So sieht es in den beliebtesten Urlaubsländern der Österreicher aus
Kroatien: Gezwitscher statt Massenandrang
"Hören Sie das?", fragt die Reiseleiterin und deutet auf die Mauersegler. "Zum ersten Mal kann man hier die Vögel zwitschern hören."
Bis zum Beginn der Coronakrise war Dubrovnik einer der überlaufensten Orte der Welt. Angesichts von bis zu 27.000 Touristen pro Tag ließ sich der kroatische Ort auf jene (kurze) Liste von Plätzen schreiben, die vielleicht lieber doch nicht mehr in diesem Ausmaß besucht werden sollten. Auch Venedig steht auf diesem Papier.
Eine Reisegruppe
"Sie sind heute die erste und einzige Reisegruppe, die für Dubrovnik angemeldet ist", sagt die lokale Reiseleiterin. So sind es gerade einmal elf Personen vom kleinen Kreuzfahrtschiff MS Thurgau Dalmatia und eine Handvoll Paare, großteils junge Kroaten, die sich durch die Altstadt bewegen. Man könnte derzeit eine Horde Baby-und Erwachsenen-Elefanten durch Dubrovnik treiben. Zuletzt war es so ruhig unmittelbar nach dem Jugoslawien-Krieg.
Gerade einmal sieben Flugzeuge landen hier derzeit pro Tag. Im Hafen steht ein leeres Kreuzfahrtschiff der TUI, vorerst soll es noch mindestens weitere vier Monate hier ankern. Nur eine Luxusjacht, die 250.000 Dollar pro Woche kostet, verlässt als einziges größeres Schiff an diesem Tag den Küstenort.
"In Dubrovnik stehen wir normalerweise in mehreren Siebenerreihen am Kai, wenn wir ankommen, heute sind wir wieder die einzigen", sagt Kapitän Josip Maruncic, zugleich der Besitzer einer kleinen Flotte an Schiffen. Nur eines davon wird er heuer in Betrieb nehmen. Immer wieder nutzt er die Pausen, um das Schiff auf Vordermann zu bringen. "Ich habe erst vier Tage vor dem Losfahren die Garantie von unserer Agentur bekommen, dass es wirklich losgeht", sagt Maruncic.
In den anderen Häfen an der dalmatinischen Küste bietet sich ein ähnliches Bild: In Split kommen normalerweise pro Tag rund 80 Kreuzfahrtschiffe (in Größen von 30 bis zu einigen 1000 Passagieren) an, beim Besuch des KURIER ist es ein einziges. In Trogir sind am Hauptplatz zur Mittagszeit gerade einmal drei oder vier Tische besetzt.
Einige Hotels in Dalmatien haben noch gar nicht aufgesperrt, manche Geschäfte sind zu und auch die Lokale sind spärlich besucht. Platz reservieren muss man derzeit nirgends.
Fragt man an der Küste Dalmatiens, dann rechnen die größten Optimisten mit zehn Prozent Umsatz des vergangenen Jahres. Die Pessimisten gehen eher von einem Wert um die fünf Prozent aus, wenn überhaupt.
Mehr los im "Kvarner"
Deutlich besser entwickelt sich der Tourismus in Istrien und in der Kvarner Bucht, nicht zuletzt deshalb, weil die beliebten Badeorte von den mittel- und nordeuropäischen Stammgästen schneller mit dem eigenen Wagen zu erreichen sind.
Nach der Flaute in der Vorsaison lief das Geschäft auf vielen Campingplätzen und Hotels wieder ganz gut an. Was einige Hoteliers hoffen lässt, dass sie ein Drittel des Umsatzes des Rekordvorjahrs erreichen können.
Generell schlecht läuft das Geschäft auf dem Wasser. "Die gesamten kroatischen Kreuzfahrtschiffe haben zusammen einen Wert von 500 Millionen Euro, davon stehen derzeit 450 Millionen in den Häfen", sagt Daniel Curlin, der auf einem davon arbeitet. Doch auch Segelschiffe sieht man derzeit kaum, sie bleiben vielfach an den Docks.
Vor allem für die Saisonarbeiter im Tourismus hat dies teils dramatische Folgen. Manche zittern um ihre Unterstützungszahlungen, berichten sie, das dicke Ende droht aber ohnehin erst: "Die meisten werden es im Herbst merken, wenn kein Geld mehr da ist", so Curlin.
Umfangreiche Coronamaßnahmen wurden erlassen, werden aber der südlichen Mentalität angepasst. So verdecken zwar viele den Mund, aber kaum jemand die Nase.
Südliche Regelungen
Oder man legt die Regeln trickreich aus: So gilt die Maskenpflicht bei Touristentransporten nur in der ersten Reihe des Busses. Reiseleiter setzen sich deshalb nun gerne in die zweite Reihe zu den Touristen, um ungestört erklären zu können.
Covid-19 hat die dalmatinische Küste bisher vergleichsweise wenig getroffen. Auch die letzten Ausbrüche waren großteils eher in Zagreb und im Osten des Landes, wohin sich kaum Touristen hinbewegen werden. Doch das könnte sich ändern, reisten doch am vergangenen Wochenende zur Wahl viele Auslandskroaten aus Serbien oder Bosnien-Herzegowina an, um ihre Stimme abzugeben und wohl auch ihre Verwandten zu besuchen. Wie sich das auswirkt, wird man wohl erst in rund zwei Wochen wissen.
