Gründer des GTI-Treffen: "Es ging nur mehr ums Gasgeben"
Der Erfinder des GTI-Treffens in Kärnten, Erwin Neuwirth, hat seinen Rückzug aus der Veranstaltung beschlossen. Der KURIER hat mit ihm über die Anfänge der Veranstaltung und über Alkohol und "Gummi, Gummi" gesprochen. Er erzählt außerdem, warum die Schau seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß ist und was er sich in Zukunft wünscht.
KURIER: Wie kam es zum ersten GTI-Treffen? Welche Bedeutung hatte es für Sie?
Erwin Neuwirth: Pkw wurden zu der Zeit auf einmal leistbar. Damals war auch die Beziehung zum Auto eine andere. Für mich war Autofahren pure Freude und vor allem keine Selbstverständlichkeit. Nicht jeder hatte eines und sein eigenes war Heiligtum. Heute ist das Auto irgendwie zum Gebrauchsgegenstand verkommen und dient nur mehr zum Transport – das Herz ist verloren gegangen. Ich kann mich noch ganz genau an den Kauf meines ersten GTI erinnern. Mitte März 1982 in Salzburg. 127.000 Schilling – und ich bin sofort jedem Porsche nachgefahren. Der beste Freund des kleinen Mannes – und keiner aus Pfaffenhausen (Ursprungsort von Porsche) konnte mich mehr abhängen.
Kurz darauf fand ja das erste Treffen statt.
1982 hat keiner verstanden, was ich machen wollte. Meine Vorbereitungszeit für das erste Treffen war relativ kurz. Anfänglich war ja auch nur ein Treffen für GTI in meinem Sinn, doch dann mischte sich der VW-Konzern ein und plötzlich waren vom Passat bis zum Jetta alle dabei.
Gab es komische Blicke?
Neugierige würde ich sagen. Teils sind auch BMW-Fahrer gekommen. Am Anfang wollten die gar nicht bei uns parken und sind zuerst immer zu Fuß zum Veranstaltungszelt gegangen.
Wie hat sich das Treffen aus Ihrer Sicht gewandelt?
Der Qualität des Treffens sicher nicht dienlich waren einige fragwürdige Sponsoren. Wenn man den Jägermeister dazu nimmt und als Andenken Bierkrüge verschenkt werden, dann passiert schon was mit einer Veranstaltung. Und langsam hat sich alles zu diesem völlig schwachsinnigen "Gummi ,Gummi" entwickelt und es ging nur mehr ums Gasgeben, nicht mehr um die Gemeinschaft.
Wann haben Sie begonnen, über den Klimaaspekt nachzudenken?
Meine Tochter hat mich einmal aus heiterem Himmel gefragt: "Papa, was willst du eigentlich noch verändern?" Irgendwann wurde mir klar, dass ich das Treffen wie ein guten Freund verabschieden muss. Es ist in seiner Form nicht mehr zeitgemäß. Also Abschied mit der Hoffnung auf Wiedersehen in neuer Gestalt. Wenn Jugendliche für das Klima auf die Straße gehen, kann ich da nicht untätig zusehen. Wir als Gesellschaft dürfen aber ja nicht den Fehler machen, den Klimaaspekt nur auf den Verbrennungsmotor runter zu kürzen. Bevor man beim Diesel ansetzt, wäre es ratsam, einmal über eine Besteuerung von Kerosin nachzudenken, Kreuzfahrten die mit Schweröl die Natur belasten teurer machen oder gar verbieten. Ganz zu schweigen, dass wir in einer katastrophalen Wegwerfgesellschaft leben.
Hat das Treffen Zukunft ?
Nur wenn es zu seinen Ursprüngen zurückkehrt. Da kommt es auch nicht darauf an, mit welchem Auto man kommt. Freundschaft braucht keinen Verbrennungsmotor. Zu diesem Umdenken ist die junge Generation im Stande. Davon bin ich überzeugt.
Das der Gründer des GTI-Treffen ein Grüner war, klingt für manche skurril. Wie haben sie sich parteiintern gerechtfertigt?
Gar nicht. Ich habe aber versucht, dass die sozialen Komponenten in die Erklärung miteinbeziehen. Mein Versuch das Event ökologisch zu gestalten, scheiterte leider.
GTI-Treffen war Minus für die Gemeinde
Schlechtes Wetter, ein zu kurz davor ins Boot geholter Betreiber und immer mehr inoffizielle und unangemeldete Nebentreffen, die regelmäßig Hunderte bis Tausende PS-Begeisterte an den Wörthersee locken. Dazu noch eine Gegenveranstaltung: All dies führte dazu, dass der Veranstalter die Gemeinde Maria Wörth 2019 mit dem GTI-Treffen ein sattes Minus einfuhr.
Zumindest nach Infos von Gemeinderätin Birgit Zemasch (FPÖ). "Genau lässt es sich nicht beziffern, jedoch dürfte es sich so um die 100.000 einpendeln. Konkret kann man erst nach dem Kontrollausschuss werden." Andere Quellen im Ort sprechen gar von einem Abgang in Höhe von 150.000 Euro. Das wurde dem KURIER auch von Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP) bestätigt. "Wir haben aus der Veranstaltung unsere Lehre gezogen." Nun soll das Event wieder gemeindeintern organisiert werden, im vergangenen Jahr machte das erstmals eine Agentur.
In der Region war das Treffen jedoch in der Vergangenheit nicht immer wohlgelitten. Etwa bei der Hotellerie. Ein Kritikpunkte war ist der Zeitpunkt: Das Treffen korrespondiert mit Christi Himmelfahrt. Das kritisieren einige Hoteliers, unter ihnen Anneliese Trattnig: "Anfang Mai haben wir überhaupt kein Problem damit." Das Treffen findet aber meist Ende Mai statt. Da müsse Trattnig ihr Restaurant 14 Tage schließen. "Da sagen mir meine Stammgäste, zu der Zeit kommen wir nicht."
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