Das auslösende Bakterium wurde durch das Wasser verbreitet, die vielen Menschen in den Elendsvierteln der Stadt nutzten Wasser aus Hausbrunnen. Sprich: Wer arm war, der wurde krank. Und nicht nur das; der Ausbruch einer Cholerawelle 1873 hatte (neben dem Börsenkrach) zur Folge, dass die Weltausstellung in Wien meilenweit hinter den Erwartungen blieb.
Innovativ
Hotelbuchungen wurden storniert, Besucher verließen fluchtartig die Stadt. Nicht einmal die Hälfte der 15 Millionen erhofften Gäste kamen tatsächlich zur Ausstellung, die man sich so schwer von London und Paris erkämpft hatte. Dafür füllten sich die Krankenbetten der Stadt; von Juli bis Oktober starben alleine in Wien 2.983 Menschen an der Cholera.
Die Eröffnung der Hochquellenleitung durch Kaiser Franz Joseph I. hatte ihren feierlichen Rahmen also durchaus verdient: Am 24. Oktober 1873 wurde der freie Zugang zum Wasser mit der Inbetriebnahme eines Hochstrahlbrunnens am Schwarzenbergplatz gefeiert, der „Franzl“ jubilierte.
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Was allerdings lange unbeachtet blieb: Wien nutzte das Wasser zur Erzeugung von Strom, und das bereits Anfang des 20. Jahrhunderts. Dafür sorgte der Höhenunterschied, den das Wasser auf seinem Weg von den Bergen der Steiermark und Niederösterreichs in die Stadt überwinden musste. Bis heute reicht dieses natürliche Gefälle aus, um das Quellwasser bis in die Wasserhähne der City zu bringen.
Inzwischen liegen 16 Kraftwerke entlang der beiden Hochquellenleitungen (die zweite wurde am 2. Dezember 1910 in Betrieb genommen, ebenfalls von Kaiser Franz Joseph I.). Diese versorgen Wien mit rund 65 Millionen Kilowattstunden Strom, was laut dem zuständigen Magistratsamt 13 etwa dem Strombedarf von Wiener Neustadt entspricht. Das größte Trinkwasser-Kraftwerk steht in Gaming; im Krafthaus wird mit zwei Turbinen Strom gewonnen.
Und die Bevölkerung des kleinen Örtchens Hinternaßwald in NÖ? Nun ja, die wäre ohne Kraftwerk aufgeschmissen, da das Netz der EVN nicht so weit ins Tal reicht.
Vorausschauend
Und die Stadt hört nicht auf, das Potenzial des Trinkwassers zu nutzen: Beim Wasserbehälter Hungerberg in Döbling befindet sich das 17. Wasserkraftwerk in Bau, das 2024 fertiggestellt werden soll. Zudem versorgt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Wasserbehälter Unterlaa 600 Haushalte mit Sonnenenergie, auf den Wasserbehältern Schafberg in Hernals sowie auf jenem in Moosbrunn (NÖ) werden bald Photovoltaik-Anlagen errichtet.
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