Ludwig zu Corona-Krise: Strengere Maßnahmen "nicht auszuschließen"

Wien Bürgermeister Michael Ludwig
Die Lage ist laut den Verantwortlichen derzeit aber stabil. Stand Montag gab es 347 aktiv Erkrankte in Wien.

Müssen die Wienerinnen und Wiener ihre Maske bald wieder öfter tragen? Nachdem Oberösterreich regional die Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus wieder verschärft hat, stellte sich die Frage, ob die Stadt Wien nachzieht. Immerhin sind Oberösterreich und Wien die Bundesländer mit den derzeit meisten Infizierten: 414 Menschen in Oberösterreich und 347 Wiener gelten derzeit als aktiv erkrankt.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ließ jedenfalls aufhorchen: Er schließe strengere Maßnahmen nicht aus - wenn es etwa zu einer deutlichen Häufung der Fälle komme. „Das Coronavirus wird uns noch länger begleiten“, betonte der Bürgermeister am Rande einer Pressekonferenz. Er habe immer dafür plädiert, dass man auch regional reagieren könne, wenn dies nötig sei. „Das Wichtige ist, dass wir immer sehr schnell wissen, was die Auslöser sind, welche Bezugspersonen es gegeben hat und dass wir die Cluster schnell eingrenzen und Maßnahmen setzen. Das funktioniert derzeit sehr gut.“

Deshalb sehen er und sein Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) derzeit auch keinen Anlass, nachzuschärfen. „Die Lage ist stabil“, heißt es aus dem Büro Hackers.

Zuletzt mehr Fälle

In Wien ist die Zahl der Neuinfektionen vergangene Woche jedenfalls angestiegen. Im Schnitt hatte es 25,5 Neuinfektionen pro Tag gegeben. Zuletzt gab es im Mai so viele Neuinfektionen. Am Samstag wurden sogar 53 positive Tests verzeichnet.

Im Juni hingegen hatten sich im Schnitt 21 Menschen pro Tag mit Covid-19 angesteckt. Von Sonntag auf Montag, betont man im Büro des zuständigen Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ), sei die Zahl wieder auf 21 Neuinfektionen gesunken.

Generell handle es sich bei dem Infektionsgeschehen in Wien um lokal begrenzte Ausbrüche, das Containment funktioniere gut. Zu diesem Schluss komme auch die Ages, heißt es im Büro Hacker.

Wien ist strenger

Laut einem Sprecher des Krisenstabs gelten in Wien zudem ohnehin vielfach strenger Maßnahmen als in anderen Bundesländern. So wurde erst am 30. Juni die Besuchsregelungen für Altenheime und Spitäler verlängert. Nach wie vor sind nur zwei Besucher pro Person erlaubt. Es müssen Termine vereinbart werden. Auch die Maskenpflicht gilt weiterhin. In den Amtshäusern gilt zwar keine generelle Maskenpflicht, Kunden müssen sie jedoch in Wartebereichen und beim Parteienverkehr tragen. Diese Vorgaben seien strenger, als es die Lockerungsverordnung des Bundes vorsehe, betont der Krisenstab-Sprecher.

38,5 Prozent der Neuinfektionen betrafen im Juni übrigens den Familienkreis. 19,6 Prozent der Fälle betrafen Ansteckungen in Betrieben. Sechs Prozent betrafen Reiserückkehrer aus dem Ausland. Hier rechnet die Stadt mit steigenden Zahlen. Übrigens: 52,1 Prozent der im Juni positiv Getesteten zeigten Symptome, 47,9 waren asymptomatisch.

Beim Gesundheitsministerium beobachtet man die Zunahme an Neuinfektionen auf nun 1.012 aktuell Erkrankte mit Argusaugen und begrüßt das lokale Vorgehen der Bundesländer. „Wichtig ist, dass man die Fälle mit Containment 2.0 nachverfolgen kann“, sagt ein Sprecher von Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Da habe man Vertrauen in die lokalen Gesundheitsbehörden. Derzeit gebe es kein Cluster ohne Klarheit über Entstehung und Hintergrund. Generell sei die Lage in den meisten Bundesländern stabil. „Wenn es erforderlich ist, kann es Zusatzmaßnahmen geben. Auch auf Bundesländerebene.“

 

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