"Erleben Sie die exklusivste Location Wiens", lautet das verlockende Angebot an anspruchsvolle Touristen, die in Wien eine Unterkunft suchen. Die unter Namen wie High Street Suites auf diversen Buchungsplattformen angebotenen Apartments bestechen vor allem durch eines: Ihre Lage direkt auf dem Kohlmarkt mit all seinen Luxus-Boutiquen.
Was die Gäste wohl nicht wissen: Sie nächtigen in einer mutmaßlich illegalen Unterkunft. Denn der Kohlmarkt liegt wie die gesamte Innenstadt in einer Wohnzone. Damit ist die touristische Kurzzeit-Vermietung von Wohnungen bis auf sehr eng umrissene Ausnahmen verboten.
Verärgerte Anrainer sprechen von bis zu 14 Apartments in dem Haus, die Touristen via Internet angeboten werden. Fälle wie diese werden immer wieder bekannt, hier kommt aber eine mögliche pikante Komponente mit ins Spiel: Als Eigentümer der Liegenschaft scheint im Grundbuch eine Gesellschaft mit Sitz in Liechtenstein auf. Sie wurde in den vergangenen Jahren in Medienberichten immer wieder mit dem schwerreichen russischen Oligarchen Roman Abramowitsch in Verbindung gebracht.
Handfeste Belege gibt es dafür naturgemäß nicht. Zumal der in Wien ansässige Verwaltungsrat der Gesellschaft zu keiner Stellungnahme bereit war.
Sanktionen unterlaufen?
Für die Wiener Grünen besteht jedenfalls gleich in zweifacher Hinsicht Handlungsbedarf. „Die Vermietung an Touristen raubt den Wienern leistbare Wohnungen“, sagt Wohnbausprecher Georg Prack. „Sollte sich herausstellen, dass das Haus tatsächlich Abramowitsch zuzuordnen ist, ist es doppelt wichtig, diese Form der Bereicherung zu beenden, damit die Sanktionen nicht unterlaufen werden.“
Ein konsequentes Vorgehen der Behörden fordert Alexander Hirschenhauser, Grüner Klubobmann in der Inneren Stadt.
Laut Grünen brauche es auch neue Instrumente, damit die Baupolizei illegalen Vermietungen leichter auf die Schliche kommen kann. Allen voran ein für alle Wiener einsehbares Gebäuderegister. Damit könnte die Bevölkerung Wahrnehmungen über mögliche illegale Kurzzeit-Vermietungen überprüfen und gegebenenfalls melden, sagt Prack.
Im Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál verweist man auf die Novelle der Bauordnung, die noch heuer beschlossen wird. Sie soll auch schärfere Maßnahmen gegen illegale Vermietungen enthalten.
Anzeigen liegen vor
Die schmucke City-Immobilie ist dem Gaál-Büro bereits einschlägig bekannt. Bei der Baupolizei seien bereits Anzeigen wegen des Verdachts der illegalen Vermietung eingelangt. Der Eigentümer sei bereits aufgefordert worden, die entsprechenden Aktivitäten einzustellen.
Die Causa zieht sich mittlerweile seit Jahren. Dem Vernehmen nach erschweren komplexe Eigentumsverhältnisse die Arbeit der Behörden.
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