Baden, wo sonst Autos fahren: Wien bekommt einen Pool am Gürtel

Diese Kreuzung wird im Sommer zum Freibad umfunktioniert.
Die Kreuzung zwischen Stollgasse, Felberstraße und Gürtel wird im August für den Verkehr gesperrt. Dort wird ein 11 Meter langes Schwimmbecken aufgebaut.

Um als Autofahrer den Wiener Gürtel gut hinter sich zu bringen, muss man im Verkehr mitschwimmen. Bloß nicht abrupt bremsen, ja nicht zu langsam fahren - sonst hupen die nachkommenden Lenker. Im Sommer sind diese Trockenübungen vorbei: Dann wird man am Gürtel in richtigem Wasser schwimmen können.

Und zwar in einem Pool, der - wie der KURIER erfahren hat - den ganzen August über auf der Kreuzung Felberstraße/Stollgasse aufgestellt sein wird. Dort, wo sonst Autos auf sechs Spuren von der einen Seite des Neubaugürtels auf die andere gelangen. Die Fahrstreifen sind in dieser Zeit gesperrt, Autolenker müssen ausweichen. 

Baden, wo sonst Autos fahren: Wien bekommt einen Pool am Gürtel

So soll die Kreuzung künftig ausehen.

Gebaut wird das Schwimmbecken aus einem ausgedienten Frachtcontainer. Seine Maße: elf Meter lang, drei Meter breit und knapp eineinhalb Meter tief. Es ist Teil des groß angelegten Projekts Gürtelfrische West, das der 7. und der 15. Bezirk nun fixiert haben.

Neue Erholungsfläche

Die Idee dahinter: Zwischen den Gürtelfahrbahnen soll vom Westbahnhof bis zur Goldschlagstraße ein Erholungs- und Freizeitareal entstehen. Das - so lautet zumindest der Plan - die beiden Bezirke näher zusammen bringt.

Baden, wo sonst Autos fahren: Wien bekommt einen Pool am Gürtel

Abkühlen kann man sich auf dem Gelände künftig nicht nur im Pool, sondern auch bei Sprühanlagen und Wasserduschen, die dort montiert werden. Zusätzlich werden Liegestühle, Pflanztröge und Rankgerüste aufgestellt.

Auf Höhe des Hotel Flemming ist eine Art Holzterrasse geplant. Sie soll einerseits als Liegefläche dienen und andererseits für Tanzkurse und Konzerte genutzt werden. Im Juli wird das genaue Programm gekannt gegeben. Dazu kommt ein Gastro-Kiosk, der Getränke, Eis, Kaffee, Kuchen und Lunchpakete verkauft.

Urlaub am Gürtel

Ziel des Projekts ist es, in einem dicht verbauten Stadtgebiet Aufenthaltsflächen zu generieren. „Wir schaffen auch in stark von Verkehr belasteten Teilen Wiens Platz für die Menschen. Wir geben ihnen die sechsspurige Gürtelmittelzone im Hitzesommer zurück", sagt Neubaus Bezirkschef Markus Reiter (Grüne).

Das sei besonders heuer notwendig: Die Corona-Krise verunmögliche für viele Menschen Urlaub in der Ferne - sei es wegen der Reisebeschränkungen, oder aus finanziellen Gründen, so Reiter. Für sie soll Gürtelfrische West eine Alternative sein.

Gleichzeitig soll der Pool den Austausch zwischen den doch recht unterschiedlichen Bezirken Neubau und Rudolfsheim-Fünfhaus fördern: Bewohner der beiden Bezirke haben dort die Möglichkeit, einander zu treffen und besser kennenzulernen.

"Das Projekt lässt die Bezirke noch näher zusammenrücken. Es wertet den Bereich zwischen den Gürtelfahrbahnen auf und bringt neue Lebensqualität", sagt Gerhard Zatlokal, Vorsteher des 15. Bezirks (SPÖ).

Neuverteilung des Stadtraums

Direkt neben Pool wird ein ausgedienter Wiener-Linien-Bus geparkt. Dort werden Workshops rund um die Themen Raum und Stadt abgehalten. Darum geht es bei dem Projekt nämlich auch: Die Initiatoren verstehen Gürtelfrische West als "Experimentierfeld für eine alternative Gestaltung des Stadtraums".

Das will die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein forcieren: "In der Corona-Krise wird eines ganz deutlich spürbar: Der Platz in Wien ist ungerecht verteilt. Das Projekt Gürtelfrische West ist ein mutiges Projekt mit Signalwirkung."

150.000 Euro Kosten

Die Kosten von rund 150.000 Euro trägt großteils der 15. Bezirk. Der 7. Bezirk, die städtische Mobilitätsagentur und die Institution "Kunst im öffentlichen Raum" beteiligen sich finanziell.

Das Programm kann übrigens gratis genutzt werden - genauso wie der Pool. Er wird täglich von 10 bis 23 Uhr geöffnet und permanent beaufsichtigt sein. Damit es nicht zu Unfällen kommt.

Denn die passieren am Gürtel nur allzu leicht. 

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