Railjet verlor Tür: Strecke erst nach drei Stunden gesperrt
Der Railjet Wien-Salzburg verliert vermutlich bei Tempo 200 bis 230 eine Tür, die am Ende nur mehr an einem Scharnier hängen bleibt. Ein Teil davon trifft das Fenster einer weiteren Waggontür. Kein Sicherheitssystem schlägt Alarm.
Erst bei der Ankunft am Freitag um 6.28 Uhr in St. Pölten fallen Zugbegleiter und Personen am Bahnsteig auf, dass die Tür des außer Betrieb befindlichen Speisewagens im rechten Winkel rund eineinhalb Meter herausstand.
Dringenden Handlungsbedarf sieht man aber nicht. Erst um 9.16 Uhr, also fast drei Stunden später, wird die Höchstgeschwindigkeitsstrecke gesperrt. Um 11.56 Uhr wird sie wieder freigegeben.
Mehrere Bahninsider bestätigen dem KURIER, dass der Regionalzug REX1905 sowie ein Haltesignal in der Folge beschädigt worden sind. Eine interne Untersuchung habe mehrere Schrammen an der REX-Lokomotive ergeben. Die ÖBB bestätigen lediglich "Kratzspuren am Signal", Beschädigungen am entgegenkommenden Zug habe es laut einem Sprecher nicht gegeben.
Unklar ist noch, ob der Vorfall vom Verkehrsministerium untersucht wird. Das werde derzeit erst geprüft, heißt es aus dem Ressort von Leonore Gewessler (Grüne).
Einzelfälle häufen sich
Brisant ist der Vorfall vor allem deshalb, weil gerade auf der 29 Kilometer langen Neubaustrecke zwischen dem Tullnerfeld und St. Pölten mehr derartige Vorfälle passieren als im gesamten deutschen Bahnnetz, das rund 40.000 Kilometer umfasst.
Sechs Tunnels gibt es in diesem Abschnitt, besonders der vorletzte Richtung St. Pölten - der 3,3 Kilometer lange Steirschweiffeldtunnel - dürfte oft im Zentrum des Geschehens stehen. Bestritten wird vehement, dass es dort bauliche Probleme geben könnte, die vielen verlorenen Türen und Bauteile seien allesamt Einzelfälle, betonen die ÖBB.
Fest steht jedenfalls, dass bei den Kontrollen der Züge in den vergangenen Jahren eingespart wurde. Ob das eine Rolle gespielt hat, wird allerdings erst eine allfällige Untersuchung des Verkehrsministeriums zeigen.
Mit einem raschen Ergebnis sollte man hier aber nicht rechnen. Trotz zahlreicher Unfälle auf der Schiene wurde der letzte Untersuchungsbericht im Herbst 2018 fertig gestellt, also vor fast vier Jahren.
Kommentare