Der Herr der Wiener Begegnungszonen

Ein Bild aus belebteren Zeiten: Gerhard Nestler auf der Mariahilfer Straße, die nach seinen Plänen in eine Begegnungszone umgebaut wurde.
Wie Straßenplaner Gerhard Nestler mit einem umstrittenen Verkehrskonzept zunehmend die Stadt erobert.

Der Lenker des graublauen Kastenwagens hupt. Kurz und schrill. Ein Mann in einem braunen Mantel steht vor ihm – mitten auf der Fahrbahn. Ein paar Fußgänger schauen ihn neugierig bis leicht irritiert an, die Radfahrer weichen ihm aus. Nur der Fahrer des Kastenwagens traut sich nicht vorbei. Er wird ungeduldig.

Dabei ist der Mann im Mantel streng genommen im Recht: Er darf in diesem Bereich der Straße die gesamte Fahrbahn nutzen. Und das ist noch dazu sein eigenes Werk.

Der Mann im braunen Mantel heißt Gerhard Nestler. Er steht auf der Mariahilfer Straße, zu einer Zeit, als das Coronavirus das geschäftige Treiben dort noch nicht lahmgelegt hat. Vor sieben Jahren wurde die Einkaufsmeile in eine Begegnungszone umgebaut – und zwar nach den Plänen von Nestler.

Nestler ist Straßenplaner im Zivilingenieurbüro FCP und so etwas wie der Herr der Begegnungszonen dieser Stadt. Nach der Mariahilfer Straße plante der 66-Jährige weitere prominente Straßen und weniger bekannte Gassen um: die Herrengasse, die Rotenturmstraße oder die Führichgasse und die Maysedergasse im 1. Bezirk.

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