15-jährige Rädelsführerin soll drei Mal zugeschlagen haben

15-jährige Rädelsführerin soll drei Mal zugeschlagen haben
Zumindest zwei weitere Opfer sind der Polizei bekannt. Die Hauptverdächtige wurde mittlerweile von der Polizei festgenommen.

Das Video verteilt sich rasend im Netz: Ein Mädchen wird von vier Jugendlichen vor dem Wiener Donauzentrum schwer misshandelt; es lässt das über sich ergehen. Laut Polizei war nur eine harmlose Nachricht der Auslöser. Patricia schrieb: "Ich habe keine Angst vor dir." Beim nächsten Treffen wollte sich die mutmaßliche Haupttäterin anscheinend beweisen und Respekt verschaffen. Der involvierte Bursche habe "aus Gruppenzwang" zugeschlagen. Weitere "Zuschauer" ringsum hinderten das Mädchen an der Flucht. Für Gewalt im Netz gibt es kaum Grenzen.

Die 15-jährige Patricia lag mit einem doppelten Kieferbruch im Spital; sie wurde gestern nach Hause entlassen. Ihre Peiniger wurden ausgeforscht und auf freiem Fuß angezeigt.

Tatorte

Bei der mutmaßlichen Haupttäterin handelt es sich um eine 15-jährige Österreicherin, die nun auch verhaftet wurde. Gegen das Mädchen wird wegen Körperverletzung, Nötigung und absichtlicher schwerer Körperverletzung ermittelt.

Sie ist den Behörden erst vor Kurzem aufgefallen: Sie lebt in einer Sozialeinrichtung für Jugendliche in NÖ und soll am 3. November im Bezirk Tulln eine "ähnliche Tat" begangen haben – laut Polizei habe sie eine 14-Jährige zwei Mal an einem Tag niedergeschlagen und getreten und mit dem Umbringen bedroht. Sie soll auch ein Messer gezückt haben. Ein Sozialarbeiter eines Jugendzentrums hatte die Tat gesehen und die Polizei verständigt. Das Video von dem jüngsten Übergriff schickte sie laut Polizei selbst als Drohung an drei Jugendliche.

In der Großfeldsiedlung in Wien soll am 10. November eine weitere junge Frau zu ihrem Opfer geworden sein. Die "Freundinnen" wollten Kleidung tauschen und trafen sich deshalb auf einem Supermarkt-Parkplatz. Doch die mutmaßliche Serientäterin kam nicht allein, sie hatte sechs Freunde dabei. Zwei hielten die junge Frau fest, die anderen schlugen und traten auf sie ein. Unter ihnen sollen auch der 16-jährige Tschetschene und eine weitere 16-Jährige aus dem Video sein. Und auch diesmal soll die Gruppe ein Video von ihrer Tat angefertigt haben. Ihr Opfer erlitt eine Verletzung beim Auge.

Der mutmaßliche Haupttäter ist ein 16-jähriger Tschetschene. Er hatte sich am Wochenende selbst der Polizei gestellt. Vor allem gegen ihn richtet sich der Hass in diversen Kommentaren. Die eigenen Landsleute distanzieren sich öffentlich von der Tat des Burschen. Einer davon ist John S.: Als er das Video sah, nahm er sofort mit Patricia Kontakt auf und ist seither ständig mit ihr in Kontakt. "Ich bin Tschetschene, aber ich bin absolut gegen Gewalt und gegen Gewalt an Frauen! Ich weiß, dass diese Leute auf dem Video mein Land runterziehen und es am Ende auf uns alle zurückfällt", erklärt er. "Wenn meine Landsleute ohne Grund Blödsinn machen, können wir auch ohne Grund etwas Gutes tun."

Adam Edelmurzaev, der sich politisch bei der SPÖ in Floridsdorf engagiert, reagiert ähnlich: "In Namen aller Tschetschenen entschuldige ich mich für solch ein unmenschliches Verhalten und für die Gewalt, die gestern angewendet wurde. Viele Tschetschenen versuchen, das beschädigte Image zu verbessern, und dann passiert so etwas."

Kommentare