Jetzt ist es fix: Die Schubertlinde fällt dem U-Bahn-Ausbau zum Opfer

Jetzt ist es fix: Die Schubertlinde fällt dem U-Bahn-Ausbau zum Opfer
Die Schubertlinde in Neubau muss der U-Bahn weichen, das hat Öffi-Stadtrat Peter Hanke verfügt. ÖVP und Anrainer wollen den Gedenkstein erhalten – und eine Begegnungszone.

Nach langem Hin und Her ist nun klar: Die beliebte Schubertlinde am Augustinplatz im 7. Bezirk muss dem U-Bahn-Ausbau weichen – und wird gefällt. Darüber hat der zuständige Öffi-Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) die Bezirkspo-litiker in einem dreiseitigen Brief informiert.

Der Baum habe nur noch zehn Jahre zu leben, er habe also „seine Altersgrenze bereits erreicht“, heißt es in dem Schreiben, das dem KURIER vorliegt. Zudem seien vor allem Linden schwer zu verpflanzen – bei zugleich sehr hohen Kosten.

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Ausschnitt aus dem Schreiben, in dem Öffi-Stadtrat Peter Hanke dem Bezirk mitteilt, dass der Baum gefällt werde.

Ein Rückschlag vor allem für die ÖVP im Bezirk. Parteichefin Christina Schlosser hat sich in den vergangenen Monaten für den jahrzehntealten Baum eingesetzt und sogar ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Dass dieses die Linde als „Zukunftsbaum“ tituliert, hat die Wiener Linien, die für den

U-Bahn-Ausbau verantwortlich sind, aber nicht beeindruckt. Der Baum muss weg, weil auf dem Platz ein Notausstieg für die verlängerte Linie U2 entsteht.

Ärger über Baustelle

Damit aber nicht genug des Ärgers: Die Bewohner fühlen sich angesichts der kommenden Großbaustelle im Stich gelassen. Niemand wisse, ab wann gegraben werde, wie lange – und was genau passiere. „Seit einem Jahr werden wir hingehalten“, sagt etwa Kommunikationsberater Philipp Ploner, dessen Agentur am Augustinplatz beheimatet ist. Das sei „eine Sauerei“.

Im Umfeld, so Ploner, gebe es mehrere Unternehmen, darunter Lokale und Bars, die „keine Planbarkeit haben“. Sie wüssten nicht, wie die Bauarbeiten laufen – und wann sie etwa den Schanigartenbetrieb einstellen müssen.

Noch mehr ärgert Ploner, dass die Anrainer nicht gefragt worden seien, welche Wünsche und Anforderungen sie an den künftigen Augustinplatz und die Oberflächengestaltung hätten. „Es gab seitens der Stadt keine Bürgerbeteiligung.“

Als man sich an den grünen Bezirksvorsteher Markus Reiter gewandet habe, sei man abgewimmelt worden. Reiter, heißt es, fühle sich nicht zuständig.

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Der Schubert-Gedenkstein: Neubaus ÖVP-Chefin Christina Schlosser wünscht sich, dass er erhalten bleibt.

Tatsächlich ist der Augustinplatz kein ganz einfaches Terrain: Er liegt an der Kreuzung der stark befahrenen Neustiftgasse mit der Kellermanngasse. Der Niveauunterschied zwischen Gehsteig und Fahrbahn ist groß, ein Problem für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwägen.

Man wünsche sich eine Begegnungszone, sagt Ploner. Auf diese Weise könnte man den Platz auch mit dem nahe gelegenen Sankt-Ulrichs-Platz verbinden, von dem er derzeit durch die Neustiftgasse getrennt ist. Wie das Areal künftig aussehen wird, entscheidet das Planungsressort von Ulli Sima (SPÖ).

Stein und Brunnen

Bis die Bauarbeiten starten, dürfte es noch eine Weile dauern. Wie der KURIER in Erfahrung brachte, soll es voraussichtlich im Herbst 2022 losgehen.

Einen Wunsch hätte ÖVP-bezirksparteichefin Schlosser noch: „Zumindest der Schubert-Gedenkstein muss erhalten bleiben“, sagt sie. Er liegt zu Fuße des Baumes inmitten von Zwergflieder. Schlosser will, dass der Stein auch künftig den Platz ziert.

Und auch Agenturchef Ploner hat eine Idee: Um das Andenken zu wahren, könnte man den Augustinbrunnen gegenüber der Linde in „Schubertbrunnen“ umbenennen.

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