Jagd auf den Wolf: Die EU lenkt in Sachen Abschuss erstmals ein

In Salzburg dürften zwei weitere Wölfe aktiv sein. (Symbolbild)
Der Druck aus Ländern wie Österreich ist nicht ungehört geblieben. Nachdem die Europäische Union jahrelang die Rufe aus den Alpenländern in Sachen Wolf ignoriert hat, scheint es nun erstmals ein Einlenken zu geben.
Die EU-Kommission hat am Mittwoch überraschend angekündigt, den Status des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Population der Raubtiere ist EU-weit explosionsartig auf 20.000 Exemplare angewachsen.
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Mit der enormen Ausbreitung werden auch die Probleme und Konflikte immer mehr. Die Raubtiere vermehren sich mittlerweile pro Jahr um bis zu 30 Prozent. „Das Problem dabei sind nicht nur die Risse von Schafen und Rindern, sondern auch, dass der Wolf zunehmend die Scheu vor dem Menschen verliert“, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP).
Druck gewachsen
Seit mehr als einem Jahr setzt Österreich auf mehreren Ebenen die Hebel an, damit die EU-Kommission in der Wolfs-Frage endlich einlenkt. Beim Agrarministerrat sei bereits 2022 mit einer Initiative eine Änderung des Schutzstatus gestartet worden. „Die schlussendlich von 16 Mitgliedsstaaten unterstützt wurde. Daraufhin hat sich auch das EU-Parlament dafür ausgesprochen.
Zudem haben wir diesen Sommer gemeinsam mit Schweden einen Aktionsplan veranlasst, welche weiteren Schritte es braucht“, erklärt Totschnig.
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Aber bis die geplante Senkung des Schutzstatus auch leichtere Abschüsse von Wölfen ermöglicht, ist es noch ein langer, steiniger Behördenweg – verbunden mit viel Bürokratie. Es benötigt die Zustimmung der EU-Mitgliedsstaaten sowie des Ständigen Ausschusses des Berner-Übereinkommens.
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Erst danach könnte die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH), die den Schutz des Wolfes offiziell regelt, abgeändert werden. Dennoch sei der generelle Paradigmenwechsel schon ein wichtiges Signal, heißt es aus den Bundesländern wie Kärnten, Tirol, Salzburg oder Niederösterreich.

Symbolbild
Länder sind zufrieden
In den Ländern können Problemwölfe bereits jetzt durch eigene Verordnungen gejagt werden, beispielsweise wenn sie Siedlungsgebieten und damit Menschen gefährlich nahekommen. „Der Wolf ist längst nicht mehr vom Aussterben bedroht, aber er bedroht Nutztiere und die Alm- und Weidewirtschaft. Er muss daher rasch vertrieben, vergrämt oder auch entnommen, also abgeschossen, werden dürfen,“ sagt Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
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Durch das Vorgehen auf europäischer Ebene sieht auch der Tiroler LH-Stellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) die Arbeit der Landesregierung bestätigt. Im Februar hatte die schwarz-rote Regierung eine Änderung des Jagdgesetzes beschlossen, womit Problem- und Risikowölfen der Garaus gemacht werden kann.
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Auch in Kärnten ist man überzeugt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. „Endlich hat Brüssel erkannt, dass die Entwicklung beim Wolf so nicht weitergehen kann. Die tatsächliche Situation in den betroffenen Ländern wird erstmals ernst genommen“, sagt Kärntens Agrar- und Jagdreferent LH-Stellvertreter Martin Gruber (ÖVP).
Pferde angegriffen
Wie hoch das Konfliktpotenzial in Sachen Wolf in Österreich mittlerweile ist, zeigt ein Fall aus dem Waldviertel. Wie der KURIER Mitte Dezember berichtete, hat ein Pferdebesitzer in Allentsteig eine alarmierende Entdeckung gemacht. Johann Weixlberger bemerkte bei seinen in einem Stall eingestellten Pferden auffällige Verletzungen, Kratzspuren und Wunden am Fell.
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Wie der Wolfsbeauftragte Aldin Selimovic bestätigt, haben DNA-Proben ergeben, dass es sich tatsächlich um die Attacke eines Wolfes gehandelt hat. Es sei aber kein Tier vom Rudel am Truppenübungsplatz in Allentsteig, sondern ein „Durchzügler“ gewesen.
Erst im vergangenen Sommer ist in Kirchberg in Tirol ein Pferd von Wölfen getötet worden.
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