Österreichs Infektions-Plan: Wenn Corona kommt
Eigentlich wollten sie nur in Venedig den Karneval feiern. Jetzt befinden sich elf Mitarbeiter des Landeskrankenhauses Weststeiermark und 50 Mitarbeiter des LKH St. Pölten in häuslicher Quarantäne – vorsichtshalber.
Durch die 230 Infizierten (darunter ein Südtiroler) und sieben Toten in Italien wächst in Österreich die Gefahr, dass sich Menschen mit dem Coronavirus infizieren. Besonders in Ballungszentren wäre das ein Problem. Doch wäre Österreich für den Ausbruch gerüstet?
Ja. Im Ernstfall regeln eigene Pandemiepläne das Vorgehen der Behörden. Der KURIER hat sich die Maßnahmen am Beispiel Wiens angesehen.
690 Betten für Spezialbehandlung im Spital
Wird ein Patient positiv auf das Virus getestet, wird er auf der 4. Medizinischen Abteilung des Kaiser-Franz-Josef-Spitals behandelt. Generell sieht der Influenza-Pandemieplan (die Handlungsgrundlage bei Viruserkrankungen) 506 Betten in den Gemeindespitälern vor, dazu 182 in Privatspitälern. Bei besonders vielen Patienten könnte sogar ein gesamtes Krankenhaus freigemacht werden, heißt es beim Wiener Krankenanstaltenverbund.
Dafür würden planbare Eingriffe verschoben und andere Patienten verlegt. Zeitgleich würden sich die Behörden auf die Suche nach Patient 0 machen. Ist dieser bekannt, können die Kontaktpersonen isoliert werden. Dann gibt es keine Gefahr für die öffentliche Gesundheit mehr, erklärt Ursula Karnthaler, Leiterin des Landessanitätsrates für Wien. Italien kennt seinen „Patient 0“ noch nicht. Man weiß nicht, wer das Virus eingeschleppt hat.
14 Tage lang in Quarantäne bleiben
Alle, die mit einem Coronavirus-Erkrankten Kontakt hatten, müssen für 14 Tage in Quarantäne. Entweder allein zu Hause oder auf der Quarantänestation des Hygienezentrums in Wien-Simmering. Letzteres ist sinnvoll, um Familienmitglieder zu schützen. Verordnet wird die Quarantäne vom Gesundheitsdienst (MA 15). Wer zu Hause in Quarantäne ist, bekommt Lebensmittel vor die Tür gestellt. Apotheken liefern Medikamente, Ärzte machen Hausbesuche.
Hilfe unter 1450: Wer sich krank fühlt und Sorge hat, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben, soll den Gesundheitsdienst „1450“ anrufen und nicht selbstständig zum Arzt oder ins Spital gehen, raten Experten.
Der Pandemieplan der Stadt Wien wurde mit Hinblick auf das Coronavirus aktualisiert, die Gesundheitsberatung spielt eine zentrale Rolle
Schulen und Behörden sperren zu
Das Epidemiegesetz sieht vor, dass Schulen und andere öffentliche Einrichtungen gesperrt werden können. Karn-thaler: „Es kommt darauf an, wo die Kranken waren. Weisen sie Gemeinsamkeiten auf, wird man dort Maßnahmen setzen.“ Haben etwa mehrere Kranke Verbindungen zu einer Schule, wird diese wohl gesperrt.
Laut Gesetz kann die Behörde auch Betriebe sperren und Wohnungen räumen.
Orte können völlig abgeriegelt werden
Bei einem – unwahrscheinlichen – Massenausbruch können per Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Ortschaften ganz abgeriegelt werden. In Wien ist das schwieriger, doch auch hier könnten über Wohnhäuser Quarantäne verhängt werden.
Reserven: „Ruhe bewahren und Speisekammer auffüllen“ rät die Österreichische Gesellschaft für Krisenvorsorge. Und zwar mit Lebensmitteln, Wasser und
Medikamenten
14Tage: Für zwei Wochen sollten zu Hause Lebensmittel vorrä-tig sein: Reis, Nudeln, Trockenobst, Nüsse, Hülsenfrüchte, Konserven und Öl. Auch genug Zahnpasta, Klopapier, Duschgel, Waschmittel sollte daheim lagern
Klar ist: Es muss immer das gelindere Mittel gewählt werden.
Öffis stellen den Betrieb ein
Ein unwahrscheinliches Szenario, heißt es vonseiten der Zuständigen. Allerdings könnte der Krisenstab der Stadt unter der Leitung des Gesundheitsdienstes empfehlen, bei Krankheitssymptomen nicht mehr mit Öffis zu fahren.
Polizei und Heer kontrollieren
Im Fall eines Ausbruchs kann auf Anordnung der Behörde auch die Polizei eingreifen. Diese kann Quarantäne oder Untersuchungen mit Zwang durchsetzen und Straßensperren errichten. Außerdem kann das Bundesheer angefordert werden. Es könnte – theoretisch – mit entsprechendem Behördenauftrag sogar Zivilisten verhaften.
Kommentare