Friseure und Handel zurück aus dem Lockdown: "Arbeiten bis Weihnachten durch"
Am heutigen Montag öffnet über die Lebensmittelgeschäfte hinaus wieder der Handel. Das gilt für alle Bundesländer außer Oberösterreich, das am 17. Dezember folgt - und vor allem nur für Geimpfte oder Genesene mit 2-G-Nachweis und FFP2-Masken.
Drei Wochen war der Handel nun geschlossen. Der KURIER hat sich in den Bundesländern umgesehen, wie viel heute in Österreichs Einkaufsstraßen los war.
Weihnachtsgeschenke und Geschenkspapier
Bereits auf dem Weg zum Einkaufszentrum „The Mall" in der Landstraße in Wien fallen Menschen auf, die große Einkaufssackerl mit sich herumtragen. Aus dem Sackerl einer Frau blitzen, neben zahlreichen anderen Spielsachen, die großen weißen Zähne eines grünen Plasik-Krokodils hervor.
Wie in jedem Jahr steht auch heuer wieder der Pop-Up X-Mas Stand im Eingangsbereich des Einkaufszentrums. Im Gegensatz zu anderen Jahren, in denen man für den Einlass in der Schlange stehen musste, ist dieser am Montagvormittag noch relativ schlecht besucht.
Ansonsten ist in „The Mall" deutlich mehr los als in den vergangenen Wochen. Auf den Bänken sitzen bereits am Vormittag Männer, die auf ihr Handy starren. Einige warten auf ihre Partnerinnen in den Geschäften.
Während in den Juwelierrgeschäften berreits am Vormittag verhältnismäßig viel los ist, stehen die Verkäuferinnen und Verrkäufer in anderen Läden alleine da. So auch in einem Bubble-Tea-Geschäft oder einem Laden für Markenschuhe.
2-G-Kontrolle beim Mediamarkt
Das Technikgeschäft Mediamarkt hat hingegen nicht das Problem von zu wenig Kunden. Nicht selten gehen an diesem Vormittag auch kostspielige Geräte, wie etwa Handys oder Kameras über die Theke. Am Eingang kontrollieren zwei Securitys den 2-G-Nachweis. Genau geschaut wird dabei allerdings nicht.
Auch die Buchhandlung gegenüber von „The Mall" ist sehr voll. Viele Menschen kaufen Spiele, Kochbücher und Krimskrams. Klassische Weihnachtsgeschenke. Rollenweise verlässt auch Geschenkspapier den Laden.
"Es ist mehr los als an einem normalen Montag, aber nicht mehr als an einem normalen Weihnachtsmontag. Es fühlt sich an wie ein normales Weihnachtsgeschäft", sagt eine Verkäuferin im Thalia.
"Mir kommt vor, dass dieser Lockdown anders war als die anderen. Und auch die Öffnung ist anders. Die Laufkundschaft bleibt aus. Aber unsere Stammkunden haben sich zumindest angekündigt, dass sie kommen", hofft eine Verkäuferin einer Boutique auf der Landstraßer Hauptstraße.
Egal ob beim Elektro-, Sport-, Spiele- oder Möbelhändler - die Parkplätze vor den St. Pöltner Geschäften sind am ersten Einkaufstag nach dem Lockdown um einiges voller als an normalen Montagen.
Geschlossene Gastro im Shoppingcenter
Zwischen hochgestellten Stühlen der Gastronomie tummeln sich am Montagmittag auch im St. Pöltner Einkaufszentrum Traisenpark mehr Kunden als üblich.
"Wir müssen den heutigen Tag nutzen, weil es sonst von der Arbeit aus nicht geht", berichtet ein Ehepaar, dass einige Sackerl voller Geschenkpapierrollen und einem Weihnachts-Outfit trägt.
Die Oberösterreicher müssen heute noch zu Hause bleiben, denn für sie endet der Lockdown erst am Donnerstag. Shopping-Reisen in andere Bundesländer sind streng untersagt, es werde an den Grenzen kontrolliert, warnte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) dazu vergangene Woche.
In Salzburg vor allem Einheimische
Ein Blick auf die Einkaufszentren in den Grenzgebieten zeigt: Seine Worte scheinen zu fruchten. So kaufen am Montag in der Shopping Arena Alpenstraße in Salzburg - etwa 30 Minuten von der oberösterreichischen Grenze entfernt - hauptsächlich Salzburger ein, wie Centermanager Stefan Strasser erzählt: "Nach Rückfragen bei den Shops und laut Garagensituation ist heute vor allem das Stammpublikum, Kunden aus Salzburg und dem Salzburger-Land, in der Shopping Arena."
Kontrolliert, von welchem Bundesland man komme, werde nicht. Das ist nicht gesetzlich vorgeschrieben und außerdem nicht möglich. "Es steht ja niemanden auf der Stirn geschrieben aus welchem Bundesland er kommt", sagt Strasser.
"Es ist eine normale Arbeitswoche. Ich gehe davon aus, dass die Oberösterreicher die paar Tage bis Freitag noch abwarten können und aus Gerechtigkeit dann im eigenen Bundesland einkaufen."
