„Wie es genannt wird oder was es ist, ist egal. Aber uns geht es um die Anbindung der Gemeinde“, überlegt Werner Kirchsteiger, ÖVP-Bürgermeister von Hausmannstätten. „Wir ersticken nämlich im Verkehr.“
Hausmannstätten ist eine jener Gemeinden im Speckgürtel der Landeshauptstadt, in der viele Pendler wohnen und nach Graz zum Arbeiten fahren. Nicht nur Kirchsteiger, sondern alle Ortschefs der 36 Gemeinden im Bezirk Graz-Umgebung blicken derzeit gespannt in die Mitte:
ÖVP-Stadtchef Siegfried Nagl will in Graz bis 2030 eine U-Bahn errichten lassen. Die „Metro“ mit den beiden Linien M1 und M2 soll auf einer Länge von 25 Kilometern 27 Haltestellen haben – aber nicht über die Stadtgrenzen hinaus fahren.
Doch genau das sehen die Ortschefs aus Graz-Umgebung kritisch. Kirchsteiger regt an, Straßenbahnlinien zu verlängern. Etwa die Linie 4, die bereits bis zu einem Einkaufszentrum im Süden von Graz führt. „Da gebe es von Hausmannstätten eine schnurgerade Strecke hin, das dürften nicht einmal fünf Kilometer sein“, überlegt Kirchsteiger.
Innsbrucker Vorbild
Für dieses Modell gibt es Vorbilder, etwa Innsbruck und seine Umlandgemeinden. Acht Jahre lang wurde in der Tiroler Landeshauptstadt das Straßenbahnnetz ausgebaut, ehe mit der nunmehrigen „Regionalbahn“ Anfang 2019 auch der Osten und der Westen der Stadt auf Schienen erreichbar wurden. 290 Millionen Euro wurden bis dahin in Infrastruktur und Fahrzeuge gesteckt.
Damit die „Regionalbahn“ ihrem Namen gerecht wird, gilt es noch, zwei Nachbargemeinden anzubinden. Richtung Rum im Osten laufen die Arbeiten bereits. An der Endstation wird zudem der dortige Bahnhof der ÖBB ausgebaut, damit Pendler eine Schnittstelle zwischen S-Bahn und Tram haben.
Bis Ende 2025 soll schließlich der Endausbau mit der Anknüpfung von Völs im Westen von Innsbruck erreicht sein. Für das Projekt war ein langer Atem notwendig. Die Grundsatzentscheidung dafür fiel schon um die Jahrtausendwende.
Wer zahlt?
Graz ist aber noch lange nicht so weit. Bevor es überhaupt zu einem Bau der Metro kommen könnte, ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig. Und der größte Brocken muss ohnehin zuerst aus dem Weg geräumt werden: die Finanzierung. Laut einer Studie der Holding Graz soll die U-Bahn rund 3,3 Milliarden Euro kosten. Eine Summe, die Walter Brenner, ehemaliger Vorstand der HL-AG (die später in den ÖBB aufging; Anm.), kritisch sieht: Brenner ließ jüngst in der Kleinen Zeitung wissen, dass sich die Kosten zumindest verdoppeln könnten. Doch ob rund drei oder sechs Milliarden Euro: Die Stadt Graz kann eine so große Summe alleine nie stemmen und braucht Mittel von Bund wie Land.
Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) reagiert jedoch zurückhaltend. Vielleicht auch, weil sie „das Projekt zur Metro noch nicht im Detail“ vorgestellt bekommen habe. Sie sei zwar mit der Kommunalpolitik „in guten Gesprächen, allerdings über ein Projekt, das rasch wirkt“ und meint damit konkret neue oder verlängerte Tramlinien. „Mein Fokus liegt darauf, rasch in die Gänge zu komme, rasch Maßnahmen zu setzen“, betont Gewessler. „Das ist der Ausbau der Straßenbahn.“
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