"Figlmüller"-Lokale in der Wiener Innenstadt bleiben geschlossen

"Figlmüller"-Lokale in der Wiener Innenstadt bleiben geschlossen
Filialen in Wollzeile und Bäckerstraße sperren am 15. Mai nicht auf - wegen des Fehlens von Touristen und eines Schanigartens.

Auf das berühmte Schnitzel vom "Figlmüller" muss man noch länger warten: Die beiden Stammhäuser in der Wiener City werden am 15. Mai noch nicht öffnen, kündigte Geschäftsführer Thomas Figlmüller an. Im Lokal in der Wollzeile gebe es keinen Schanigarten, der zweite Standort in der Bäckerstraße werde derzeit noch umgebaut. Überdies mache das Aufsperren ohne Touristen wirtschaftlich keinen Sinn.

"Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen genau beobachten wie sich hier die Reservierungslage entwickelt und wann wir die Lokale aufsperren", sagte Figlmüller der APA.

Seine Hoffnung ist: "Die Städte um den gesamten Globus werden momentan fast ausschließlich von Einheimischen bewohnt, sodass hier der Effekt eintreten kann, dass zum Beispiel in Wien der Wiener wieder flexibel ohne längere Wartezeit einen Platz bei uns reservieren kann. So kommt der Wiener vielleicht wieder mit Familie anstatt seines ausländischen Gastes zu uns."

Insgesamt betreibt Thomas Figlmüller gemeinsam mit seinem Bruder Hans sechs Lokalen, die in der Figlmüller-Group zusammengefasst sind: Neben den beiden Schnitzel-Lokalen in der Wollzeile und der Bäckerstraße bleibt auch das "Daily Roast", ein Coffeeshop am Wiener Flughafen, vorerst geschlossen.

Das Wirtshaus am Lugeck und das "joma" am Hohen Markt sowie das "figls" in Döbling sperren hingegen am 15. Mai auf. Diese Gaststätten verfügen nämlich über Gastgärten.

"Figlmüller"-Lokale in der Wiener Innenstadt bleiben geschlossen

Das Joma hat einen Schanigarten.

Die Wiedereröffnungen in der Gastronomie sind allerdings an Vorgaben der Bundesregierung gekoppelt. Diese hält Figlmüller für "durchaus machbar", fügte aber hinzu: "Jedoch auch immer nur mit der Vernunft der Gäste. Wenn man zum Beispiel auf die Toilette gehen muss, muss man eine Maske tragen."

Tische werden entfernt

In den Figlmüller'schen Lokalen werden jedenfalls - um das Gebot des Abstandhaltens zu erfüllen - teilweise die Tische entfernt. "Wo das aus bautechnischen Gründen nicht möglich ist werden diese mit einer Tafel versehen, welche darauf hinweist, dass dieser Tisch frei zu halten ist. Vermutlich werden wir im Schanigarten Blumentröge als Abstandhalter einsetzen."

Die Konsequenz daraus wird sein, dass es um die 40 bis 50 Prozent weniger Plätze in den Gaststätten geben wird.

Überdies wird der Lokalbesuch künftig hauptsächlich nach einer Reservierung möglich sein. "Ob das in der Praxis dann auch immer machbar ist, können wir noch nicht beurteilen. Es wird sicherlich Gäste geben, die sich nach dem Einkaufen in der Stadt spontan in den Gastgarten setzen wollen und sich noch ein Wiener Schnitzel mit einem Bier oder einen Kaffee gönnen wollen."

Hier lautet der Appell, vorab zu reservieren: "Wir haben in allen unseren Betrieben mehrere Telefonleitungen und ein Onlinereservierungssystem, bei dem man dann wahrscheinlich auch recht zeitnah einen Tisch reservieren kann."

Derzeit werden auch die betriebsinternen Abläufe ausgearbeitet, um im Haus das allgemeine Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus zu minimieren. "Hier geht es um den Umgang miteinander vor, während und nach dem Betrieb, das systematische Desinfizieren der Tische, Sessel Schalter Klinken usw."

Beim Eingang und vor den Toiletten werden Desinfektionsspender platziert.

Hoffnung auf Besserung

Figlmüller hofft jedenfalls auf ein langsam steigerndes Geschäft, wenn es das Coronavirus zulässt. "Wir rechnen mit 30 bis 40 Prozent des Umsatzes für die ersten Monate. Herbst und Winter sind noch eine große Unbekannte. Dann müssen wir hoffen, dass die Konjunktur etwas anspringt und unser Leben in den kommenden zwölf bis 24 Monaten wieder eine gewisse Normalität erhält."

Wenn es gelingen würde, bis zum Spätherbst/ bis zu Weihnachten 40 bis 50 Prozent der Umsätze von Vor-Coronazeiten zu erlangen, "wäre das ein Teilerfolg und auch dringend notwendig". Denn in den vergangenen Wochen seien massive Finanzlöcher entstanden.

Der Großteil des Personals sei zwar zur Kurzarbeit angemeldet worden, es mussten aber auch Mitarbeiter gekündigt werden. Im "figls" wurde ein Liefer- und Abholservice etabliert, von dessen Zuspruch man fast etwas überrascht gewesen sei, berichtete der Gastronom. Dieses Service habe geholfen, zumindest gewisse Fixkosten zu decken.

Die tatsächlichen finanziellen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie und den Lockdown kann Figlmüller allerdings erst in einigen Monaten bzw. erst nach der Krise beziffern, wie er sagte. "Wir hatten von einem auf den anderen Tag null Geschäft, einen 100-prozentigen Ausfall gehabt. Das Wiedererwirtschaften hängt von der Konjunktur und auch Reiselust der kommenden Jahre ab und wie es in diesem Jahr noch weiter geht."

Er glaubt, dass die Nachwehen noch Jahre lang zu spüren sein werden.

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