Neuer Vorsitz für Wiener Grüne: Pühringer und Kraus stellten sich Basis
Der Kampf um den Parteivorsitz der Wiener Grünen war vorbei, bevor er begonnen hatte. Das liegt daran, dass mit Stadträtin Judith Pühringer und Stadtrat Peter Kraus nur zwei Kandidaten für den Posten antreten. Und zwar nicht gegeneinander – sondern miteinander.
Das ist ungewohnt für eine Partei, in der vor nicht allzu langer Zeit noch erbittert um Macht gestritten wurde. (Man denke an den Kampf um die Spitzenkandidatur für die Wien-Wahl).
Obwohl die Sache also relativ ausgemacht ist, haben Pühringer und Kraus am Mittwoch eine Art internen Wahlkampf gestartet: Mit einem Hearing vor der Basis – so, wie es das Statut will. Ort des Geschehens war ein Veranstaltungsraum im 9. Bezirk.
Rund 30 Grüne (darunter auch die zuletzt Hungerstreikende Klimaaktivistin Martha Krumpeck) fanden sich dort ein, um die künftige Doppelspitze „genau unter die Lupe zu nehmen“, wie die Moderatorin, Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer, sagte.
Grundsatzprogramm bis 2023
In der Praxis hieß das: Etwa eine Stunde sprachen Kraus und Pühringer über ihren Werdegang, das Teilen von Verantwortung und den Einsatz für soziale Gerechtigkeit (Pühringer) sowie Klimaschutz (Kraus).
„Spürbar, klar und wirksam“, wolle man sein, so Kraus. Das erklärte Ziel des Duos: „Bei der Wien-Wahl 2025 das allerbeste Ergebnis aller Zeiten einfahren“, sagte Pühringer.
Gelingen soll das etwa mit einem Grundsatzprogramm, das bis 2023 formuliert werden soll. Bis dato haben die Wiener Grünen nämlich nur ein Parteistatut und ein Wahlprogramm.
Ab der Landesversammlung am 16. Oktober beginnt man, an dem neuen Manifest zu arbeiten.
Umstrittene Demontage
An diesem Tag stellen sich Pühringer und Kraus auch der Wahl. Um Parteivorsitzende zu werden, müssen sie die Mehrheit der Mitglieder für sich gewinnen – was ihnen auch zugetraut wird.
Zur Sicherheit erwähnten sie im Laufe des Hearings dennoch lobend die Grüne Wirtschaft und ausgewählte (Vize-)Bezirkschefs. Derartige Multiplikatoren will man eben auf seiner Seite haben.
Ihr Wahlziel beziffern Pühringer und Kraus übrigens nicht. Vergleichswerte aus der Vergangenheit gibt es auch keine: Die beiden werden die ersten gewählten Parteichefs der Wiener Grünen sein.
Der Grund: Die Position wurde erst 2019 geschaffen – Birgit Hebein erhielt den Posten damals automatisch.
Deren parteiintern umstrittene Demontage durch Pühringer, Kraus und ihre Klubkollegen wurde schließlich vom Publikum thematisiert: Ob die beiden rückblickend etwas anders gemacht hätten?
Pühringer formulierte es so: Rund um das Ende von Rot-Grün seien „Verletzungen auf beiden Seiten passiert“. Deshalb habe man sich nun ein „Führungsleitbild“ mit dem Kapitel „Abschiedskultur“ verpasst.
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