Nach Sylt: Kärntner Maturanten grölen "Ausländer Raus“ zu Gigi d‘Agostino

Nach Sylt: Kärntner Maturanten grölen "Ausländer Raus“ zu Gigi d‘Agostino
Sowohl in Villach als auch in Klagenfurt laufen Ermittlungen wegen Rassismus-Vorfällen. Wie ein Club-Chef den Vorfall erlebte.

Die Webauftritte der Speki Bar in Klagenfurt und des V-Clubs Villach ähneln sich. Viele junge Menschen, bunte Lichter, Partystimmung.

Doch noch etwas soll die Discos Kärnten verbinden. In beiden sollen Feiernde zum Song "L'Amour toujours" von Star DJ Gigi d’Agostino lautstark Rassismus-Parolen gegrölt haben.

Videos von Vorfällen

Zu sehen auf zwei Videos, die Nutzer via Instagram auf der Plattform "Klagenfurt Elite" geteilt haben. Verschwommen sieht man Partygäste, die über Minuten "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" grölen. Das jemand einschreitet, oder die Parolen unterbindet, ist hingegen nicht zu sehen.

Erst vergangene Woche war ein Video viral gegangen, in dem betuchte junge Partygäste auf Sylt zum bekannten Rhythmus einen neuen Text grölten: „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“.

Staatsschutz ermittelt

Ähnliches soll sich nun auch in Kärnten zugetragen haben, wie die Landespolizeidirektion Kärnten bestätigt. "Das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung hat die Ermittlungen übernommen. Diese dauern an", sagt Sprecherin Waltraud Dullnigg.

Wann sich die Vorfälle genau zugetragen haben, ist noch nicht offiziell bestätigt. 

Betroffene Bar distanziert sich von Vorfall

Das Video aus Klagenfurt dürfte aber offenbar bereits im Februar nach dem Rosenball entstanden sein. Und zwar in der beliebten "Speki Bar", die sich am Dienstag  in sozialen Medien klar von dem Vorfall distanzierte: „Solche Vorfälle haben bei uns keinen Platz. Unsere Türen stehen alle offen“, hieß es dabei. 

Im V-Club in Villach dürfte es am vergangenen Wochenende zu den fremdenfeindlichen Gesängen gekommen sein. Ähnlich lautete die Stellungnahme aus der Draustadt: „So etwas hat in unserem Club keinen Platz! Bei uns sind alle willkommen!“

So erlebte der Clubchef des Speki die Grölerei

Doch wie spielte sich die Grölerei genau ab? Der KURIER erreichte am Dienstagabend noch den Clubchef des "Speki", Chris Moebius.  „Das Lied war das letzte, das gespielt wurde. Es war ein Wunschlied und plötzlich ging die Grölerei los. Wir hatten zuerst eine Schocksekunde und haben zuerst gedacht, wir hören nicht richtig“, schildert Moebius den Vorfall. 


Die Störenfriede, bei denen es sich ausschließlich um Maturanten gehandelt haben soll, wurden danach sofort aus dem Club begleitet. „Wir hatten eine geschlossen After-Pary nach einem Maturaball. Unter den Mitsingenden waren ja sogar Ausländer selbst“, sagte Moebius.

Auch Landeshauptmann äußert sich

Deutliche Worte fand auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Dienstagabend in einer Stellungnahme: „So sind wir nicht! So ist Kärnten nicht! Kärnten ist gelebte Vielfalt. Unser Bundesland hat sich großartig weiterentwickelt. (...) Und wir werden uns auch nicht durch unappetitlichen und dummen Unfug davon abbringen lassen, der wohl auch nur durch die negativen Seiten von Social Media Aufmerksamkeit und Nachahmer findet. Ich will das dumme Gegröle in keinster Weise gutheißen. In Zeiten von Krieg und Teuerung gibt es allerdings auch wichtigere Sorgen."

Doch warum gerade dieser Song und warum gerade „L'Amour toujours“ ? Bereits im Vorjahr hatten die sogenannten Neuen Rechten viele ihrer Botschaften etwa auf Tiktok mit dem Song unterlegt. 

Rechtsextreme Chiffre

Gut eingänglich, leicht mitzusingen. Auf den Dorffesten dürfte sich dann eine Art rechtsextreme Chiffre zu dem Lied, das immerhin 23 Jahre alt ist, etabliert haben. Ein Gewinn für die Neuen Rechten, die im aktuellen Verfassungsschutzbericht des Innenministeriums als „geistige Brandstifter“ und eindeutig „verfassungsgefährdend“ eingestuft werden. Der Künstler selbst, distanziert sich klar von jeder rechtsextremen Botschaft seiner Musik. 

Oktoberfest-Verbot

Und hat nun dennoch den Schaden. So ist bereits fix, dass der Song beim heurigen Oktoberfest Spielverbot hat. „Das Lied wird nicht gespielt – weder im Zelt, noch sonst irgendwo“, sagte Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner dem Bayerischen Rundfunk. Auch beim Fanfest am Brandenburger Tor ist Gigi-Verbot während der Fußball EM. So soll rassistischen Ausschreitung erst gar keine Plattform geboten werden.

20 Prozent der Nutzer finden Sylt-Thema "nicht schlimm"

Apropos Plattform: Klagenfurt Elite, auf der die rassistischen Videos publik wurden, hat dem Thema auch eine Umfrage gewidmet. Auf die Frage: Wie findet ihr das Sylt Thema, antworten demnach 56 Prozent mit „Geht gar nicht“. 24 Prozent ist es egal und 20 Prozent „finden es nicht schlimm“. 

Follower hat die selbst ernannte Online-Stimme der Stadt übrigens fast 150.000. 

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