Leere Klassen: So lief Tag eins ohne regulären Unterricht ab
In der Garderobe ist es still. Wo sonst um kurz vor 8 Uhr morgens die Schüler lärmen, hängen an diesem Montag nur die Sackerl mit den Hausschuhen. Stumm und verwaist.
Die Gänge sind leer – fast. Ein paar Mütter und Vater hasten durch das Schulhaus: Sie sammeln Bücher und Lernunterlagen ein, die die Lehrer auf Tischen vor den Klassenzimmern hinterlegt haben: Fein säuberlich nach Klasse und Kind geordnet. Damit die Schüler zu Hause etwas zu tun haben.
Die Volksschule in der Wiener Erlaaer Straße ist wegen des Coronavirus im Ruhe-Modus – wie alle Schulen im Land. Seit Montag dürfen die 300.000 Kindergartenkinder und 690.000 Kinder und Jugendliche aus Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen (NMS) und Sonderschulen nur dann in den Kindergarten oder zur Schule kommen, wenn sie zu Hause nicht beaufsichtigt werden können.
Für sie gibt es eine Not-Betreuung. Die Zielgruppe: Kinder, deren Eltern es nicht schaffen, sie zu Hause zu betreuen. Weil sie allein sind. Weil sie in ihrem Job unabkömmlich sind - trotz oder gerade wegen der Corona-Krise.
In der Volksschule Erlaaer Straße sind solche Not-Klassen die Ausnahme. Viele Klassenzimmer sind versperrt, weil nicht ein Schüler gekommen ist. Anders ist das im 1. Stock.
Dort sitzt ein Mädchen über Übungsblätter gebeugt. Ihre 23 Klassenkameraden sind zu Hause. „Sie genießt die besondere Aufmerksamkeit“, sagt die Lehrerin.
48.300 Schüler anwesend
Vergleichbar war die Situation am Montag an vielen anderen österreichischen Schulen: Im Bildungsministerium schätzt man, dass im ganzen Land nur rund 5 bis 7 Prozent der Schüler - das sind maximal rund 48.300 - anwesend waren.
Einige Bundesländer wissen es genauer. In Niederösterreich nahmen etwas mehr als 2.000 Schüler (von insgesamt 196.000) das Betreuungsangebot in Anspruch, gab Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) bekannt.
Im Bezirk Amstetten etwa sah das an einzelnen Schulen dann so aus: In die NMS in Aschbach-Markt kamen nur drei von 130 Schülern, die NMS in Wolfsbach blieb leer. Zumindest bist auf einige Eltern, die - wie in Wien - vorbereitete Unterlagen abholten.
20 Schulen in Tirol gesperrt
In Tirol konnten 537 Schüler (von 62.373) nicht zuhause bleiben. Laut Werner Mayr von der Bildungsdirektion sind in Tirol mittlerweile 20 Schulen komplett gesperrt - wegen Coronavirus-Verdachtsfällen.
In Kärnten drückten rund 700 Kinder (von 32.800) die Schulbank. „Wir haben Rückmeldungen bekommen, dass an manchen Orten zwei oder drei Kinder in die Schulen gebracht wurden, an manchen sogar gar keine“, berichtete Bildungsdirektor Robert Klinglmair.
Organisatorisch seien die Schulen jedoch angehalten, nicht nur die Zahl der Kinder festzuhalten, sondern auch zu notieren, wer genau in die Schule kommt: „Das hilft dann dabei, im Fall einer Erkrankung eines Schülers möglichst rasch die Kontaktpersonen verständigen zu können.
In Salzburg erschienen rund 600 Schüler (von 73.000) in den Klassen. „Ich freue mich sehr, dass die Eltern den Ernst der Lage erkannt haben. Das wird uns sehr, sehr helfen, diese Krise zu meistern“, sagt Bildungsdirektor Rudolf Mair.
Zu den Kindergärten heißt es vom Land, dass die Zahlen der betreuten Kinder „drastisch reduziert“ seien. Genaue Zahlen werden hier nicht erhoben.
Noch keine Zahlen aus Wien
Vorarlberg vermeldet „Schülerzahlen gegen Null“ vor allem im ländlichen Raum sowie „etwas mehr Betreuungsbedarf“ in den Städten. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Nur 0,6 Prozent aller Schüler waren anwesend.
Im Burgenland kam an 35 von 46 Schulstandorten kein einziger Schüler in die Klasse, an den übrigen ließen sich „im Schnitt nur vier Kinder“ blicken, sagt Bildungsdirektor Heinz Josef Zitz. „An den Volksschulen war es ähnlich.“
Die Bildungsdirektion Wien will am Dienstag Daten liefern. Ein Sprecher schätzt die Zahl der am Montag anwesenden Schüler auf 5 bis 7 Prozent – also auf den Bundesschnitt. In den städtischen Kindergärten sind laut Bildungsressort durchschnittlich rund 10 Prozent der Kinder erschienen.
In Oberösterreich verzeichnete die Bildungsdirektion einige Schulen, in denen mehr Schüler als Lehrer anwesend waren. Im Akademischen Gymnasium in Linz saß etwa nur ein Kind, in der Volksschule Langholzfeld (Bezirk Linz-Land) waren es nur 5.
Krabbelstuben, Kindergärten und Horte seien nur von "sehr wenigen" Kindern besucht worden, teilte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) mit.
Ähnlich die Lage in der Steiermark: „Es gibt Schulen, wo nur ein einziges Kind anwesend ist, manche mit ein, zwei oder drei Kindern. Nur sehr vereinzelt gab es Schulen mit vier bis zehn Kindern“, sagt Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner.
Probleme mit E-Learning
Viele Schüler, die zu Hause geblieben sind, dürften fleißig gewesen sein. Denn Lernplattformen wie Eduthek, LMS oder Moodle funktionierten wegen Überlastung nicht oder nur mit Verzögerungen. Das Bildungsministerium arbeitet an einer Lösung.
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