Streit um Hubschrauber-Landeplatz auf dem Großglockner
Braucht Österreich auf 3454 Metern einen professionellen Hubschrauberlandeplatz mit einer Plattform? Um die Landemöglichkeit neben der Erzherzog-Johann-Hütte am Großglockner ist jedenfalls ein Streit ausgebrochen. Ein neues Dokument aus dem Klimaschutzministerium fordert einen Umbau, das Land Kärnten sieht keinen Handlungsbedarf.
Begonnen hat der Disput mit einem schweren Unfall eines Roy-Knaus-Helikopters im Jahre 2017. Der Martin-4-Rettungshubschrauber des streitbaren Salzburgers startete neben der Hütte mit einem Patienten und wurde von einer Windböe erfasst.
Das Fluggerät kippte daraufhin um und stürzte den Abhang hinunter - bis kurz vor eine Schlucht. Der Heli war ein Totalschaden, die drei Insassen kamen glimpflich davon.
Bald stellte sich heraus, dass der Pilot bereits einen tödlichen Unfall verursacht hatte. Außerdem hat er sich bei der Kalkulation des Fluges verrechnet und die Wartungsfrist war überzogen. Der Zwischenbericht schien auf schwere Missstände hinzudeuten, worauf Knaus in sozialen Medien einen Shitstorm lostrat. Schuld sei nicht er oder sein Pilot, sondern ein fehlender Landeplatz.
Vor wenigen Tagen veröffentlichte die Untersuchungstelle des Klimaschutzministeriums - nach fünf Jahren Nachdenkzeit - endlich einen Abschlussbericht. Darin ist zu lesen, dass der Pilot zwar bis an die Grenzen des 1800 PS starken "Explorer" (MD900) ging, schuld sei aber vor allem der unzureichende Landeplatz. Das Land Kärnten wird eindringlich aufgefordert, Maßnahmen zum Bau einer professionellen Plattform zu ergreifen.
Im Büro von Landeshauptmann Peter Kaiser heißt es, das 2018 bereits eine Landemöglichkeit bei der Adlersruhe Von Hüttenwirt Anton Riepler geschaffen worden ist. Diese müsse ausreichen. Außerdem sei es die Entscheidung des Piloten, dieser müsse "klarerweise auf Sicht, Thermik und Windverhältnisse" achten. Außerdem gebe es am sogenannten unteren Bahnhof einen weiteren möglichen Landeplatz.
Wird keine Plattform gebaut und gibt es einen neuerlichen Unfall, könnte es allerdings haftungsrechtliche Probleme für das Land geben.
Bei erfahrenen Piloten, die die Gegend um den Großglockner kennen, sorgt der Vorschlag zur Errichtung einer mobilen Plattform für Erstaunen. "Das alpine Gelände rund um die Adlersruhe bietet dafür einfach keinen Platz", erzählt ein Insider. Aktuell landen Piloten bei medizinischen Notfällen auf einer provisorisch errichteten Landefläche, die aus abgeflachten Steinen im Nahbereich der Adlersruhe errichtet wurde.
Sollte es grünes Licht für die Errichtung einer Landeplattform neben der höchstgelegene Schutzhütte Österreichs in 3.454 Metern Seehöhe geben, sei es aus Pilotensicht vor allem notwendig, genügend Platz mit keinen Hindernissen, wie etwa Steinen, zu schaffen. Damit einerseits die Rotorblätter nicht Gefahr laufen diese Hindernisse zu touchieren und andererseits genügend Spielraum für eine sichere Landung vorhanden ist. Denn bei Rettungseinsätzen in enormen Höhen würden die Einsatzmaschinen massiv an Leistung verlieren. Passiert dies, würde aus Expertensicht eine Landefläche, die genügend Platz bietet, vor allem den Vorteil mit sich bringen, dass die Hubschrauber, salopp formuliert, einfach "hineinrutschen" könnten.
Das Video des Hubschrauber-Absturzes am Großglockner:
Die Frage bleibt, ob die Errichtung einer Hubschrauber-Landeplattform mitten in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern mit dem Naturschutz vereinbar wäre. Barbara Pucker, Nationalparkdirektorin in Kärnten findet darauf eine klare Antwort: „Hubschrauberflüge in der Kernzone sind natürlich eine schwierige Abwägungssache. Aber wir werden uns sicher nicht dagegenstellen, dass alle Voraussetzungen für einen möglichst raschen Rettungsflug gewährleistet sind“, sagt Pucker. Denn der Auftrag eines Nationalparks sei es eben auch, möglichst vielen Menschen Zugang zur Natur zu bieten.
„Und diese Menschen müssen wissen, dass sie im Ernstfall auch gerettet werden“, sagt Pucker.
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