Kommt nach dem Urlaubscluster die PCR-Testpflicht für alle?
Von Dienstag auf Mittwoch gab es in Österreich 552 neue Corona-Infektionen – so viele wie zuletzt vor zwei Monaten. Das entspricht einem Plus von 121 Fällen zur Vorwoche. Rund 100 davon dürften auf Reiseheimkehrer aus Kroatien zurückzuführen sein.
Besonders im Visier der Behörden ist ein Festival, das Mitte Juli unter dem Motto „Österreich feiert gemeinsam“ auf der Insel Pag in Kroatien stattgefunden hat. Die 19.000 heimischen Teilnehmer kamen aber nicht nur mit schönen Festival-Erinnerungen aus Dalmatien zurück. Einige hatten auch eine Corona-Infektion im Gepäck. Und die Zahl der positiven Fälle dürfte noch steigen. In Niederösterreich war am Mittwoch von einem Cluster mit 38 Personen die Rede, in der Steiermark waren vorerst 22, in Oberösterreich 18 Fälle bekannt. Insgesamt soll es bereits 102 Infizierte geben.
Rechtzeitig zur Hauptreisesaison wird damit die Debatte rund um strengere Einreisekontrollen wieder befeuert. Denn wie schon vergangenen Sommer sind es primär Reiserückkehrer, die das Virus verbreiten. Laut AGES-Berechnungen ging bereits Anfang Juli jede dritte Corona-Neuansteckung auf Heimkehrer zurück.
In Deutschland, wo die Zahlen zuletzt ebenfalls wieder angestiegen sind, ist deshalb gerade eine Testpflicht für alle Reiserückkehrer – unabhängig von der Urlaubsdestination – im Gespräch, sofern die Einreisenden nicht vollimmunisiert sind.
PCR-Testpflicht für drei Länder ab 3. August
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigte bereits am Wochenende eine PCR-Testpflicht für Ein- und Rückreisende aus den Niederlanden, Spanien und Zypern an, nachdem dort die Infektionen in die Höhe geschossen waren.
Reisewarnungen
Das österreichische Außenministerium hat derzeit für kein EU-Land eine Reisewarnung ausgesprochen. Allerdings wird in manchen Ländern auf ein „Sicherheitsrisiko“ im Zusammenhang mit der COVID-19 hingewiesen.
Beliebte Destinationen
Bei Griechenland-Reisen ist entweder ein PCR-Test (nicht älter als 72 Stunden), ein Antigen-Test (nicht älter als 48 Stunden), eine mindestens zwei Wochen zurückliegende Vollimmunisierung oder ein Genesenen-Nachweis notwendig. Die 3-G-Regel gilt auch in Italien. PCR- oder Antigen-Tests dürfen hier aber nicht älter als 48 Stunden sein und der Genesenen-Nachweis gilt nur sechs Monate. In Kroatien reicht bereits der Erststich, dieser muss aber bei der Einreise 22 Tage her sein.
Am Mittwochabend wurde die Novelle der Einreiseverordnung veröffentlicht. Wie sich bereits abgezeichnet hat, umfasst sie nur diese drei Länder. Sie gilt ab 3. August und betrifft nur Flugreisende, die nicht vollimmunisiert oder genesen sind. Sie müssen sich registrieren lassen und „unverzüglich am Flughafen“ einem PCR-Test unterziehen. Ist das nicht möglich, kann dieser in Ausnahmefällen binnen 24 Stunden nachgeholt werden.
Aus den Westbundesländern hört man, dass die Lage nicht mit dem Osten vergleichbar sei, da viele Urlauber die Flughäfen München oder Zürich nützen und dann mit dem Auto die österreichische Grenze überqueren würden.
Die Grenzübergänge werden, wie schon im Vorjahr, stichprobenartig kontrolliert. Wie engmaschig diese Überprüfungen ablaufen, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Entscheiden müssen das die lokalen Gesundheitsbehörden, sprich die Bezirkshauptmannschaften. Unterstützt werden sie diesen Sommer erneut vom Bundesheer. Mehr als 250 Soldaten kontrollieren an den Grenzen und auf Flughäfen die 3-G-Regeln. Aufstocken könne man jederzeit, heißt es von Heeresseite.
Hürden in der Praxis
Eine lückenlose Kontrolle wird trotzdem kaum umsetzbar sein bzw. würde wohl zu massiven Verzögerungen an den Staatsgrenzen führen. Diese werden für das kommende Wochenende aber ohnehin erwartet. Laut ÖAMTC droht das verkehrsreichste Wochenende des Sommers, da in Bayern die Schulferien starten.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich hinsichtlich einer ausgeweiteten PCR-Testpflicht bereits vergangene Woche skeptisch: „Wir haben im letzten Sommer erlebt, dass es bei Rückreisenden aus Kroatien gar nicht so einfach ist, jeden an der Grenze zu kontrollieren.“
Ähnlich der Tenor aus den Bundesländern mit südlicher Grenze. Dem Vernehmen nach ist es am Grenzübergang kaum nachzuweisen, ob Rückkehrer ihren Urlaub in Italien, Slowenien oder Kroatien verbracht hätten. Dementsprechend schwierig sei es, eine PCR-Testpflicht für einzelne Länder zu kontrollieren.
„Wir beobachten die Lage in den anderen Ländern ganz genau. Ich appelliere an die Österreicher, das auch zu tun“
Neue Reisebeschränkungen will auch Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) nicht. Der einzige Weg, das zu verhindern, seien mehr Impfungen: „Nur so können wir diesen Spuk beenden. Gleichzeitig beobachten wir die Situation in anderen Ländern ganz genau. Ich appelliere an die Österreicher, das auch zu tun.“
Kommentare