Wo Skifahren trotz des Lockdowns möglich ist
Zur Überraschung vieler dürfen die Skigebiete nun doch im Lockdown geöffnet halten - auch für Wintersportler mit 2-G-Nachweis, nicht nur für jene, die eine Seilbahn zu beruflichen Zwecken brauchen.
Denn im Unterschied zu dem seit Freitag bekannten Entwurf zur 5. Covid-Notmaßnahmenverordnung sind in dem Sonntagabend beschlossenen Text Skifahrer nicht mehr ausgeschlossen:
Der Betreiber von Seil- und Zahnradbahnen darf Personen, die die Seil- oder Zahnradbahn nicht zu beruflichen Zwecken oder zur Deckung notwendiger Grundbedürfnisse des täglichen Lebens benutzen, nur einlassen, wenn sie einen 2G-Nachweis vorweisen, heißt es in § 6 der Verordnung.
In Gondeln, abgedeckten Sesselliften oder den Bahnstationen ist allerdings FFP2-Maske zu tragen.
"Ich war positiv überrascht, auch wenn die Verordnung wieder sehr spät gekommen ist", sagt Franz Hörl, Sprecher der österreichischen Seilbahnbranche. Vom Salzburger Kitzsteinhorn etwa sei bereits eine brasilianische Rennfahrergruppe wieder auf die Heimreise geschickt worden, weil man von Schließlung ausging. Am Montag war das Skigebiet zu, wird aber am Dienstag wieder aufgesperrt.
Viele Betreiber waren verblüfft ob dieser Änderung. „Wir waren von dieser Entscheidung völlig überrascht. Wir müssen die Situation neu bewerten und schauen, ob es überhaupt möglich ist, zu öffnen“, sagt Franz Schafflinger, Vorstand der Gasteiner Bergbahnen.
In Gastein wäre der Saisonstart eigentlich für den 4. Dezember angesetzt gewesen. Aktuell würde man sich durch die Verordnung kämpfen. „Die Unsicherheit ist auch bei uns groß. Wenn dann würden wir ein eingeschränktes Angebot anbieten. Das rein für Einheimische und Tagesgäste wäre. Unterm Strich schaut dies nicht nach Wirtschaftlichkeit aus“, erklärt der Seilbahn-Vorstand.
Auch in Obertauern war man vom plötzlichen doch Öffnen der Lifte überrascht. „Wir wissen auch erst seit Sonntag, dass wir nun doch fahren dürfen. Wir halten nun Rücksprache mit den Liftbetreibern und treffen dann eine Entscheidung, wann wir starten“, sagt, Mario Siedler, Tourismusdirektor von Obertauern.
Dass ein Öffnen nicht wirtschaftlich sei, sieht man in Obertauern anders: „Wenn die Schneelage passt, zahlt sich das sehr wohl aus. Wir habe ja nicht nur Einheimische, sondern auch viele Tagesgäste aus Salzburg.“
Stichwort Schneelage: Sie bereitet den Skigebieten aktuell noch Kopfzerbrechen. Denn Verordnung hin oder her, aktuell sei an ein Aufsperren aufgrund von Schneemangel gar nicht zu denken. Da aber für Freitag bzw. Samstag dieser Woche einen Wetterumschwung mit Schnee in den Höhenlagen angekündigt , könnte sich das schnell ändern.
„Gehen die Temperaturen runter, können wir auch mit der Beschneiung starten. Dazu ein wenig Naturschnee und es ist angerichtet“, hofft Siedler.
Tiroler Frust
Die zu erwartende Schneelage sieht Österreichs Seilbahnsprecher Hörl auch als Weg dort hin, "dass sich die Lage in den Tiroler Skigebieten normalisieren wird." Aufgrund des Frusts haben Betreiber bereits geöffneter Skigebiete - vorrangig in hohen Lagen bzw. auf Gletschern - am Montag wieder zugemacht.
So will etwa Sölden erst wieder am 13. Dezember aufsperren. Kaunertaler und Pitztaler Gletscher haben ebenfalls zugesperrt. Am Stubaier Gletscher waren die Lifte am Montag ebenfalls nicht in Betrieb, aber es steht im Raum, dass sich das wieder ändern könnte. Am Hintertuxer Gletscher heißt, dass "voraussichtlich" bis 12. Dezember geschlossen bleibt.
Laut Hörl gibt es bei den Betreibern noch einige offene Fragen, etwa was die Kurzarbeit betrifft oder die Möglichkeit von Take Away. "Das wird heute abgeklärt. Ich sehe es aber als Anerkennung unserer Leistung, was die Sicherheitskonzepte betrifft, dass wir öffnen dürfen."
Hörl geht davon aus, dass mit dem kommenden Schnee auch stadtnahe Skigebiete ihre Pisten öffnen könnten. Bei den Bergbahnen Kitzbühel war am Montag der bekannte Frühstarter Resterkogel weiter geöffnet. Der war in den vergangenen Jahren immer wieder in den Negativschlagzeilen, weil ein weißes Kunstschneeband in braune Landschaft gelegt wurde.
Schladming steht vor dem Start
Fixstarter ist jedenfalls Schladming in der Obersteiermark. Planai-Bahnen-Geschäftsführer Georg Bliem hat das Gletscherskigebiet am Dachstein bereits wieder aufsperren lassen, weitere Pisten der Planai folgen diesen Freitag. "Wir nutzen die kalte Tage zur Beschneiung und erweitern dann unser Angebot."
Die Vorgaben sind freilich strikt: Es braucht einen 2-G-Nachweis, in Gondeln und mit Hauben abdeckbaren Skiliften gilt FFP2-Pflicht für alle über 14 Jahre, Jüngere benüptgen Mund-Nasen-schutz, nur Kinder unter sechs Jahren brauchen keine Maske.
Die Zwei-Meter-Abstandsvorgabe hält Bliem für problemlos umsetzbar, Wintersportler kennen das ja bereits aus dem vergangenen Winter. "Die meisten sind dankbar, dass sie überhaupt Skifahren dürfen", überlegt Bliem. "Außerdem setzen wir wieder unsere Stauberater ein, das hat immer gut gepklappt."
Die Lokale werden Taky-away anbieten, konsumiert werden darf aber nur mindestens 50 Meter von der Hütte entfernt. Die WC-Anlagen in den Berghütten sind offen.
Gerlitzen startet am 3. Dezember
In Kärnten will das Skigebiet Gerlitzen jedenfalls an seinem Plan festhalten und am 3. Dezember in die Skisaison starten. Laut Manuel Kapeller-Hopfgartner, Fachgruppenobmann der Kärntner Seilbahnen sei es „eine unternehmerische, individuelle Entscheidung“, ob die Seilbahnbetriebe öffnen, oder nicht.
Ob es wie in der vergangenen Saison einen Winter nur für Einheimische gebe, hänge vor allem von einem Faktor ab: „Ist ein Skigebiet völlig von Touristen abhängig, dann hat dies natürlich wenig Charme. Aber befindet es sich in der Nähe von Ballungszentren und kann auf viele Tagesgäste gezählt werden, dann hat dies natürlich einen anderen Charme“, sagt Kapeller-Hopfgartner.
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