Bond-Haus soll Museum werden

Eigens für die Dreharbeiten von „Spectre“ wurde dieses Holzhaus in Obertilliach auf die grüne Wiese gestellt.
Touristiker wollen den Kulissenbau in Obertilliach erhalten. Und damit 007-Fans ins kleine Dorf ziehen.

Die 007-Crew hat im wahrsten Sinne des Wortes ihre Zelte, die über Monate das Ortsbild des Osttiroler Dorfs Obertilliach mitgeprägt haben, abgebaut. Die zahlreichen Container mit Produktionsmaterial sind ebenfalls verschwunden. Und wenn im Frühjahr der Schnee geschmolzen ist, soll auch noch der Schotter von der provisorischen Parkplätzen verschwinden. Immerhin hat die britische Produktionsfirma des neuen Bond-Films "Spectre" versprochen, das Dorf so zu hinterlassen, wie sie es vorgefunden hat.

Erste Verhandlungen

Bond-Haus soll Museum werden
ABD0084_20150115 - OBERTILLIACH - ÖSTERREICH: Bond-Darsteller Daniel Craig am Donnerstag, 15. Jänner 2015, anl. der Dreharbeiten für den 24. James Bond-Film "Spectre" in Obertilliach in Osttirol. - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
Jener Kulissenbau, vor dem Daniel Craig als 007 im Jänner ballernd in Szene gesetzt wurde, steht aber nach wie vor dort, wo er im vergangenen Sommer hingebaut wurde. Und dort könnte das sogenannte Bond-Haus unter Umständen auch in Zukunft bleiben. "Wir würden es gerne erhalten", sagt Obertilliachs Bürgermeister Matthias Scherer auf Anfrage. Es gäbe bereits Verhandlungen.

Zustimmen muss nicht nur der Grundeigentümer. Einigen muss man sich zunächst einmal auch mit jenem Zimmerei-Betrieb, der den Holzstadel errichtet hat. "Er hat von der Produktionsfirma den Auftrag bekommen, das Haus abzubauen", erklärt Osttirols Tourismuschef Franz Theurl. Somit müsse man der Firma wohl lediglich den Wert des Holzes ablösen. Die Kosten dafür dürften überschaubar bleiben und zum Teil auch vom Tourismusverband mitgetragen werden, wie Theurl versichert: "Wir wollen das Bond-Thema weiterkochen." Das passiert bereits jetzt mit einem Radiospot, in dem James Bond den Sonnenskilauf in Osttirol "im Einsatz für Ihre Majestät" bewirbt.

Die Dreharbeiten zum 24. Film der 007-Reihe haben das verschlafene Obertilliach ins Rampenlicht gesetzt. Dass der berühmteste Spion der Welt ein Touristenmagnet sein kann, hat sich dabei bereits gezeigt. Zahlreiche Bond-Fans waren extra angereist, um in bester Agenten-Manier durch den Ort zu schleichen und ein paar Blicke hinter die Kulissen von "Spectre" zu erhaschen, bevor der im November in die Kinos kommt.

Kino in der Kulisse

Geht es nach Theurl, soll das Bond-Haus nicht nur herumstehen, sondern auch genutzt werden. Er denkt etwa an 007-Filmvorführungen in dem Stadel und eine Art Museum. "Wir haben viel Fotomaterial von der Produktion, das wir ausstellen können", erklärt der Touristiker. Denkbar sei zudem ein eigener Bond-Parcours.

Es sind Ideen, die bei Johannes Köck von der Cine Tirol, deren Aufgabe es ist, internationale Filmproduktionen ins Land zu locken, auf offene Ohren stoßen. "Für uns ist alles gut, was zur filmtouristischen Verwertung hergenommen werden kann. Wenn es eine Möglichkeit gibt, das Haus zu erhalten, sollte man sie nutzen." Er erinnert auch an das sogenannte "Bergdoktor"-Haus im Tiroler Ort Wildermieming. Die dortige Attrappe wurde bis 1998 für Dreharbeiten der Arzt-Serie genutzt. "Damals gab es auch Überlegungen, es weg zu geben und man hat das aber Gott sei Dank nicht getan. Das Haus ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel." Dass mit einer Bond-Kulisse Kasse gemacht werden kann, beweist man in der Schweiz. Dort wurde das Gipfelrestaurant Piz Gloria auf dem Schilthorn 1968 als Hauptquartier des Bösewichts im Film "Im Geheimdienst Ihrer Majestät" inszeniert. Mit einer interaktiven Ausstellung in der dort eingerichteten "Bond World 007" wird der Hype bis heute gepflegt.

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