Neue Mehrfamilienhäuser sorgen für Konflikte
Bereits seit Jahren sorgt die Errichtung von großen Wohnhäusern in Gebieten, in denen traditionell Einfamilienhäuser stehen, für Unmut unter den ansässigen Bewohnerinnen und Bewohnern.
Besonders betroffen von dieser Entwicklung sind die Flächenbezirke nördlich der Donau, also die Donaustadt und Floridsdorf.
Keine Überraschung. Sind es neben Favoriten, Simmering und Liesing doch vor allem der 21. und der 22. Bezirk, die einen Großteil des rasanten Bevölkerungswachstums in den vergangenen Jahren abgefangen haben. Die Donaustadt legte zwischen 2010 und 2020 um gleich 25 Prozent zu – kein anderer Bezirk wuchs in diesem Zeitraum stärker.
Zielkonflikt
Doch starkes Wachstum bringt häufig auch Konflikte mit sich. Zwar steht die Verdichtung bestehender Siedlungsgebiete im Einklang mit dem Klimaschutz – Stichwort „Stadt der kurzen Wege“, die sich auch SPÖ und Neos in ihrem Koalitionspakt auf die Fahnen geschrieben haben.
Ansässige Bewohner von Einfamilienhäusern ärgern sich aber regelmäßig, wenn in „ihrem“ Grätzel mehrstöckige Wohnhäuser errichtet werden. Immer wieder werden nämlich Mehrparteienhäuser in etablierte Einfamilienhaussiedlungen „hineingesetzt“ – unter Ausnutzung verschiedener baurechtlicher Tricks. Das verändert nicht nur das gewohnte Ortsbild, sondern versiegelt auch Grünflächen.
ÖVP macht Druck
Rot-Pink hat sich zwar im Koalitionspakt verordnet, eine „Strategie, wie zukünftig mit diesen Gebieten umzugehen ist“, zu entwickeln. Doch der Wiener ÖVP geht das zu langsam: In einer Anfrage an die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) will die türkise Gemeinderätin Caroline Hungerländer unter anderem wissen, wie „in Zukunft die baukulturelle und ökologische Qualität in Einfamilienhausgebieten erhalten bzw. gefördert werden“ soll.
Dem Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) ist die Problematik bewusst. Es gäbe zwei Möglichkeiten, den Bau von größeren Wohnhäusern in Gartensiedlungsgebieten zu beschränken, sagt er im Gespräch mit dem KURIER.
Erstens: über eine geänderte Flächenwidmung. Diese Variante hätte aber den Nachteil, dass man jedes Gebiet separat widmen müsste. Zweitens: über eine Änderung der Firsthöhenbeschränkung oder der Stockwerksbeschränkung in der Bauordnung. Diese Option bevorzugt Nevrivy.
Er sei diesbezüglich bereits „seit Längerem“ in Gesprächen mit den zuständigen Dienststellen des Magistrats (MA 21 und MA 37), sagt der Bezirkschef. Diese würden die Problematik auch verstehen. Er hoffe daher, dass in den kommenden Monaten eine Lösung gefunden werden könne, so Nevrivy.
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