Oktober: Zwei Super-Kometen als potentielles Jahrhundert-Ereignis
Kometen sind wie Katzen, heißt es unter Astronomen, denn beide haben einen Schweif und tun ohnehin, was sie wollen. Besonders bei Annäherung an die Sonne wird alles zu einem Lotteriespiel, wenn die oft ein oder zwei Kilometer großen Gebilde aus Eis und Geröll auf bis zu 250 Grad erwärmt werden können. Dann brechen sie entweder auseinander oder ihr Schweif wird quasi gebacken und leuchtet auf. Letzteres eröffnet die Chance zum Großereignis.
Bei C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) war das Zittern groß, mittlerweile ist aber klar, dass es kommende Woche ein Himmelsspektakel wie nur selten geben wird. Der Komet ist heller als vielerorts erwartet und wird mit freiem Auge auf alle Fälle in unseren Breitengraden sehr gut sichtbar sein. Sein Schweif ist ungewöhnlich lang, aktuell etwa so groß wie 14 Mondscheiben. Es dürfte ein Schauspiel werden wie es nur alle paar Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte passiert.
Fix ist, dass der Anfang 2023 entdeckte Komet die Annäherung an die Sonne etwa in der Entfernung des Merkur gut überstanden hat. Das belegen zahlreiche Messungen der vergangenen Tage, aber auch vereinzelte Fotos aus Australien oder Sizilien. Der Kometenschweif ist phänomenal, mehr als doppelt so lang wie etwa bei Neowise im Jahr 2020.
Wie kann man den Kometen beobachten?
Zusätzlich ist er zur perfekten Zeit sichtbar, nämlich rund um den Sonnenuntergang, praktisch exakt im Westen. Die erste Chance bietet sich ganz tief am Abendhimmel voraussichtlich am 10. Oktober. Danach wird der Super-Komet Tag für Tag ein Stück höher zu sehen sein, wobei er am 12. und 13. Oktober am hellsten leuchtet. Dann erreicht er seinen erdnächsten Punkt, etwa so weit entfernt wie die Venus (rund 70 Millionen Kilometer).
Danch wird er noch ein, zwei Wochen vermutlich ohne Hilfsmittel zu sehen sein, bevor er in den Weiten des Alls verschwindet und nie mehr wiederkehrt. Entgegen anderslautender Medienberichte war er auch noch nie in unserem Sonnensystem (auch nicht zur Zeit der Neandertaler). Langfristige Wetterprognosen deuten jedenfalls auch auf gute Beobachtungsmöglichkeiten Rund um die beste Sichtbarkeit hin.
Und noch während die Astrofans diese Woche heiß diskutierten, wie stark Tsuchinshan-ATLAS tatsächlich wird, platzte eine weitere Sensationsmeldung herein. Denn offenbar wurde ein weiterer Komet völlig übersehen, der noch dazu bereits Ende Oktober seinen erdnächsten Punkt erreicht und sogar noch etwas heller werden könnte.
Noch ist weder eine genaue Bahn berechnet, noch ein Name festgelegt - vorerst wird er nur A11bP7I genannt, sein offizieller Name könnte C/2024 S1 lauten. Auch dieser wurde Ende September vom ATLAS-Observatorium auf Hawaii entdeckt und am Dienstag Abend offiziell bestätigt.
Wahrscheinlich gehört der Komet zur Kreutz-Sonnenstreifer-Familie, einer Gruppe, die besonders nahe an der Sonne vorbeizieht. Historisch gesehen sind Kreutz-Sonnenstreifer wie Ikeya-Seki (1965) und Lovejoy (2011) oft besonders hell geworden, mitunter sogar im Tageslicht sichtbar. Aktuell wird vermutet, dass A11bP7I zu den hellsten Exemplaren seiner Gruppe zählen könnte, wenn er nicht zerbricht.
Die genaue Position der Kometen lässt sich jedenfalls mit verschiedenen Apps sehr genau bestimmen. Starwalk, Sternatlas oder Skyview sind drei von mittlerweile sehr vielen Möglichkeiten in diesem Bereich. Beobachtungstipps findet man etwa auch auf der Internetseite der Kuffner Sternwarte. Wichtig ist jedenfalls ein freier Blick auf den Sonnenuntergang, um Tsuchinshan-ATLAS beobachten zu können.
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