Anrainer kämpfen für Bücherei-Standort in Aspern
Im Herbst ist es so weit: In der Seestadt Aspern, unweit der U2-Station, wird eine 550 Quadratmeter große städtische Bücherei eröffnen. Mit Lern- und Computerplätzen, einem Lesegarten und einem Kreativraum.
Das sind an sich gute Nachrichten. Allerdings nicht für so manch alt eingesessene Asperner. Die kleinen Büchereien in der Erzherzog-Karl-Straße (im Bezirksteil Stadlau) und am Siegesplatz (im Bezirksteil Aspern) werden deshalb nämlich aufgelassen.
Sie übersiedeln an den neuen Standort in der Seestadt. Allen voran die Anrainer rund um die Bücherei am Siegesplatz ärgert das: Dass die Seestadt eine Bibliothek benötige, sei nachvollziehbar, sagt Bewohnerin Carina Eilen im Gespräch mit dem KURIER.
Den Anrainern des „ursprünglichen“ Aspern, wo viele Familien mit Kindern lebten, sei der „umständliche Weg“ in die Seestadt aber nicht zumutbar.
Deshalb müsse die kleine Bücherei bleiben. Eilen und ihre Mitstreiter fühlen sich benachteiligt: „Es ist offensichtlich, dass sämtliche Ressourcen in die Seestadt gesteckt werden – das Prestigeprojekt der Stadtregierung.“
Denkmalschutz aufgehoben
Abgesehen vom praktischen Aspekt wehren sich die Bewohner aus Sorge um die Zukunft des Bücherei-Gebäudes am Siegesplatz gegen die Schließung. Das Haus gehört der Stadt und wurde 1904 errichtet. Bis vor wenigen Tagen stand es unter Denkmalschutz.
Das Denkmalamt hat den Schutz laut Stadt aufgehoben, weil es das Gebäude aufgrund früherer Veränderungen nicht mehr als schutzwürdig ansehe. Die Anrainer befürchten, dass die Stadt das Gebäude nun an einen „finanzkräftigen Investor“ verkauft, der dort Vorsorgewohnungen errichtet.
Stadt vergibt Baurechte
Im zuständigen Wohnbauressort dementiert man: Die Stadt plane keinen Verkauf, sondern werde Baurechte vergeben, um „leistbaren Wohnraum“ zu schaffen“, sagt ein Sprecher.
Für eine eigene Bibliothek für das „ursprüngliche Aspern“ schaut es dennoch schlecht aus: Das Haus am Siegesplatz sei nicht barrierefrei, heißt es vonseiten der Büchereien Wien. Und: Der Standort entspreche nicht den „modernen Bibliothek-Standards, nach denen man strebe.
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