Gut besucht ist am Montag auch das Einkaufszentrum ELI in Liezen in der Steiermark. Nur zehn Minuten bräuchte man von der oberösterreichischen Grenze dorthin. Ob heute vermehrt oberösterreichische Kunden im Haus sind, sei laut Centermanagerin Maria Prims jedoch nur schwer zu sagen, denn eine automatische Kennzeichenerkennung gebe es in ihrem Parkhaus nicht. "Wenn einer aus dem Grenzgebiet kommt, wäre das aber nichts ungewöhnliches. Wir haben auch Grundversorger im Einkaufszentrum."
Oberösterreicher zum Obi nach NÖ
Ein Ehepaar mit einem Linzer Kennzeichen ist jedoch bereits zum Obi nach St. Valentin gefahren. "Was sollen wir tun. Eine Notlage. Uns ist im Bad ein Rohr gebrochen. Da können wir nicht bis zum Freitag warten. Sind nur 30 km bis hierher", erzählen sie. Das gebrochene Rohr haben die beiden im Plastiksackerl mit.
Bei der Blumenhandlung Gärtnerei Weber in St. Valentin war auch während dem Lockdown eine Selbstbedienung möglich, deshalb ist der Andrang der Kunden heute nicht überaus groß, sagt Floristin Pia Padametz. Sie glaubt aber dass die Frequenz in St. Valentin sicher größer ist, auch Oberösterreicher erwarte man in der Stadt glaubt sie.
Viele wollen zum Friseur
Auch körpernahe Dienstleister haben seit Montag wieder geöffnet. Kerstin Steininger, Inhaberin vom „Haarwunderland“ in Zwettl, kann sich gerade nur sehr knapp halten: „Es ist so viel los, wir sind vollkommen ausgelastet.“
Am Vormittag hat das Telefon fast permanent geläutet, schon am Wochenende habe man einen Telefondienst für Terminvereinbarungen eingerichtet. „Wir arbeiten bis Weihnachten praktisch durch, alle machen Überstunden und wir haben unsere Urlaube gestrichen und trotzdem schaffen wir nicht alle Anfragen“, sagt die Unternehmerin, die sechs Mitarbeiterinnen beschäftigt.
In Wien ist die Lage in den Friseursalons etwas entspannter. "Wir machen sowieso nie Termine. Bei uns gibt es nur Laufkundschaft. Der Ansturm nach dem Lockdown ist dieses Mal aber ausgeblieben", sagt eine Mitarbeiterin der Klipp-Filiale auf der Landstraßer Hauptstraße.
Weihnachtsshopping
Christa H. ist auf dem Weg in ein Möbelhaus in Zwettl. Es ist die erste Station heute für sie und ihren Begleiter, zumindest die erste zum Einkaufen. „In der Innenstadt ist wirklich viel los, Parkplatz finden ist schwer. Ich war schon beim Arzt, auch da waren mehr Leute“, erzählt sie. „Es herrscht normaler Einkaufsbetrieb“, sagt sie. Natürlich habe sie Bedenken gehabt, dass viel los sein werde, aber sie möchte Weihnachtsgeschenke kaufen. „Wir haben zwar das meiste schon vor dem Lockdown gekauft, aber ich bin froh, dass die Geschäfte aufgesperrt haben.“
Auch Gertrude G. macht Weihnachtsshopping und ist froh, dass sie das nicht im Internet erledigen muss. Aber: „Die 2-G wurden bis jetzt noch nirgends kontrolliert, ich glaube da kann jeder einkaufen.“ Allerdings sei sie auch erst in zwei Geschäften gewesen.
Stammgäste schon beim Wirten
Beim Kirchenwirt im mittelburgenländischen Deutschkreutz haben sich am Montag wieder die Stammgäste eingefunden. „Die Leute sind dankbar, dass wir wieder offen haben, sie suchen die Gesellschaft“, sagt Wirtin Anni Heinrich. Schon am Sonntag hatte sie Bestellungen zum Ganslessen, die Gäste sind extra aus Wien für die lukullischen Genüsse angereist.
Auch Reservierungen für die kommenden Tage für kleine Weihnachtsfeiern trudeln nach und nach ein. Auch wenn nach wie vor viele das Angebot der Speisenabholung genutzt werde: „Wir haben jetzt schon Reservierungen für den Rotweinherbst entgegen genommen.“
Riesen Nachfrage am Sonntag
„Das Fritz“, direkt am Seeufer in Weiden am See im Burgenland gelegen, war gestern komplett ausgebucht. Sogar im „Oberdeck“, das normalerweise für Veranstaltungen reserviert ist, wurden ausnahmsweise Tische für á la carte-Kunden aufgestellt, um der immensen Nachfrage gerecht zu werden. Sehr viele Gäste aus Niederösterreich und Wien, in deren Bundesländern die Gastronomie bekanntlich noch geschlossen ist, haben den Sonntag für einen kulinarischen Ausflug ins Burgenland genutzt.
Am Montag ist der Besucheransturm nicht abgerissen – ganz im Gegenteil. Manuela Gollowitzer, zuständig für die Reservierungen im „Das Fritz“, sagt zum KURIER: „Es ist ein Wahnsinn, wir sind jetzt schon bis Sonntag übervoll und es kommen schon laufend Buchungen für nächste Woche herein.“
Es habe auch schon mehrere Anfragen aus anderen Bundesländern nach „last minute“-Weihnachtsfeiern gegeben. Geschlossene Gesellschaften sind derzeit zwar nicht möglich, aber Tischreservierungen für sechs bis zwölf Personen durchaus, lässt Manuela Gollowitzer wissen.
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