Rassisten wird die Musik abgedreht: Immer mehr Clubs verbieten Gigi d‘Agostino
Auf dem Instagram-Account des "Speki" in Klagenfurt sind Dinge zu lesen, wie: "Was im Speki passiert, bleibt im Speki."
Für die rassistischen Ausschreitung nach einem Maturaball im Februar galt dies allerdings nicht. Wie berichtet, hatten Maturanten lautstark "Ausländer raus"-Parolen zum Hit "L'Amour toujours" von Star DJ Gigi d’Agostino angestimmt.
Welche Konsequenzen dies für die Jugendlichen haben wird, ist noch offen. Der Verfassungsschutz ermittelt. Am Mittwoch wurde ein ähnlich gelagerter Fall aus Mödling bekannt.
Für "L'Amour toujours" hat es jedenfalls weitreichende Folgen. Denn der Club spielt das Lied seitdem nicht mehr.
Und ist damit nicht der einzige, wie ein Rundruf des KURIER ergab.
"Wir spielen sehr wohl Gigi-Songs, aber eben dieses Lied nicht mehr", erzählt Speki-Chef Chris Moebius im KURIER-Gespräch.
Wohlgemerkt ereignete sich der Vorfall im Februar. Lange bevor vergangene Woche ein Video aus einem Nobelclub in Sylt aufgetaucht war, auf dem die Schickeria ebenfalls bei rassistischen Gesängen gefilmt worden war.
Moebius: "Mich hat es echt gerissen, wie ich das Sylt-Video gesehen habe. Ich habe dann mein Personal nochmal daran erinnert, dass wir diesen Song bitte zur Zeit nicht spielen."
Fix verboten ist der Song heuer auch am Oktoberfest in München, sowie bei der Fußball-EM in der Fanzone am Brandenburger Tor. Auch Kronehit und Ö3 wollen den Hit nicht mehr spielen.
Musik als Rekrutierung- und Ideologisierungsansatz
Doch wie konnte ein 23 Jahre alter Song zur geheimen Hymne von Ausländerfeindlichkeit werden? Wer den Verfassungsschutzbericht des Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) liest, den verwundert dies nicht.
Bereits im Bericht für das Jahr 2022 wird darin darauf eingegangen, wie die sogenannte Neue Rechte, Musik für ihre Botschaften - von Remigration bis Bevölkerungsaustausch - nützt.
Darin heißt es etwa in einem zentralen Satz: "Rechtsextremer Musik aus Österreich kommt weiterhin die Funktion als Rekrutierungs und Ideologisierungsansatz zu. Sie bleibt ein ernstzunehmender Faktor der Bildung von Vernetzungsstrukturen und der Positionierung von Rechtsextremismus als „Lifestyle“.
Und dieser rechte Lifestyle dürfte immer salonfähiger werden.
In Linz führt Peter Schörgendorfer, selbst DJ, den Club La Jardin. „Bei uns läuft andere Musik“, sagt Schörgendorfer, „dieses Lied kann maximal vier Mal im Jahr vorkommen, wenn Musik der 80er und 90er Jahre aufgelegt wird“.
Und er hält unmissverständlich fest: „Wenn jetzt dieser Themenabend wäre, würde ich dieses Lied definitiv nicht spielen. Und meinem Team würde ich das auch sagen.“ Wobei er überzeugt ist: „Wenn bei uns jemand so etwas zu diesem Lied singen würde, würden sich die anderen Gäste sofort dagegen verwehren.“
Weniger aufgeregt sieht Erich Decker, Besitzer des "Pe3" in Wiener Neustadt die Situation. "Das lässt mich komplett kalt", sagt er. Rechtsradikale oder ausländerfeindliche Gesänge habe es in seinem Club noch nie gegeben. "Die jetzige Diskussion ist aber auch kein Grund für mich, dass ich die Musik von Gigi D'Agostino nicht mehr spielen würde", stellt Decker klar.
In Wien heißt es im Volksgarten etwa, dass man diese Musik in der Vergangenheit schon nicht gespielt habe. "Aufgrund der Symbolik, die dieses Lied jetzt hat, werden wir es auch in Zukunft ganz sicher nicht spielen", sagte Steve Bladeck, für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, auf KURIER-Anfrage.
Null-Toleranz-Politik
Derartige Vorfälle im Volksgarten seien Bladeck nicht bekannt. "Derartiges Verhalten, wie es in dem Video aus Sylt zu sehen ist, hätte bei uns den augenblicklichen Rausschmiss, ein dauerhaftes Lokalverbot und gegebenenfalls auch polizeiliche Anzeigen zur Folge." Man lege viel Wert auf die Diversität des Publikums und verfolge eine Null-Toleranz-Politik, wenn es um Rassismus und Diskriminierungen jeglicher Art geht.
Auch in der Bettel-Alm habe es derartiges Verhalten vonseiten der Gäste noch nie gegeben, sagt Inhaberin Jennifer Salchenegger auf KURIER-Anfrage. "Einer unserer Gäste hat uns bereits über das Video und die Inhalte informiert, bevor das von den Medien aufgegriffen wurde. Der war zu dieser Zeit grad auf der Insel, als der Vorfall passiert ist. Wir haben gleich reagiert und unseren DJs gesagt, sie sollen den Song ab sofort nicht mehr spielen", betont Salchenegger.
Sollte es doch einmal zu rassistischem Gegröle kommen, würde man dies sofort unterbinden und ein Hausverbot verhängen. "Da gehört sofort der Riegel vorgeschoben", so die Inhaberin der Bettel-Alm.
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