7. Bezirk wehrt sich: Schubertlinde soll hinter das Volkstheater
Ein KURIER-Bericht über die traurige Zukunft der Schubertlinde sorgt in Neubau für Aufregung. Der Baum soll nun definitiv gefällt werden, das ließ der zuständige rote Öffi-Stadtrat Peter Hanke den Bezirk in einem Brief wissen.
Der grüne Bezirksvorsteher Markus Reiter will das so nicht auf sich sitzen lassen. Er wird nun das Gespräch mit dem Stadtrat suchen, kündigt er im KURIER an. Und zwar, um ihn vom exakten Gegenteil zu überzeugen.
Soll heißen: Reiter will belegen, dass die mehr als 60 Jahre alte Schubertlinde am Augustinplatz sehr wohl „erhaltenswürdig“ ist und nicht im Zuge des U2-Ausbaus gefällt werden dürfe.
Auch ökonomisch sei der Erhalt des Baumes sinnvoll, sagt Reiter. Ein Argument, dem sich Hanke nicht verschließen könne. „Immerhin ist er nicht nur Öffi-Stadtrat, sondern auch Finanzstadtrat“, so Reiter.
Übersiedlung möglich
Wie aber will der grüne Bezirkschef den Meinungsumschwung herbeiführen? Immerhin kamen Hanke und die Wiener Linien – gestützt auf Expertise – zur Erkenntnis, dass der Baum bereits an seinem natürlichen Lebensende angekommen sei.
Reiter legt gleich zwei Gegengutachten vor. In dem einen ist zu lesen, dass der Augustinplatz nicht gerade die ideale Umgebung für die Schubertlinde ist. „Der derzeitige Standort ist für die Langlebigkeit des Baumes abträglich und eine Standortverbesserung vor Ort wäre notwendig“, befindet Baumschutzexpertin Ute Rom.
Abschreiben sollte man die Linde aus ihrer Sicht aber trotzdem nicht. „Eine Umpflanzung an einen sehr guten Standort könnte, mit sehr viel Pflege für die nächsten 5–10 Jahren, auch eine Erholung des Baumes ermöglichen“, heißt es weiter.
Das bedeutet: Bekommt die Linde einen besseren Standort, hat sie ihren Lebensabend wohl noch lange nicht erreicht.
In dem anderen Gutachten kommt der selbst ernannte Baumdoktor Christian Tomiczek zu dem Schluss, dass die Linde die Strapazen einer etwaigen Umpflanzung auch aushalten wurde: „In Hinblick auf den Gesundheits- und Vitalitätszustand des Baumes steht einer Verpflanzung des Baumes auf einen anderen Standort nichts entgegen“, schreibt der Experte.
Angebot vom Baumchirurgen
Reiter hat sich bereits erkundigt, was eine Übersiedlung kosten wurden: Baumchirurg Manfred Saller würde laut dem Bezirkschef zwischen 200.000 und 300.000 Euro verrechnen.
Saller ist übrigens jener Mann, der im Februar in einer aufwendigen Aktion die riesige 80-jährige Platane vom Café Eiles in der Josefstädter Straße in einen Park neben dem Justizpalast am Schmerlingplatz verpflanzte.
Bis zu 300.000 Übersiedlungskosten klingen teuer, würde sich laut Reiter aber aus zwei Gründen rechnen. Erstens: „Die Schubertlinde hat eine Umweltleistung von 2.500 Jungbäumen. Da sind Verpflanzungskosten von 300.000 Euro gerechtfertigt“.
Zweitens: Ersatzpflanzungen im großen Stil, die diese Umweltleistung ersetzen würden, kämen auch nicht billiger. Immerhin koste ein einzelner Jungbaum zwischen 20.000 und 30.000 Euro, sagt Reiter.
Wie teuer üppige Baumpflanzungen sind, zeigte sich in Neubau zuletzt beim Projekt „Kühle Zone“: Dabei wurden mehrere Straßenzüge im Bezirk umfassend begrünt – unter anderem mit 100 neuen Bäumen.
Die Stadt habe das Projekt gefördert und dabei eine höhere Summe aufgewendet, als sie für die Umpflanzung der Linde nötig wäre, rechnet Reiter vor.
Neue Heimat beim Volkstheater
Der 7. Bezirk hat übrigens bereits einen Standort für die Schubertlinde im Blick: den Bereich hinter dem Volkstheater. Dieses wurde soeben saniert, im Frühling steht das auch der Fläche dahinter bevor.
Derzeit laufen die Planungen dafür. In dem Bereich sei aber jedenfalls Platz für zwei bis drei Bäume, so Reiter. Und einer davon soll seiner Ansicht nach die Schubertlinde sein.
Das Volkstheater sei ein „symbolträchtiger Ort“ sowie „städtebaulich attraktiv und kulturell spannend“, sagt Reiter. Daher sei er äußerst passend für die Linde. „Wir erwarten uns, dass Stadtrat Hanke und die Wiener Linien ihren Klimabeitrag leisten.“
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