Zahlen und Fakten: Wann die Wiener am wenigsten Wasser brauchen
Beeindruckende und kuriose Fakten zur Wiener Wasserversorgung. Mit interaktiver Grafik.
30.04.23, 05:00
Woher kommt unser Wasser? Wie kann man die Versorgung in Zukunft sichern? Und wie funktioniert das Leitungsnetz? Der KURIER widmet dem Thema anlässlich des 150. Jubiläums der Wiener Hochquellenleitung einen Schwerpunkt:
Als Infrastruktur-Mammutprojekt wartet die Wiener Wasserversorgung mit einer Reihe von beeindruckenden Daten und Zahlen auf. Ein Überblick.
I. Wiener Hochquellenleitung:
Ihr längster Stollen ist der Schneealpenstollen mit rund 9,7 Kilometer. Das längste der 30 Aquädukte ist die Talübersetzung bei Leobersdorf mit 1,1 Kilometern. Die I. Wiener Hochquellenleitung ist für rund 43,9 Prozent der Wiener Wasserversorgung zuständig. Von der Quelle bis nach Wien braucht das Wasser 24 Stunden.
II. Wiener Hochquellenleitung:
Ihr längster Stollen ist der Luegerstollen Wildalpen bei Göstling mit 5,3 Kilometern. Das längste der rund 100 Aquädukte ist die Luegerbrücke im Scheibbser Ortsteil Neubruck mit 271 Metern. Von der Quelle bis nach Wien braucht das Wasser 32 Stunden.
Infrastruktur:
Zum Wiener Wassernetz gehören insgesamt 70 Quellen, 31 Wasserbehälter (mit einer Gesamt-Speicherkapazität von 1,6 Milliarden Liter), 1.300 Brunnen, 75 mobile Trinkbrunnen „Brunnhilde“ und 12.561 Hydranten.
Wasserverbrauch:
Der durchschnittliche Tagesverbrauch in Wien liegt bei 390 Millionen Liter, das sind 130 Liter pro Person. Bis 2050 wird er laut Prognosen auf 450 Millionen Liter steigen. Die verbrauchärmsten Tage sind der 25. Dezember und der 1. Jänner. Am meisten Wasser verbraucht wird in den Monaten Juni und Juli.
Wasserhärte:
Das mit drei bis sechs bar aus der Leitung kommende Wiener Wasser hat eine Wasserhärte von 7 bis 10 Grad deutscher Härte. Das ist ein niedriger bis mittlerer Härtegrad. Somit ist das Wasser sehr verträglich, auch für Küchengeräte.
Fußball-Pinkelpausen:
Manche Klischees stimmen tatsächlich: In den Habzeitpausen von großen Fußball-Matches stiegt der Wasserverbrauch deutlich an, weil so viele TV-Zuseher aufs WC eilen. Das lässt sich zum Beispiel anhand der Daten des Wasserbehälters Schmelz während des EM-Finales Italien – England am 11. Juli 2021 nachvollziehen.
Vor Anpfiff des Matches um 21 Uhr lag der Verbrauch noch bei knapp 450 Liter/Sekunde. Bis zur Halbzeit sank er stetig auf ca. 260 l/s ab. In der Pause schnellte er dann wieder auf 450 l/s in die Höhe, um dann wieder rasch abzufallen. In der Pause der Verlängerung gab es dann wieder einen starken Ausreißer nach oben.
Wasser-Mythen
Entgegen eines weit verbreiteten Irrglaubens, werden auch die Bezirke 21 und 22 über der Donau mit Hochquellwasser versorgt. Grundwasser wird bei Engpassen durch Hitzeperioden oder Sperren durch Baustellen ins Wiener Wassernetz gespeist.
Noch ein Mythos: Die Hochquellenleitungen sind keine Rohre, sondern Stollen – zwischen 1,40 und über 2 Meter hoch. Die I. aus Ziegel, die II. aus Beton, Abschnitte durch den Berg sind geschlagen.
Was auch nicht jeder weiß: Das Wasser wird nur schwach gechlort. Primär wird eine UV-Desinfektion durchgeführt.
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