschimpft und via Facebook verhöhnt wurde, ist laut ihrer Anwältin „traumatisiert“. Für das Mädchen, das einen Zahn verlor und nach einem Kieferbruch operiert werden musste, will die Juristin Schmerzensgeld beantragen.

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