Italien: Urlaub, entspannt wie nie
Wer ein Fan der Badestrände an der oberen Adria ist, aber sich von den Menschenmassen abschrecken hat lassen, für den sind Lignano, Grado oder Jesolo derzeit eine Art Geheimtipp. Von dem sonst so dichten Getümmel am Strand ist man weit entfernt. Nicht einmal ein Drittel der Liegen ist besetzt, beim morgendlichen Strandlauf kann man fast von Einsamkeit sprechen.
"Unter der Woche liegen wir unter 50 Prozent Auslastung, am Wochenende ist es bisschen besser", schildert Maja Antic, Managing Direktorin des Aparthotel Adriatica in Lignano. Während man als Hotel gerne eine bessere Buchungslage hätte, können sich die Gäste freuen. "Wir belegen die Zimmer auf den Stockwerken so, dass genügend Freiräume bleiben. Wer ein Apartment nimmt, ist überhaupt autonom und kann noch mehr auf Distanz gehen", so Antic.
Die Region Friaul Julisch-Venetien, zu denen Udine, Lignano oder Grado gehören, hat keinen bestätigten Covid-19-Fall und kein Todesopfer, sagt die Hotelchefin. Damit es so bleibt, setzt man auf Maskenpflicht in allen Geschäften, den Eingangsbereichen und Fahrstühlen. Das Personal in der Gastronomie trägt Masken. An jedem Eingang stehen Desinfektionsspender. Die Touristen sind diszipliniert, was das Tragen der Schutzmasken und Abstandhalten betrifft. Am Wochenende, wenn viele Einheimische aus dem Hinterland an die Strände pilgern, ist deutlich mehr Betrieb. "Wir haben vermehrt Anfragen von Österreichern, die deshalb von Sonntag bis Donnerstag zu uns kommen. Da fühlen sie sich sicherer."
Wegen der wirtschaftlichen Lage bieten viele Hotels Sondertarife. "So entspannt wie derzeit hat man bei uns vermutlich noch nie Urlaub gemacht." Auch was die Einreise anbelangt, ist der Weg an die obere Adria frei von Hürden – im Gegensatz zu anderen Regionen Italiens
Spanien: Maskenpflicht in Barcelona
Die berühmte Rambla, die Flaniermeile in der katalanischen Hauptstadt Barcelona. Dort, wo sich in Normalzeiten Tausende Touristen durchschieben, geht es derzeit beschaulich zu. Und eines fällt auf: Alle Menschen tragen den Mund- und Nasenschutz. Das hat die Regionalregierung nach neuen lokalen Ausbrüchen des Coronavirus für die gesamte Provinz angeordnet. Die Schutzmasken müssen selbst dann in der Öffentlichkeit verwendet werden, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann. Verstöße werden mit 100 Euro Strafgeld geahndet.
Das verpflichtende Tragen des Ansteckungsschutzes entfällt lediglich dort, wo es nicht mit der verrichteten Tätigkeit vereinbar ist, etwa beim Sport oder am Strand. Auf dem Weg dorthin freilich sind Mund und Nase zu bedecken. Andernorts in Spanien gilt die Maskenpflicht lediglich dort, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
In der katalanischen Region Segria im Westen der Provinz wurde die Großstadt Lleida (200.000 Einwohner) zur Gänze unter Quarantäne gestellt. Niemand darf in die Stadt und in die umliegenden Gemeinden – außer zur Arbeit zu gelangen. An den Zufahrtsstraßen wurden Kontrollposten errichtet.
Auch in der Region Galizien im Nordwesten des Landes gibt es wieder schärfere Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Nicht so wie früher ist auch die Einreise nach Spanien. Diese müssen Urlauber vorher anmelden. Entweder über die Homepage "Spain Travel Health Portal" oder über die Gratis-App "SpTH". An Ort und Stelle muss dann der QR-Code vorgezeigt werden, entweder in Form eines Ausdrucks oder auf dem Handy. Bis 31. Juli kann auch ein klassisches Papierformular direkt bei der Einreise ausgefüllt werden, später nicht mehr. Fluglinien sind angewiesen, schon beim Einchecken den QR-Code zu kontrollieren.
Stichproben-Tests bei Einreise nach Griechenland
Die Einreise nach Griechenland ist derzeit eine spannende Angelegenheit: Werde ich als Urlauber herausgepickt oder durchgewunken? Die Rede ist von einem Coronatest, zu dem manche Touristen gebeten werden. Wer – das entscheidet ein Computeralgorithmus.
Diejenigen, die den Test machen müssen, dürfen zwar zu ihrer endgültigen Urlaubsdestination weiterreisen, in ein Hotel etwa, müssen aber bis zum Eintreffen des Ergebnisses in Quarantäne bleiben.
Das ist allerdings nicht die einzige Hürde, derzeit nach Griechenland zu gelangen. Spätestens 24 Stunden vor Abflug oder Abfahrt muss man im Internet einen Fragebogen ausfüllen. Danach erhält man einen QR-Code zugeschickt. Diesen muss man dann entweder auf Papier ausgedruckt oder mit dem Mobiltelefon vorweisen.
Wer ohne diese Legitimierung an einem griechischen Grenzübergang erscheint – egal, ob auf dem Luft-, See- oder Landweg –, riskiert die Zurückweisung. Luftlinien sollen die QR-Codes beim Check-in oder spätestens beim Boarding kontrollieren, heißt es in Athen.
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